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STUDIE/234: Elektrosensibilität - Probanden lernen nichts aus negativen Ergebnissen (e-skeptiker)


e-Skeptiker 8/2009 - Freitag, 14. September 2009
Newsletter für Wissenschaft und kritisches Denken

Elektrosensibilität:
Probanden lernen nichts aus negativen Ergebnissen von Doppelblindtests


Als Elektrosensible bezeichnen sich Menschen, die glauben, empfindlich auf von elektrischen Geräten ausgesandte Strahlen zu reagieren. So klagen die Betroffenen in der Nähe solcher Geräte z.B. über Schwindel, Kopfschmerzen oder Schlaflosigkeit. Wissenschaftler bemühen sich seit Jahren darum herauszufinden, ob es Elektrosensibilität wirklich gibt oder ob es ein "Glaubensphänomen" - in diesem Falle ein Nocebo-Effekt - ist.

So wurden vor zwei Jahren am Londoner King's College 69 Personen untersucht, die behaupteten, kurz nach Nutzung eines Mobiltelefons Kopfschmerzen zu bekommen. Ein halbes Jahr später wurden 58 Menschen aus der Gruppe erneut getestet. In beiden doppelblind durchgeführten Tests konnte jedoch kein Zusammenhang zwischen den von den Handys emittierten Strahlen und den Beschwerden der Probanden festgestellt werden. Im Doppelblindtest konnten die Probanden also nicht unterscheiden, ob ein Handy ein- oder ausgeschaltet war.

Dieses Ergebnis führte jedoch nur bei wenigen Betroffen zur Einsicht. Zwar erwog ein Teil der Probanden die Möglichkeit, dass ihre Beschwerden psychische Gründe haben könnten. 61 Prozent jedoch schienen Abwehrmechanismen zu entwickeln: Sie zweifelten im Allgemeinen an der Wissenschaft, sie glaubten an einen durch die Mobilfunkindustrie inszenierten Betrug oder sie stellten die für die Versuche verwendete Technik infrage. Ähnliches kennt man von den GWUP-Psi-Tests, bei denen die große Mehrzahl der Probanden trotz der negativen Ergebnisse an ihren Überzeugungen festhält.

Die "Forschungsgemeinschaft Funk (FGF) e.V.", die in ihrem neuesten Newsletter von solchen Untersuchungen mit vermeintlich Elektrosensiblen berichtet, stellt auf ihrer Website eine Literaturliste zum Thema bereit. Dass die Betroffenen diesen Untersuchungen Glauben schenken werden, ist nach den Analysen des King's College wohl eher zweifelhaft.



Quellen:

FGF-Newsletter: http://bit.ly/36S1Kt

Nieto-Hernandez R, Rubin GJ, Cleare AJ, Weinman JA, and Wessely S (2008)
Can evidence change belief? Reported mobile phone sensitivity following
individual feedback of an inability to discriminate active from sham signals.
J. Psychosom. Res. 65: 453-460.

http://www.fgf.de/forschungsprojekte/studien_am_mensch.html

http://blog.gwup.net/2009/09/10/psi-test-spiegel-tv-gwup-heiler


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Quelle:
e-Skeptiker 8/2008 - Montag, 14. September 2009
Newsletter für Wissenschaft und kritisches Denken
Herausgeber: "Zentrum für Wissenschaft und kritisches
Denken" der "Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von
Parawissenschaften e.V." (GWUP)
Redaktionsanschrift: GWUP e.V.
Arheilger Weg 11, 64380 Roßdorf
Redaktion: Dr. Martin Mahner (V.i.S.d.P.)
Internet: http://www.gwup.org/e-skeptiker

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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. September 2009