Schattenblick → INFOPOOL → MEDIZIN → PHARMA


ARTIKEL/461: Riesige Gewinnspanne bei Arzneimittelimitaten - Gefälschte Medikamente gefährden Menschen (idw)


Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V. - 05.04.2013

Riesige Gewinnspanne bei Arzneimittelimitaten - Gefälschte Medikamente gefährden Menschen


Wiesbaden - Etwa die Hälfte der im Internet gehandelten Medikamente sind gefälscht. Arzneimittelimitate können Leben gefährden. Rund ein Fünftel der Fälschungen enthält Stoffe, die zu körperlichen Schäden führen können. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) sieht sich gemeinsam mit ihren Korporativen Mitgliedern verpflichtet, dagegen vorzugehen. Ob und wie sich Patienten, Ärzte, Wirtschaft und Gesundheitswesen vor den Gefahren plagiierter Arzneien schützen können, diskutieren Experten auf dem 119. Internistenkongress. Die Jahrestagung der DGIM findet vom 6. bis 9. April 2013 in Wiesbaden statt.

Bei Drogen wie Heroin und Kokain beläuft sich die Gewinnspanne auf das rund 25-Fache. Gefälschte Medikamente übertreffen dies um ein Vielfaches: Der Wirkstoff Sildenafil etwa erzielt laut Zollfahndung Köln illegal Gewinnspannen von weit mehr als dem 200-Fachen. Gefälschte Präparate verursachten einerseits erheblichen wirtschaftlichen Schaden und Einkommensverluste der pharmazeutischen Industrie, sagt Professor Ulrich R. Fölsch, Generalsekretär der DGIM aus Kiel: "Vor allem aber stellen gefälschte Medikamente eine potente Gefahr für die Gesundheit von Menschen dar", warnt Fölsch im Vorfeld des 119. Internistenkongresses.

Als "gefälscht" bezeichnet die Weltgesundheitsorganisation Medikamente, deren Identität oder Herkunft absichtlich falsch gekennzeichnet sind. Dazu gehören aber nicht nur Lifestyle-Produkte wie Potenzmittel oder Anabolika. Leicht zu haben sind auch Beruhigungs- und Schlafmittel oder konzentrationsfördernde Arzneien. Aber auch Antibiotika, Schmerzmittel und rezeptpflichtige Medikamente in der AIDS- und Krebstherapie gelangen als Plagiate auf den Markt. Während jedoch der Rauschgifthandel weltweit verfolgt wird, fehlten bei der Bekämpfung des illegalen Arzneimittelhandels vergleichbare, international vereinbarte Normen, sagt Volker Kerrutt vom Zollfahndungsamt Köln.

Ob es sich um ein gefälschtes Präparat oder das Original handelt, ist für Verbraucher und Patienten nur schwer zu unterscheiden: Täuschend echt ahmen Händler Verpackung und Aussehen der Tabletten nach. Zum Schutz der Betroffenen und im Sinne der Qualitätssicherung will die DGIM der Herstellung und Verbreitung gefälschter Medikamente entgegenwirken. "Unser gemeinsames Ziel muss es sein, im deutschen und europäischen Raum Medikamente sicherer zu machen und deren Herkunft zurück verfolgbar zu gestalten", sagt Dr. Franz-Josef Wingen, Sprecher der Korporativen Mitglieder der DGIM aus Leverkusen. Auch die EU plant, bis zum Jahr 2017 zusätzliche Sicherungen einzuführen. Verbände von Arzneimittelherstellern, Großhändler und Apotheken in Deutschland haben deshalb das "securPharm-System" entwickelt: Danach trägt jede Packung eine Seriennummer, codiert in einem quadratischen Data-Matrix-Code. Derzeit laufen die Packungen in Tests, erste Ergebnisse stehen unmittelbar bevor.

Verbraucher können sich nur begrenzt selbst vor den Plagiaten schützen. Die DGIM rät in jedem Fall von der Einnahme ab, wenn der Beipackzettel fehlt. Auch ungewöhnliche Beschaffenheit oder Farbe können auf eine Fälschung hindeuten. Die von gefälschten Medikamenten ausgehenden Gefahren diskutiert die DGIM auf ihrem Kongress mit Vertreten aus Gesundheitswesen, Industrie und Medizin im Rahmen des Frühjahrssymposiums der Korporativen Mitglieder der DGIM und in einer Pressekonferenz am 8. April 2013 in Wiesbaden.


Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1248

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V.
Anna Julia Voormann, 05.04.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. April 2013

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang