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HERZ/432: IQWiG weist Kritik an Abschlußbericht zu Bluthochdruckmedikamenten zurück (idw)


Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) - 07.10.2009

IQWiG: Deutsche Hochdruckliga lenkt von den wirklichen Problemen ab

Institut weist Kritik an Abschlussbericht zu Bluthochdruckmedikamenten zurück


Die Deutsche Hochdruckliga (DHL) kritisiert heute einen im September 2009 erschienenen Bericht, in dem das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) Arzneimittel zur Blutdrucksenkung bewertet hat. Der Bericht kam zu der Schlussfolgerung, dass bestimmte Wirkstoffe aus der Gruppe der Diuretika "für viele Patienten als Mittel der ersten Wahl gelten" können. In einer Pressemitteilung (7.10.09) stellt die DHL jetzt diese Schlussfolgerung für Patientinnen und Patienten in Frage, die außer Bluthochdruck bestimmte weitere Erkrankungen haben.

"Zur Klarstellung: Wir haben nie behauptet, dass unsere Schlussfolgerung für alle Patienten gilt", sagt Prof. Dr. med. Peter Sawicki, der Leiter des IQWiG: "IQWiG-Berichte beantworten eine präzise definierte Frage, sie sind aber keine Leitlinien für die Behandlung einzelner Patienten."

Aus diesem Grund enthält der Bericht selbst in der Kurzfassung
(http://www.iqwig.de/download/A05-09_Kurzfassung_Abschlussbericht_
Antihypertensive_Wirkstoffgruppen_als_Therapie_der_ersten_Wahl.pdf)
(Link bitte im Browser zusammenfügen)
(S. vii) und in den Schlussfolgerungen
(http://www.iqwig.de/download/A05-09_Abschlussbericht_
Antihypertensive_Wirkstoffgruppen_als_Therapie_der_ersten_Wahl.pdf)
(Link bitte im Browser zusammenfügen)
(S. 236) den ausdrücklichen Hinweis:
"In der Gesamtschau der Ergebnisse können Diuretika in der Regel als Therapie der ersten Wahl im Sinne der Fragestellung des vorliegenden Berichts angesehen werden, wobei individuelle Patientenbesonderheiten wie Komorbiditäten und Alter zu berücksichtigen sind."

Ein Ergebnis des Berichts war, dass Diuretika Herzinfarkte und Schlaganfälle für viele Patienten am besten verhindern können. "Deshalb ist es sinnvoll, eine Therapie mit Diuretika anzufangen, außer es gibt einen konkreten Grund dagegen, zum Beispiel andere Erkrankungen", sagt Sawicki.

Das Institut befürchtet, dass es generell der Qualität der Blutdruckbehandlung schaden könnte, wenn die DHL öffentlich eine Kontroverse schürt, die es gar nicht gibt. Tatsächlich ist die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Bluthochdruck in Deutschland deutlich schlechter ist als in anderen Ländern. Weniger als 20 Prozent der Patienten mit Hypertonie gelten als gut eingestellt. "Es ist doch offensichtlich, dass die Empfehlungen der Hochdruckliga seit Jahren kaum umgesetzt werden", sagt Sawicki: "Warum stellt sich die Hochdruckliga nicht der Frage, warum ihre Akzeptanz so schlecht ist?"


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.iqwig.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution906


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
Dr. Anna-Sabine Ernst, 07.10.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Oktober 2009