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MELDUNG/007: Sehen Depressive alles grau? (idw)


Universitätsklinikum Freiburg - 01.04.2010

Sehen Depressive alles grau?

Freiburger Wissenschaftler entwickeln Methode, mit der in Zukunft der subjektive Zustand der Depression objektiv gemessen werden kann


Depression und Melancholie werden in Kunst und Literatur schon immer mit visuellen Begriffen umschrieben: Grau und schwarz sind die Farben, die für Melancholie oder Depressivität stehen. Im Englischen dagegen wird die niedergedrückte Stimmung mit der Farbe Blau in Verbindung gebracht, etwa wenn ein deprimierter Mensch sagt: "I'm feeling blue". Dass sich hinter diesen Sprachbildern auch eine empirische Wirklichkeit versteckt, hat nun eine Arbeitsgruppe am Universitätsklinikum Freiburg in Zusammenarbeit von Psychiatrie und Psychotherapie und Augenheilkunde gefunden.

Schon bei früheren Untersuchungen fanden sie heraus, dass depressive Menschen Schwarz-Weiß-Kontraste schlechter wahrnehmen als Gesunde. In ihrer aktuellen Studie untersuchten die Freiburger Wissenschaftler mittels einer objektiven elektrophysiologischen Methode (quasi ein EKG der Netzhaut) die Antwort der Netzhaut auf alternierende Schachbrettmuster mit unterschiedlichen Kontrasten bei Depressiven und Gesunden. Es zeigten sich hoch signifikante Unterschiede: Depressive Menschen haben dramatisch kleinere Antwortamplituden auf der Netzhaut. Sogar auf Einzelfallebene konnten aufgrund der elektrischen Netzhautmessung depressive Menschen und Gesunde mit ungewöhnlich hoher Sensitivität und Spezifität unterschieden werden. Die Untersuchung wurde jetzt in dem renommierten Fachjournal "Biological Psychiatry" veröffentlicht.

Sollten sich diese Untersuchungsbefunde in weiteren Studien bestätigen, stünde mit dieser Methode ein Verfahren zu Verfügung, mit dem auf objektive Art und Weise der eigentlich subjektive Zustand der Depression gemessen werden könnte. Dies könnte weit reichende Auswirkungen nicht nur auf die Depressionsforschung, sondern auch auf die Diagnose und Therapie von depressiven Zuständen haben.


Kontakt:
Prof. Dr. Ludger Tebartz van Elst
Sektion Experimentelle Neuropsychiatrie
Abt. Psychiatrie und Psychotherapie
E-Mail: tebartzvanelst@uniklinik-freiburg.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.journals.elsevierhealth.com/periodicals/bps/article/S0006-3223%2810%2900129-0/abstract
Veröffentlichung in Biological Psychiatry

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1401


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universitätsklinikum Freiburg, Benjamin Waschow, 01.04.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. April 2010