Schattenblick → INFOPOOL → POLITIK → REPORT


INTERVIEW/416: Kolonialwirtschaftsgeschichte - Utopie Mensch ...    Millicent Adjei im Gespräch (SB)


Gespräch am 4. Juni 2018 in Hamburg


Graphik: [Public domain], via Wikimedia Commons

Sklaverei in Ostafrika - ein portugiesischer Sklavenhändler tötet einen Gefangenen, Darstellung von 1866
Graphik: [Public domain], via Wikimedia Commons

Heute gibt es nur noch eine Menschenrasse, alle anderen sind ausgestorben oder haben sich in unsere Gene vererbt. Anders sieht es mit dem Rassismus aus, der sich explizit auf die Farbe der Haut bezieht und vielfältigsten Ressentiments die Tür öffnet. Kein anderes Merkmal hält sich so hartnäckig im Kanon der Diskriminierungen. Schwarze Menschen gelten per se als fremd, gar als feindselig und nicht vereinbar mit der weißen Mehrheitsgesellschaft. Als wären es allesamt Kannibalen, die nur auf die Gelegenheit warten, um die Messer zu zücken und einen Weißen in Stücke zu schneiden für den brodelnden Kochtopf, werden Schwarze im Stadtbild nicht selten argwöhnisch beäugt oder als Menschen angeblich minderer Herkunft mit Verachtung gestraft. Strafe wofür? Es waren weiße Kolonialherren, die gewaltsam in ihre Lebensumstände eindrangen, sie zu Sklaven machten und die Rohstoffe ihrer Heimat plünderten.

Dabei spielt es keine Rolle, daß sich auch Schwarze am Sklavenhandel beteiligt hatten, die Nutznießer dieses Monopols auf Menschenraub saßen in Europa oder in der arabischen Welt. Wohl gab es auch unter den Völkern und Stämmen Afrikas seit jeher Feindseligkeiten, die zuweilen in Scharmützeln ausgetragen wurden, aber der Blutzoll hielt sich stets in Grenzen. Erst die weißen Kolonialisten brachten mit der systematischen Herabwürdigung von Menschen zu einer wohlfeilen Ware und Ressource ein neues Element auf den schwarzen Kontinent. Selbst die Leibeigenschaft, die lange in Europa verbreitet war und sich über das Eigentumsrecht auf Grund und Boden definierte, hatte diese Ausmaße nie gekannt.

Rassismus hat ein schwarzes Gesicht mit Narben, die von weißen Menschen herrühren. Niemand darf eines anderen Besitz sein oder aufgrund seiner Hautfarbe unterdrückt werden, so lehrt es unsere Verfassung. Heute weiß man um die Kulturleistungen schwarzer Menschen und vieles ist noch unerforscht oder wurde durch die weiße Kolonisierung für immer vernichtet. Daß schwarze Menschen in der deutschen Diaspora nach wie vor mit alltäglichen Rassismen und institutioneller Diskriminierung konfrontiert sind, daß ihre Würde weniger gilt als die ihrer weißen Nachbarn, unterstreicht und motiviert die Forderung schwarzer Initiativen in Deutschland auf Gleichbehandlung, und das bedeutet im Grunde nichts weniger, als daß jeder Mensch zu Freundschaft und Liebe, aber auch zum Verrat fähig ist. Wer sich in meinem Haus bewährt und in der Not an meiner Seite steht, ist von jedem Tadel frei, und hätte er auch drei Ohren und ein Mondgesicht. Wer allerdings den Rassismus braucht, den Fingerzeig von ihm weg, der lose andeutet, daß er etwas Besseres sei, hat diese Lebenslektion noch nicht begriffen.

Die koloniale Vergangenheit Deutschlands ist der Schlüssel dafür, wie die soziale Abwertung von schwarzhäutigen Menschen ins allgemeine Denken griff und finstere Greueltaten auf den Weg brachte. Für die Fortdauer von Rassismen gibt es unterdessen keine Entschuldigung mehr. Dies hat Millicent Adjei auf der Podiumsdiskussion zum Thema "Hamburgs koloniales Erbe - Wie gehen wir mit unserer Geschichte um?" mit ihren Worten ausgedrückt. Im Anschluß daran beantwortete sie dem Schattenblick noch einige Fragen.


