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ENTWICKLUNG/1243: Neue Solar-Moskito-Falle als wirksame Waffe gegen Malaria (idw)


Swiss Tropical and Public Health Institute - 10.08.2016

Neue Solar-Moskito-Falle als wirksame Waffe gegen Malaria


Eine mit Solarenergie betriebene Moskito-Falle dezimierte die Mücken-Population auf der kenianischen Insel Rusinga um 70%. Die Malariainfektionen gingen in der Folge um 30% zurück. Das zeigen Forscher der Universität Wageningen, des Kenyan International Centre of Insect Physiology and Ecology (ICIPE) und des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts (Swiss TPH). Damit zeigen die Forscher zum ersten Mal, dass Moskito-Fallen die Übertragung der Krankheit Malaria eindämmen können. Die neuartigen Moskitofallen könnten sich auch als wirksames Mittel gegen die Ausbreitung der Dengue- und Zika-Epidemie erweisen. Die Resultate werden heute in der Fachzeitschrift "The Lancet" publiziert.

Eine neu entwickelte Moskitofalle bedient sich eines wirksamen Tricks. Sie ködert die Tiere mit einem menschenähnlichen Duftstoff. Ein Gemisch aus Milchsäure und anderer über die menschliche Haut ausgeschiedene Stoffe lockt die Moskitos zur Falle. Ein mit Solarenergie betriebener Ventilator erzeugt einen Luftstrom und saugt die Tiere in die Falle ein.

Die heute veröffentlichte Studie zeigt, dass damit auf der kenianischen Insel Rusinga 70% der Malaria übertragenden Mücken vernichtet werden können. Die Malaria-Infektionen sanken dabei um 30%. Es ist die erste Studie überhaupt, die eine Reduktion von Malaria-Infektionen beim Menschen durch Moskito-Fallen belegt. Somit könnte sich die Falle als ein wichtiges Instrument bei der Eliminierung der Malaria erweisen.

"Die Falle tötet die Tiere ganz ohne den Einsatz von Insektiziden", sagt Studienleiter Willem Takken von der Universität Wageningen. Die Moskitos haben so keine Chance, Resistenzen gegen ein Insektizid herauszubilden. Die Umwelt wird nicht belastet.

Verbesserte Lebensqualität für die Menschen auf Rusinga

Im Verlauf der Studie wurden alle Haushalte auf Rusinga schrittweise mit Moskito-Fallen ausgestattet und die Effekte fortlaufend statistisch ausgewertet. Tom Smith und sein Team vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) überwachten die statistische Analyse und Modellierung der Studie.

Insgesamt installierten die Forscher 4'500 Fallen. Die Moskitofallen senkten nicht nur die Zahl an Malaria-Infektionen. Sie brachten der Bevölkerung auch mehr Lebensqualität. Denn die für den Betrieb der Falle benötigten Solarpanel liefern genügend Strom für eine Deckenbeleuchtung im Innern des Hauses. An einer Batterie lassen sich zudem Mobiltelefone aufladen. Auch dank dieses Zusatznutzens stiessen die Moskitofallen auf hohe Akzeptanz.

Auch gegen Zika und Dengue wirksam

Die Falle lockt nicht nur die Anopheles, die Überträgerin der Malaria, an. "Auch die Aedes aegypti, Überträgerin des Zika-Virus oder des Dengue-Fiebers, werden von menschlichen Gerüchen angezogen und lassen sich mit dieser Falle wirksam bekämpfen", sagt Tom Smith vom Swiss TPH. Damit könnte die Falle auch zur Eindämmung der Zika und Dengue Epidemien eingesetzt werden.

• Über Malaria

Alle 30 Sekunden stirbt ein Kind an Malaria. Nebst zahlreichen Menschenleben kommt die Krankheit Afrika teuer zu stehen. Hohe Gesundheitskosten und Produktionseinbussen im Landwirtschaftssektor beziffern sich auf 12 Milliarden Dollar jährlich. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beabsichtigt, die Krankheit bis 2030 zu eliminieren. Investitionen in die Entwicklung neuer Medikamente, Impfstoffe und in den Kampf gegen die Moskitos sind deshalb nötig. Die neue Moskito-Falle könnte dabei eine zentrale Rolle spielen.


Originalbeitrag

Tobias Homan, Alexandra Hiscox, Collins K Mweresa, Daniel Masiga, Wolfgang R Mukabana, Prisca Oria, Nicolas Maire, Aurelio Di Pasquale, Mariabeth Silkey, Jane Alaii, Teun Bousema, Cees Leeuwis, Thomas A Smith, Willem Takken, The effect of mass mosquito trapping on malaria transmission and disease burden (SolarMal): a stepped-wedge cluster-randomised trial, Lancet (2016), DOI: XY, S0140-6736(16)30445-7

Weitere Informationen

Prof. Thomas Smith
Leiter Health Systems Research and Dynamical Modelling Group
Schweizerisches Tropen-und Public-Health-Institut
Swiss TPH
thomas-a.smith@unibas.ch

Dr. Christian Heuss, Leiter Kommunikation
Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut
Swiss TPH
christian.heuss@unibas.ch

Karin Hommen, Wageningen University and Research
Karin.hommen@wur.nl

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1857

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Swiss Tropical and Public Health Institute, Christian Heuss, 10.08.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. August 2016

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