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GEWALT/280: Hebammenverband fordert Null-Toleranz-Grenze bei Gewalt in der Geburtshilfe (DHV)


Deutscher Hebammenverband e.V. - 25. November 2019

Keine Gewalt in der Geburtshilfe


Zum heutigen Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen fordert der Deutsche Hebammenverband (DHV) strukturelle Veränderungen, um Gewalt in der Geburtshilfe bestmöglich zu verhindern. Frauen, die Gewalt erfahren haben, machen seit Jahren am 25. November darauf aufmerksam: Am so genannten "Roses Revolution Day" legen sie vor den Kliniken, in denen dies geschehen ist, Rosen ab - auch in Deutschland. Die Hauptursache sieht der DHV in den Klinikstrukturen.

"Personalmangel, permanente Überforderung und Stress sind heute feste Bestandteile des Arbeitsalltages in vielen Kliniken", sagt Ulrike Geppert-Orthofer, Präsidentin des Deutschen Hebammenverbandes. "Ob Ärztinnen und Ärzte, Pflegende oder Hebammen in den Kreißsälen, sie alle leiden darunter. Die Auswirkungen sind überall sichtbar - im schlimmsten Fall als Gewalterfahrung für die Frauen im Kreißsaal. Wir fordern hier eine Null-Toleranz-Grenze."

Eine individuelle und kontinuierliche Betreuung der Frauen durch eine Hebamme ist eine der Forderungen. "Die Eins-zu-eins-Betreuung ist der Schlüssel, um strukturbedingte Gewalt in der Geburtshilfe zu verhindern", so Andrea Ramsell, Präsidiumsmitglied im DHV. "Gewalt in der Geburtshilfe ist ein frauenpolitisches Thema. Wir Hebammen haben die Pflicht, uns für eine gewaltfreie und frauenzentrierte Geburtshilfe einzusetzen. Unter anderem benötigen wir hierfür die Auflösung der starren hierarchischen Strukturen in den Kliniken."

Die ethischen Richtlinien des Hebammenverbandes verpflichten alle Mitglieder, jegliche Form von Gewalt zu vermeiden und eine frauenzentrierte, traumasensible Geburtshilfe unabhängig von sozialem Status, Religion oder kulturellem Hintergrund zu leisten. Seit Jahren macht der Verband bereits auf die strukturellen Fehlentwicklungen in der Geburtshilfe aufmerksam. Dass viele Frauen mit Gewalterfahrung heute unter anderem durch den Roses Revolution Day und die Elterninitiative Mother Hood auf das Erlebte aufmerksam machen können, ist für die Betroffenen sehr wichtig. "Wir müssen alles dafür tun, dass diese Stimmen gehört werden", so Andrea Ramsell.

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Der Deutsche Hebammenverband e.V. (DHV) ist der größte Hebammenberufsverband in Deutschland und setzt sich aus 16 Landesverbänden mit über 20.000 Mitgliedern zusammen. Er vertritt die Interessen aller Hebammen. Im DHV sind angestellte und freiberufliche Hebammen, Lehrerinnen für Hebammenwesen, Hebammenwissenschaftlerinnen, Hebammen in den Frühen Hilfen, hebammengeleitete Einrichtungen sowie Hebammenschülerinnen und Studierende vertreten. Über die berufliche Interessenvertretung hinaus ist eine gute medizinische und soziale Betreuung der Frauen und ihrer Kinder vom Beginn der Schwangerschaft bis zum Ende der Stillzeit ein zentrales Anliegen des Verbandes. Als Mitglied in der European Midwives Association (EMA), im Network of European Midwifery Regulators (NEMIR) und in der International Confederation of Midwives (ICM) setzt er sich auch auf europäischer und internationaler Ebene für die Stärkung der Hebammenarbeit sowie die Gesundheit von Frauen und ihren Familien ein.

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Quelle:
Deutscher Hebammenverband e.V.
Pressemitteilung vom 25. November 2019
Geschäftsstelle:
Gartenstraße 26, D-76133 Karlsruhe
Telefon: 0721-98189-0, Fax: 0721-98189-20
Mail: info@hebammenverband.de
Internet: www.hebammenverband.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. November 2019

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