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SCHMERZ/544: Starke Schmerzmittel - Ärzte sind unsicher (idw)


Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS) - 30.08.2010

Starke Schmerzmittel: Ärzte sind unsicher

80 % verordnen Opioide, nur wenige wissen genau Bescheid


Viele Ärzte sind bei der Verordnung von opioidhaltigen Schmerzmitteln unsicher: Eine Befragung durch Dresdener Forscher unter 226 Schmerztherapie-interessierten Ärzten hat ergeben, dass zwar über 80 % regelmäßig Opioide gegen starke Schmerzen verordnen, jedoch nur die wenigsten Fragen zur Anwendung und Medikamentenwahl nach aktuellem wissenschaftlichem Kenntnisstand richtig beantworten konnten. Die Dresdner Forscher drängen daher auf eine intensivere Ausbildung von Medizinstudierenden und Ärzten. Sie berichten in 'Der Schmerz' dem offiziellen Organ der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS).

Wissensmangel

Nach den Einsatzgebieten von Opioiden gefragt, nannten fast alle Befragten korrekt Tumorschmerzen. Die Hälfte konnte weitere Diagnosen nennen, bei denen Opioide in Frage kommen. Bis zu 13 Prozent gaben allerdings auch Einsatzgebiete an, bei denen Opioide von Spezialisten eindeutig abgelehnt werden, wie z.B. Kopfschmerzen. Auch bei der Dosierung mangelt es an Wissen. So würden über 40 Prozent ein schnell wirksames Medikament, das bei Bedarf gegeben wird, unterdosieren.

Nebenwirkungen werden überschätzt

Die Nebenwirkungen von Opioiden wurden häufig falsch eingeschätzt. Besonders psychische Abhängigkeit und seltene Nebenwirkungen werden überschätzt. Dies und die wenig bekannten rechtlichen Bedingungen bei der Verordnung von Betäubungsmitteln könnten Gründe dafür sein, dass Ärzte im Zweifel keine Opioide verschreiben, auch wenn das sinnvoll wäre. Andererseits kann die mangelnde Therapiekenntnis im Umgang mit Opioiden aber auch zu einem unkritischen Einsatz der Präparate mit einer Gefährdung des Patienten führen. Die Forscher empfehlen daher eine intensivere Ausbildung von Medizinstudierenden und Fortbildung von Ärzten. Die DGSS hat gemeinsam mit anderen Fachgesellschaften allen Medizinischen Fakultäten zu diesem Zweck ein Kerncurriculum zur Verfügung gestellt, das die wichtigsten Informationen zur Schmerztherapie in 14 Stunden zusammenfasst und im Querschnittsfach des Studiums gelehrt werden kann.


Titelaufnahme

M. Pflughaupt et.al.
Befragung schmerztherapeutisch interessierter Ärzte zum Umgang mit Opioiden.
In: Der Schmerz 2010, 24:267-275
DOI: 10.1007/s00482-010-0913-3

Ansprechpartner
Dr. Markus Pflughaupt
Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
Technische Universität Dresden
Fetscherstr. 74, 01307 Dresden
E-Mail: markus.pflughaupt@uniklinikum-dresden.de

Kerncurriculum
http://www.dgss.org/index.php?id=103

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution618


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS)
Meike Drießen, 30.08.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. September 2010