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ARTIKEL/448: Weltweit sinkt die Zahl der ungewollten Schwangerschaften und Abtreibungen (DSW)


DSW [news] - Oktober 2009
Deutsche Stiftung Weltbevölkerung

Weltweit sinkt die Zahl der ungewollten Schwangerschaften und Abtreibungen

Eine Studie des Guttmacher Instituts führt diese Entwicklung darauf zurück, dass der Prozentsatz der verheirateten Frauen, die moderne Verhütungsmittel nutzen, gestiegen ist - und zwar auf allen Kontinenten.


Eine über drei Jahre laufende Studie des in New York beheimateten Guttmacher Instituts hat Mitte Oktober eine gemischte Bilanz zum Thema Schwangerschaftsabbruch gezogen. Die schlechte Nachricht aus der Studie mit dem Titel 'Ein Jahrzehnt unterschiedlicher Fortschritte' ist, dass noch immer jährlich 70.000 Frauen an den Folgen von unsicheren Abtreibungen sterben und schätzungsweise acht Millionen Frauen an den Folgen unsachgemäß durchgeführter Abbrüche leiden. Die gute Nachricht lautet, dass die Zahl der abgebrochenen Schwangerschaften weltweit um fast neun Prozent abgenommen hat: von 45,5 Millionen im Jahr 1995 auf 41,6 Millionen in 2003.

Mehr Verhütung - weniger ungewollte Schwangerschaften und Abtreibungen

Zurückzuführen ist dieser Erfolg nach Meinung des Guttmacher Instituts vor allem darauf, dass der Prozentsatz der verheirateten Frauen, die moderne Verhütungsmittel nutzen, zwischen 1990 und 2003 von 54 auf 63 Prozent gestiegen ist. Die New Yorker Wissenschaftler stellten diesen Anstieg auf allen Kontinenten fest. Afrika hinkt der weltweiten Entwicklung jedoch hinterher. Hier liegt der Anteil der verheirateten Frauen, die mit modernen Methoden verhüten, bei nur 28 Prozent, während er in den anderen Regionen mit 68 Prozent die Zwei-Drittel-Marke mittlerweile deutlich überschritten hat. Etwa ein Viertel aller Afrikanerinnen können ihren Bedarf an modernen Verhütungsmitteln und Beratungsdienstleistungen für Familienplanung nicht decken - in Asien, Lateinamerika und der Karibik liegt der Anteil dieser Frauen mit 10 bis 13 Prozent nur halb so hoch.

Mit der zunehmenden Verbreitung moderner Verhütungsmethoden ist jedoch nicht nur die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche, sondern vor allem auch die Häufigkeit von ungewollten Schwangerschaften in den vergangenen 13 Jahren spürbar zurückgegangen. Waren 1995 noch 69 von 1.000 verheirateten Frauen im Alter zwischen 15 und 44 Jahren ungewollt schwanger, ging diese Quote bis 2008 auf 55 pro 1.000 Frauen zurück. Diese Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass Verbote die Zahl der Abbrüche nicht senken helfen - sie zwingen die betroffenen Frauen vor allem dazu, unsichere Schwangerschaftsabbrüche vornehmen zu lassen oder selbst zu versuchen. 2003 sind schätzungsweise 19,7 Millionen der 41,6 Millionen Abtreibungen nicht 'sicher' gewesen, d. h. sie wurden nicht von medizinischem Fachpersonal und unter unhygienischen Bedingungen vorgenommen - ein Anteil von 47 Prozent.

Mehr wäre möglich

'Die Fortschritte, die wir verzeichnen konnten, sind gering im Vergleich zu dem, was erreichbar wäre', betonte Sharon Camp, die Präsidentin des Guttmacher Instituts, bei der Vorstellung der Studie am 13. Oktober. 'Investitionen in Familienplanung sind essentiell - viel zu viele Frauen haben keinen Zugang zu modernen Verhütungsmethoden.' Zwar habe US-Präsident Barack Obama die in punkto Familienplanung restriktive Politik der Vorgängerregierung aufgehoben und wieder höhere Ausgaben für die Unterstützung von Familienplanungsprogrammen bewilligt. Doch werde es noch einige Zeit dauern, bis größere Mengen an Verhütungsmitteln aus der Produktion dort angelangt sind, wo sie gebraucht werden. Camp beklagte darüber hinaus, dass mittlerweile kein einziges Pharmaunternehmen mehr ein Forschungs- und Entwicklungsprogramm für Verhütungsmittel unterhält.

Die Studie schließt mit drei Empfehlungen:

1) Den Zugang zu modernen Verhütungsmethoden und verbesserten Familienplanungs-Dienstleistungen erhöhen.

2) Den Zugang zu legalen Schwangerschaftsabbrüchen verbessern und entsprechende legale und sichere Dienstleistungen bereitstellen.

3) Den Versorgungsgrad von Nachsorge nach Abbrüchen erhöhen und die Qualität der Dienstleistungen verbessern.


Die Studie mit dem Titel "Abortion Worldwide: A Decade of Uneven Progress"
finden Sie auf der Website des Guttmacher Instituts als PDF unter:
http://www.guttmacher.org/pubs/AWWfullreport.pdf

Quelle: Pressemitteilung des Guttmacher Instituts, 13. Oktober 2009.
AP, 13. Oktober 2009. The Guardian, 14. Oktober 2009.

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Die DSW [news] werden im Rahmen der europäischen Öffentlichkeitskampagne "Reproductive Health For All" herausgegeben. Die Kampagne wird von der Europäischen Union finanziell gefördert. Für den Inhalt der DSW [news] ist allein die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung verantwortlich; der Inhalt kann in keiner Weise als Standpunkt der Europäischen Union angesehen werden.

Internet: www.weltbevoelkerung.de/DSW_news/pdfs/DSW__news__Oktober_2009.pdf

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Quelle:
DSW [news] - Oktober 2009
Herausgeber: Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Oktober 2009

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