Foto: © 2018 by Schattenblick

Millicent Adjei
Foto: © 2018 by Schattenblick


Schattenblick (SB): Hat dein Engagement gegen Kolonialismus auch persönliche Gründe, die beispielsweise in deiner Familiengeschichte liegen?

Millicent Adjei (MA): Meine Herkunft ist schnell geklärt. Ich bin eine Afrikanerin, wir sind die Nachfahren der Kolonialisierten. Meine familiären Wurzeln liegen ganz klar auf dem afrikanischen Kontinent, doch aufgewachsen und sozialisiert bin ich in Deutschland. Doch wenn ich den Rassismus und die Diskriminierung hier sehe, die nun einmal aus der Geschichte der schwarzen Menschen herrühren, ist es für mich einfach unumgänglich, mich damit auseinanderzusetzen und zu fragen: Wie kann es sein, daß eine Gesellschaft - besonders die Hamburgs - sagt: Ja, wir sind das Tor zur Welt, wir sind offen, wir sind Multi-Kulti, aber wenn ich mir dann die Realität anschaue, bin ich doch nicht Teil der Gesellschaft? Oberflächlich gesehen ist alles schön, doch wenn ich auch nur einen Schritt weitergehe, stelle ich fest, daß das eben nicht so ist.

SB: Wie bist du nach Deutschland gekommen?

MA: Ich bin als Kind hierhergekommen. Meine Eltern sind schon hier gewesen und wollten dann einfach ihre Kinder bei sich haben. Sie sind nach Deutschland gekommen, weil sie sich eine bessere Zukunft erhofft haben. Das ist ein ganz normales Bedürfnis von Menschen, die einfach möchten, daß es ihnen und ihrer Familie gutgeht. Aus denselben Gründen ziehen Menschen aus Hamburg bzw. Deutschland weg, weil sie sich woanders ein neues Leben aufbauen wollen. Und genauso war es bei meinen Eltern.

SB: An der Diskussion heute hast du als Repräsentantin des Arbeitskreises Hamburg Postkolonial teilgenommen. Wie lange besteht diese Initiative schon? Gab es einen konkreten Anlaß für ihre Gründung und welche Ziele verfolgt sie seitdem?

MA: Wir haben uns 2003 zusammengetan. Es gab einen ganz wesentlichen Punkt, der uns dazu bewogen hat, am Rassismus-Thema aktiv mitzuarbeiten, um auch von unserer Seite ein Zeichen zu setzen. Dieser Anlaß war die Weltkonferenz gegen Rassismus 2001 in Durban, Südafrika. [1] Natürlich standen wir schon vorher in Kontakt und waren vernetzt mit Persönlichkeiten, die zu den Themen Rassismus und Kolonialismus gearbeitet haben und an den Aktionen in Berlin und München beteiligt waren. Deutschland hat 2001 die Abschlußerklärung von Durban unterschrieben und damit die Versklavung schwarzer Menschen als ein Menschheitsverbrechen anerkannt und daß Rassismus bekämpft werden muß. Als wir dann aber beobachten konnten, daß von der Politik her nichts weiter geschah, haben wir in Berlin und Hamburg unsere Aktionen und Demonstrationen gestartet. So ist unsere Initiative entstanden.

SB: Der Sklavenhandel ist in Teilen der Welt sicherlich ein Problem, aber nach deutschem Recht und gemäß der Präambel des Grundgesetzes verboten. Welche Formen der diskriminierenden Behandlung schwarzer Menschen hier in Deutschland müßten aus deiner Sicht von der Bundesregierung aufgrund der Erklärung von Durban bekämpft werden?

MA: Es geht nicht nur um Versklavung, sondern ganz generell um Rassismus. Und dieser Rassismus ist heute vorhanden, er wird in Schulbüchern gelehrt und läßt sich überall aufspüren, auch in der Kunst zum Beispiel. Er tritt zu Tage, wo immer man hingeht, auch direkt zwischen Menschen, wenn eine rassistische Sprache verwendet wird. Das alles hat auf uns Auswirkungen, zum Beispiel, wenn ich nicht als Mensch und Individuum respektiert und wertgeschätzt werde. Das sind für mich Gründe, um zu sagen: Es reicht. Wie können all diese Strukturen durchbrochen werden?


