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STUDIE/448: Investitionen in Erforschung vernachlässigter Armutskrankheiten vielerorts rückläufig (DSW)


Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) - 11.12.2013

Studie: Investitionen in Erforschung vernachlässigter Armutskrankheiten vielerorts rückläufig

Stiftung Weltbevölkerung: Internationale Gemeinschaft muss mehr Verantwortung übernehmen



Hannover, 11. Dezember 2013. Die Investitionen in die Forschung und Entwicklung zur Bekämpfung vernachlässigter Krankheiten wie Aids, Tuberkulose und Malaria sind in vielen Ländern rückläufig. Das geht aus der neuen "G-Finder"-Studie hervor, die das unabhängige Institut Policy Cures heute veröffentlicht. Weltweit wurden im Jahr 2012 3,17 Milliarden US-Dollar in die Erforschung und Entwicklung im Bereich vernachlässigte und armutsassoziierte Krankheiten investiert.

"Jeden Tag sterben mehr als 37.000 Menschen an vermeidbaren und behandelbaren Krankheiten wie Aids, Tuberkulose und Malaria", so Renate Bähr, Geschäftsführerin der Stiftung Weltbevölkerung. "Unsere Generation steht vor der historischen Chance, diese Krankheiten endlich in den Griff zu bekommen. Dafür ist eine stärkere Förderung der Forschung und Entwicklung neuer Impfstoffe, Medikamente und Diagnosemethoden unausweichlich. Der jüngste Rückgang der Investitionen vieler Geldgeber bei armutsassoziierten Krankheiten ist ein schlechtes Signal an die besonders betroffenen Entwicklungsländer."

Dem G-Finder zufolge wurden im Jahr 2012 zwar weltweit gegenüber dem Vorjahr 120 Millionen US-Dollar mehr in die Forschung und Entwicklung vernachlässigter Krankheiten investiert. Dieser Zuwachs gehe aber vor allem auf eine Erhöhung des Etats US-amerikanischer Gesundheitsinstitute zurück. Rückgänge der staatlichen Förderung von elf öffentlichen Gebern, darunter Großbritannien (-40,1 %), Niederlande (-47,9 %) und Norwegen (-66 %), würden dadurch kaschiert. Die Förderung Deutschlands stieg dem Bericht zufolge von 2011 bis 2012 von 31,8 auf 54,6 Millionen US-Dollar. "Diese Entwicklung ist zwar erfreulich - trotzdem belegt Deutschland gemessen am Bruttoinlandsprodukt damit im internationalen Vergleich nur den zwölften Platz", so Bähr.

Investitionen in Produktentwicklungspartnerschaften (PDPs) befanden sich 2012 mit 376,1 Millionen US-Dollar in einem Allzeit-Tief. PDPs sind internationale Non-Profit-Organisationen, die akademische Institute, öffentliche Forschungseinrichtungen, Pharmafirmen und Nichtregierungsorganisationen zusammenbringen, um Forschungslücken zu schließen. Mit diesem innovativen Modell wurden bei der Erforschung und Entwicklung neuer Gesundheitsprodukte für vernachlässigte und armutsbedingte Krankheiten in den letzten Jahren große Fortschritte erzielt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hatte 2011 erstmals Gelder für PDPs zur Verfügung gestellt.

"Die erste Ausschreibung des BMBF zu PDPs war ein wichtiger Schritt Deutschlands im Kampf gegen vernachlässigte Armutskrankheiten", so Bähr. "Die neue Bundesregierung sollte jetzt ihr Engagement verstärken und das Budget bei der zweiten Ausschreibung erhöhen. Im Kampf gegen vernachlässigte Krankheiten wäre eine Investition von 20 Millionen Euro pro Jahr ohne Ausschluss bestimmter Krankheiten oder Produkte angemessen." Laut G-Finder hat das BMBF im Jahr 2012 6,1 Millionen US-Dollar (etwa 4,4 Millionen Euro) in PDPs investiert.

Der neue G-Finder wird unter
www.policycures.org veröffentlicht.


Über vernachlässigte Armutskrankheiten

Vernachlässigte und armutsbedinge Krankheiten sind Krankheiten, die vor allem Menschen in Entwicklungsländern treffen und zu deren Bekämpfung es keine hinreichende Forschung und Entwicklung gibt. Zu diesen Krankheiten gehören 17 von der Weltgesundheitsorganisation benannte Tropenkrankheiten, zum Beispiel Dengue-Fieber, die Schlafkrankheit sowie HIV und Aids, Tuberkulose und Malaria. Millionen von Menschen, die hauptsächlich in ärmeren Ländern leben, werden derzeit von medizinischen Fortschritten bei Prävention, Diagnose und Behandlung ausgeschlossen.


Kontakt:

Stiftung Weltbevölkerung
hannover@dsw.org

Christoph Behrends
Referent Öffentlichkeitsarbeit
Logo Stiftung Weltbevölkerung
Deutsche Stiftung Weltbevölkerung
Göttinger Chaussee 115, 30459 Hannover
E-Mail: christoph.behrends@dsw.org
Internet: www.weltbevoelkerung.de

Über den G-Finder
Die jährlich vom australischen Policy Cures-Institut veröffentlichte "G-Finder"-Studie untersucht Investitionen, Trends und Muster in der Erforschung und Entwicklung neuer Produkte für vernachlässigte Krankheiten. Die Daten umfassen 31 vernachlässigte Krankheiten, 134 Produktbereiche, Plattformtechnologien und produktbezogene Forschung und Entwicklung.


Die DSW [news] werden im Rahmen der europäischen Öffentlichkeitskampagne "Reproductive Health For All" herausgegeben. Die Kampagne wird von der Europäischen Union finanziell gefördert. Für den Inhalt der DSW [news] ist allein die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung verantwortlich; der Inhalt kann in keiner Weise als Standpunkt der Europäischen Union angesehen werden.

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Quelle:
Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW)
Pressemitteilung vom 11.12.2013
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Internet: www.weltbevoelkerung.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Dezember 2013