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MELDUNG/043: Der Krankenstand in Schleswig-Holstein klettert auf 15-Jahres-Hoch (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 6/2012

Gesundheitsreport
Der Krankenstand in Schleswig-Holstein klettert auf 15-Jahres-Hoch

Von Dirk Schnack



Dies ermittelte die DAK für 2011. Die Ursache sieht die Krankenkasse auch im demografischen Wandel - das Durchschnittsalter in den Betrieben steigt an.


Einen Krankenstand von 3,6 Prozent hatte es in Schleswig-Holstein zuletzt vor 15 Jahren gegeben. Die Krankmeldungen lagen um 0,2 Prozentpunkte über dem Niveau von 2010 und lagen exakt auf dem Bundesniveau. Von 1.000 erwerbstätigen Versicherten waren 2011 im Durchschnitt pro Tag 36 Arbeitnehmer krank gemeldet.

Gehen die Beschäftigten bei uns inzwischen also schneller zum Arzt? Regina Schulz, Landeschefin der DAK Gesundheit in Schleswig-Holstein, warnte in diesem Zusammenhang vor falschen Interpretationen. "Die Steigerung des Krankenstandes ist nicht nur in Schleswig-Holstein, sondern auch im Bund ein Trend. Es zeigen sich über alle Branchen hinweg bereits die ersten Anzeichen des demografischen Wandels", sagte Schulz zu den Ergebnissen. Die Krankenkasse berief sich auf Angaben der Bundesanstalt für Arbeit, wonach die Belegschaften in deutschen Unternehmen heute im Durchschnitt älter sind als vor zehn Jahren. Ältere Mitarbeiter sind zwar seltener, dafür aber deutlich länger krank als ihre jüngeren Kollegen. Diese Entwicklung wird nach Auffassung von Schulz anhalten, wenn die Unternehmen nicht mit Prävention gegensteuern. Sie bot den Betrieben zugleich an, dass ihre Krankenkasse für präventive Maßnahmen als Partner bereit steht.

Eine Entwicklung, die sich in den vergangenen Jahren schon abgezeichnet hatte, setzte sich auch 2011 in Schleswig-Holstein fort: Psychische Erkrankungen sind für immer mehr Fehltage verantwortlich - im vergangenen Jahr für 14,7 Prozent aller Ausfalltage. 2010 waren dies noch 13 Prozent. Mehr Fehltage verursachten nur Muskel-Skelett- und Atemwegserkrankungen. Weil ein Betroffener mit seelischer Erkrankung im Durchschnitt 32 Tage fehlt, lohnt sich nach Ansicht von Schulz die Investition in ein gutes Betriebsklima, in positive Führungskultur und in familiengerechte Arbeitsplätze - alles Maßnahmen, die nach ihrer Erfahrung zur Vermeidung psychischer Erkrankungen beitragen können. Ein Schwerpunkt des diesjährigen Gesundheitsreports lag in der Untersuchung der Herzinfarktgefährdung der Erwerbstätigen. Wurde dabei bislang das Augenmerk hauptsächlich auf klassische Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck und Adipositas gelegt, ging der aktuelle Report dem Zusammenhang von Herzinfarkt, beruflicher Situation und psychischen Belastungsfaktoren nach. Dazu wurden 3.000 Berufstätige befragt. Ergebnis: Jeder 13. Befragte in Schleswig-Holstein leidet unter einer Gratifikationskrise. Darunter versteht man eine besondere Form von arbeitsbedingtem Stress: Betroffene sehen ihre Belohnung nicht in angemessenem Verhältnis zu ihren Anstrengungen. Zur Belohnung zählen neben dem Gehalt auch Anerkennung, Arbeitsplatzsicherheit und Karrierechancen. Für Betroffene verdoppelt sich das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden. "Auffällig ist, dass Gratifikationskrisen je nach beruflichem Status unterschiedlich häufig sind", teilte die DAK mit. Facharbeiter und Arbeiter leiden besonders häufig daran, Selbstständige, Freiberufler und Beamte im höheren Dienst seltener.

Obwohl Beschäftigte mit Gratifikationskrise ihren eigenen Gesundheitszustand selbst schlechter einschätzen als andere, kümmern sie sich nicht stärker um die Gesundheit; für Schulz ist dies ein wichtiger Ansatzpunkt für das betriebliche Gesundheitsmanagement. Rund 16 Prozent der Befragten gaben an, dass ihr Arbeitgeber ihnen hilft, sich vor Stress zu schützen. Keine neue Entwicklung ist der vergleichsweise hohe Krankenstand im Gesundheitswesen. Mit 4,6 Prozent stand die Branche an der Spitze, gefolgt von Verkehr, Lagerei und Kurierdiensten und der öffentlichen Verwaltung. Die niedrigsten Krankenstände wiesen die Rechtsberatung und andere Unternehmensdienstleistungen sowie Bildung, Kultur und Medien auf (3,0 bzw. 2,8 Prozent).


Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 6/2012 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2012/201206/h12064a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Juni 2012
65. Jahrgang, Seite 16
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Juni 2012