Foto: By Alexander Blum (Orator (talk)) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC BY 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], from Wikimedia Commons

Hamburg - hier das Hafenpanorama - hat den Ruf einer wohlhabenden Stadt
Foto: By Alexander Blum (Orator (talk)) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC BY 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], from Wikimedia Commons

SB: Damit wir uns vielleicht eine Vorstellung davon machen können, wie viele Menschen hier in Deutschland von der Versklavung Afrikas betroffen sind: Gibt es Schätzungen oder gar verläßliche Zahlen darüber, wie viele Menschen aus Afrika hierher verschleppt wurden oder als Nachfahren afrikanischer Sklaven hier leben?

MA: Die Zahlen, die ich dazu habe, sind schon veraltet. Doch mir geht es nicht um die Frage, ob jetzt hunderte oder tausende Menschen hierher verschleppt worden sind. Fakt ist, daß es geschehen ist, und selbst wenn es nur ein Mensch gewesen wäre, ist das für mich Grund genug zu sagen: Diskriminierung darf nicht sein, sie muß aufhören.

SB: Du bist in Sachen Antirassismus auch in der Erziehungsarbeit bzw. Erwachsenbildung tätig. Welche konkreten Erfahrungen hast du dabei gemacht?

MA: Ich kann ein Beispiel nennen, das ich Ende letzten Jahres erlebt habe, als ich bei einer befreundeten Familie zu Besuch war. Da sagte das Kind, ein gerade sechsjähriges Mädchen: "Mama, meine Lehrerin mag mich nicht, die hat das N-Wort verwendet. Was kann ich tun, damit sie mich mag?" Ein Kind, das eigentlich nur Quatsch im Kopf haben sollte meiner Meinung nach, sich aber mit solchen Sachen auseinandersetzt und schon fühlt und merkt, daß es, weil es eine andere Hautfarbe hat, von ihrer Lehrerin abgelehnt wird? Das ist ein No-Go, das geht gar nicht.

Dabei kann es sein, daß die Lehrerin selber gar nicht erkennt, was sie macht und anrichtet. Das ist der Grund, warum es unbedingt erforderlich ist, daß beim Thema Rassismus auch auf dieser Ebene eine Aufarbeitung stattfinden sollte. Alle Lehrer und Lehrerinnen müssen von ExpertInnen geschult und sensibilisiert werden, damit sie überhaupt erkennen, daß in Schulbüchern Rassismus reproduziert wird. Denn das hat weitreichende Folgen. Ich sage ja nicht einmal, daß die Lehrerin das aus Spaß macht, sondern weil sie selbst so erzogen wurde. Diese Kette gilt es zu durchbrechen. Wir brauchen eine Gesellschaft, die gesund ist und nicht krank macht, denn das ist es, was geschieht. Aus der Perspektive eines schwarzen Kindes macht Schule krank.

SB: Hat sich denn im Vergleich beispielsweise zu den 60er Jahren heute etwas verändert? Haben die Bemühungen, Rassismus zu bekämpfen, wenigstens zu kleinen Fortschritten geführt?

MA: Nein, das sehe ich nicht, auf jeden Fall nicht ausreichend, denn sonst hätte dieses sechsjährige Kind nicht diese Erfahrung gemacht.

SB: Nun wird ja gern erzählt, wir seien eine offene und
pluralistische Gesellschaft. Was sagst du dazu?

MA: Das stimmt einfach nicht, und das ist genau der Punkt, um den es geht. Natürlich ist es für eine weiße Lehrerin eine Herausforderung, schließlich hat auch sie nur übernommen, was zum Kolonialismus in den Schulbüchern steht und an den Universitäten gelehrt wird. Das ist zwar verständlich, aber wir leben in einer Zeit, in der wir uns die Ausrede nicht mehr erlauben können, daß wir es nicht besser wissen. Wir wissen es ganz genau und müssen dementsprechend auch agieren und vor allem lernen. Es geht um lebenslanges Lernen. Wenn wir eine Gesellschaft wollen, in der jedes Kind seine Potentiale nicht nur entwickeln, sondern auch ausschöpfen und leben kann, darf es nicht sein, daß dies einem schwarzen oder dunkelhäutigen Kind verwehrt wird.


Graphik: by Circle of Joachim Patinir [Public domain], via Wikimedia Commons

Kolonialästhetik mit langer Tradition - das Flaggschiff des portugiesischen "Seefahrers" und "Entdeckers" Vasco da Gama in einer Darstellung von ca. 1540
Graphik: by Circle of Joachim Patinir [Public domain], via Wikimedia Commons

SB: Rassismus ist ein Begriff, der vielseitig ausgedeutet werden kann und häufig verdeckt in Erscheinung tritt. Wegen der Bilder, die wir im Bewußtsein transportieren, könnte man sagen, Rassismus fängt im Kopf an und wird dann als Ideologie weitergetragen. Was sind für dich die prägendsten Merkmale von Rassismus?

MA: Rassismus hat ganz viele Schichten und äußert sich in mannigfaltigen Formen. Ich gebe einmal ein Beispiel: Ich habe mein Studium abgeschlossen, meinen Titel erworben und meine Weiterbildung absolviert. Wenn ich mich nun irgendwo bewerbe und meinen Namen nenne, schaut mich mein Gegenüber irritiert an und sagt: "Ach, Sie sind das? Sie haben diesen Abschluß? Kann ich mir schwer vorstellen. Wie kommen Sie denn dazu? Also, da müssen Sie sich erst einmal beweisen."

SB: Heißt das, deine Qualifikation wird prinzipiell in Frage gestellt?

MA: Richtig. Das sind genau diese Rassismen, die nicht offensichtlich sind, aber in meinem Gegenüber, der weiß ist, ablaufen wie in einem Film. Der stellt mich mit meinen Fähigkeiten in Frage, so, als könnte eine schwarze Frau nicht dazu in der Lage sein. "Oh, ich dachte, Sie sind eine Sängerin" wird dann gesagt oder "Spielen Sie irgendwo im Kabarett?" Weil ich eine Dunkelhäutige bin und dieser Rassismus ständig reproduziert wird, behandelt man mich, als könnte eine schwarze Person nur singen. Sie hat einfach nett zu sein und zu strahlen. Als Person werde ich mit meinen Fähigkeiten gar nicht wahrgenommen. Das ist genau das, was läuft, und das ist auf jeden Fall Rassismus.

SB: Es hat den Anschein, als habe der Rassismus weiter zugenommen, seitdem die AfD in den Bundestag gewählt wurde. Kannst du bestätigen, daß rassistische Ressentiments dadurch stärker in die Öffentlichkeit dringen und daß sich dadurch vielleicht auch die Situation schwieriger gestaltet, den Diskurs um den Kolonialismus voranzubringen?

MA: Aus meiner Sicht stellt diese Partei einfach nur eine Art Spiegelung dar. Es kommt ja nicht von heut' auf morgen, daß eine Partei gegründet wird, die rassistische Äußerungen von sich gibt, die Fakten negiert und die Gesellschaft polarisiert. Es gab vorher schon Parteien wie die NPD, die das getan haben. Daher möchte ich jetzt nicht "Buh" rufen, weil der Rassismus durch die AfD jetzt auf einmal ganz offensichtlich geworden ist. In der Öffentlichkeit wird zudem oft so getan, als wäre Rassismus nur im Rechtsradikalismus verortet, aber so ist es eben nicht, das Thema ist viel komplexer.

SB: Nun gibt es Menschen, die eure Forderung nach einer Erinnerungskultur mit der Begründung ablehnen, daß Deutschland heute kein Kolonialstaat mehr ist und daß euer Stochern in der Vergangenheit nichts mit der bundesrepublikanischen Wirklichkeit zu tun hat. Was würdest du dem entgegnen?

MA: Wir haben dazu klare Positionen. Die Gesellschaft redet gern vom Postkolonialismus, wir dagegen sprechen vom Kolonialismus und neokolonialen Bezügen und Zusammenhängen. Das ist mehr, als all die Schlagwörter, die jetzt überall in verschiedenen Medien und Illustrierten auftauchen - wenn überhaupt über Rassismus und Kolonialismus berichtet wird. Für uns ist klar, daß es um koloniale Kontinuitäten geht. Dazu braucht man nur die HafenCity zu nehmen. Der neueste Stadtteil Hamburgs steckt voller kolonialer Straßennamen, und da frage ich mich: Meine Güte, wie kann es sein, daß nach wie vor eine Reproduktion und Romantisierung der Kolonialzeit stattfindet?

Der koloniale Aufarbeitungsprozeß hat aus meiner Sicht noch nicht einmal richtig angefangen. Noch immer gibt es Lebensmittelgeschäfte, die sich "Kolonialwarenmarkt" nennen! Wenn eine Sensibilisierung, von der immer gesprochen wird, aufrichtig vollzogen und die koloniale Geschichte richtig erzählt worden wäre, könnte es so etwas nicht geben. Es fehlt das Lebendighalten von Erinnerungen. Doch es kann gar nichts erinnert werden, weil die Menschen von den in der deutschen Kolonialzeit begangenen Verbrechen nicht einmal wissen! Erst wenn ich etwas weiß, kann ich mich auch erinnern und daran arbeiten, daß es nicht wieder passiert. Wir stecken noch mittendrin in diesem Prozeß, und er geht weiter.


Abbildung: [Public domain], via Wikimedia Commons

Koloniale Aufarbeitung in Hamburg? Namensgebung in der HafenCity nach dem "großen Entdecker" Marco Polo
Abbildung: [Public domain], via Wikimedia Commons

SB: Als der Hamburger Senat 2014 ein Erinnerungskonzept zur Aufarbeitung der städtischen Kolonialgeschichte vorstellte, gab es von Verbänden schwarzer und afrikanischer Menschen sowie postkolonialen Initiativen, die dafür selbst jahrelang gestritten hatten, heftige Kritik, vor allem, weil sie zu den Fachgremien nicht eingeladen wurden. Im letzten Jahr wurde daher beschlossen, den Runden Tisch mit zivilgesellschaftlicher Beteiligung neu aufzulegen. Wie ist der letzte Stand dazu?

MA: Zum Runden Tisch kann ich nur sagen, daß es ihn noch gar nicht gibt. Wir befinden uns gerade erst im Dialog mit der Kulturbehörde. An dieser Zusammenarbeit werden wir Hamburg messen. Alles andere wäre eine Vorwegnahme von Tatsachen, die noch gar nicht geschaffen wurden. Ich bin immer ein Freund des Miteinander- und nicht des Übereinanderredens. Deswegen haben wir diesen Dialog begonnen, und jetzt geht es darum, dafür die Rahmenbedingungen und Strukturen zu schaffen. Erst dann wird sich zeigen, ob die Stadt es wirklich ernst meint und wie wir in der praktischen Arbeit wahrgenommen werden oder ob wir doch nur "Marionetten" sind und jede Institution so weiter macht wie bisher. Die Forderung der schwarzen Community ist und bleibt: Beteiligung und Mitspracherecht auf allen Ebenen.

SB: Millicent Adjei, Danke für das Interview.


Anmerkung:

[1] Unter dem Titel "Weltkonferenz gegen Rassismus, rassistische Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und damit zusammenhängende Intoleranz" fand die dritte Weltkonferenz der Vereinten Nationen zu diesem Thema vom 31. August bis 7. September 2001 in Durban, Südafrika, statt. Ihre Abschlußerklärung war mit einem Aktionsprogramm verbunden, in dem alle Regierungen zur Verabschiedung eigener Aktionspläne aufgefordert wurden. Über den Themenschwerpunkt Apartheid der vorherigen beiden Konferenzen hinausgehend hatte die Generalversammlung der Vereinten Nationen fünf Themenkomplexe für die Durban-Konferenz festgelegt: Quellen, Ursachen, Formen und gegenwärtige Manifestation von Rassismus - Opfer von Rassismus - Maßnahmen zur Prävention - Maßnahmen zur Wiedergutmachung und Kompensation - Strategien zur Verwirklichung von Gleichberechtigung.


im Schattenblick ist unter POLITIK → REPORT zur Veranstaltung "Hamburgs koloniales Erbe" unter dem kategorischen Titel "Kolonialwirtschaftsgeschichte" erschienen:

BERICHT/321: Kolonialwirtschaftsgeschichte - am Beispiel Hamburgs ... (SB)
BERICHT/323: Kolonialwirtschaftsgeschichte - Verhaltens- und Umfeldsmerkmale ... (SB)
INTERVIEW/413: Kolonialwirtschaftsgeschichte - eine alte Schuld ...    Prof. Dr. Jürgen Zimmerer im Gespräch (SB)
INTERVIEW/415: Kolonialwirtschaftsgeschichte - Raubgut bestimmen, Eigenbedarf sichern ...    Prof. Dr. Barbara Plankensteiner im Gespräch (SB)
INTERVIEW/417: Kolonialwirtschaftsgeschichte - Rassismuskompetenz ...    Tom Gläser im Gespräch (SB)

25. Juni 2018


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang