Schattenblick → INFOPOOL → MEDIZIN → KRANKHEIT


REISEMEDIZIN/084: Meningokokken W-Anstieg in Großbritannien - Impfschutz empfohlen (CRM)


CRM Centrum für Reisemedizin GmbH - 22. Oktober 2015

Meningokokken W-Anstieg in Großbritannien

Centrum für Reisemedizin empfiehlt umfassenden Impfschutz


Düsseldorf - In Großbritannien ist es jüngst zu einem dramatischen Anstieg von Infektionen mit Meningokokken der Serogruppe W gekommen. Zwischen Juli 2014 und Juni 2015 erhöhte sich die Anzahl der Erkrankungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 88 Prozent - von 98 auf 184 Fälle. Das Bakterium kann eine Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung hervorrufen. "MenW" zählt zu den Meningokokken-Infektionen, die am häufigsten tödlich verlaufen. Aufgrund der epidemiologischen Verschiebungen startete Großbritannien kürzlich ein neues Impfprogramm für Jugendliche und junge Erwachsene. Auch im Niger und in anderen Ländern Westafrikas kam es in den letzten Monaten zu epidemiologischen Verschiebungen. Dort treten vermehrt Erkrankungen von Meningokokken-Meningitis der Serogruppe C auf. Diese Serogruppe war bisher für Afrika untypisch und kommt eher in Europa und den USA vor. Reisende in Endemiegebiete und insbesondere Austauschschüler und -studenten sollten einen möglichst umfassenden Impfschutz gegen Meningokokken haben, rät das CRM Centrum für Reisemedizin. Das Institut empfiehlt den Immunschutz gegen alle derzeit impfpräventablen Serogruppen A, B, C, W135 und Y.

Meningokokken kommen in insgesamt zwölf Serogruppen vor, von denen A, B, C, W135 und Y weltweit für die Mehrzahl der Erkrankungen verantwortlich sind. In Großbritannien spielte die Serogruppe W lange Zeit nur eine untergeordnete Rolle. Noch 2009 hatte "MenW" dort einen Anteil von nur ein bis zwei Prozent an allen Meningokokken-Infektionen; inzwischen sind es rund 15 Prozent. Die Bakterien werden als Tröpfcheninfektion von infizierten, aber häufig nicht erkrankten Trägern an andere Menschen weitergegeben. "Vergleichbare Verschiebungen zeigen sich in vielen Ländern und sind auch hierzulande möglich, Migration spielt hier eine wesentliche Rolle", sagt Professor Dr. med. Tomas Jelinek, Wissenschaftlicher Leiter des CRM Centrum für Reisemedizin. In den USA etwa hat sich der Anteil der durch die von Serogruppe Y verursachten Erkrankungen seit Anfang der 90er Jahre von früher zwei Prozent auf jetzt bis zu 30 Prozent vergrößert. Das CRM Centrum für Reisemedizin plädiert deshalb für einen umfassenden Impfschutz, der vor verschiedenen Untergruppen des Bakteriums schützt. Impfpräventabel sind die Serogruppen A, B, C, W135 und Y. Zu Verfügung stehen Impfstoffe gegen Meningokokken der Serogruppe C sowie Vierfach-Impfstoffe gegen Meningokokken der Serogruppen A, C, W135 und Y. Seit Ende 2013 ist außerdem ein Impfstoff gegen die Serogruppe B zugelassen.

In Deutschland treten vor allem die Serogruppen B und C auf. Das Robert Koch-Institut (RKI) registrierte 2014 insgesamt 274 Fälle, bei mehr als 70 Prozent handelte es sich um Infektionen mit Meningokokken B. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am RKI empfiehlt standardmäßig für Deutschland eine Impfung gegen Meningokokken C für alle Kinder ab dem zweiten Lebensjahr. Diese Entscheidung geht manchen Bundesländern nicht weit genug: So rät die Sächsische Impfkommission zu einer standardmäßigen Impfung auch gegen Meningokokken B.

"Gerade auch für Reisende und solche, die mit Reisenden in Kontakt kommen, ist ein Impfschutz, der verschiedene Serogruppen abdeckt, bedeutsam", so Jelinek. Wichtig ist dieser bei Reisen in die Länder des tropischen Afrikas, den Nahen Osten, die Arabische Halbinsel sowie Teile Asiens und Südamerikas, in denen Meningokokken-Infektionen epidemisch auftreten. Zudem ist ein umfassender Impfschutz für Reisende wichtig, die engen Kontakt zur einheimischen Bevölkerung haben oder in Gemeinschaftsunterkünften wohnen. Dazu gehören vor allem Austauschschüler und -studenten. Ihr Risiko, sich mit Meningokokken anzustecken, ist besonders groß.

Übertragen werden die Erreger über eine Tröpfcheninfektion, zum Beispiel beim Husten oder Niesen. Die bakterielle Infektion ist gefürchtet, weil sie eine gefährliche eitrige Gehirnhautentzündung, die sogenannte Meningokokken-Meningitis, oder eine Sepsis verursachen kann. Die Erkrankung kann in jedem Lebensalter auftreten, ist jedoch in zwei Altersgruppen besonders häufig: Die höchsten Rate der Neuerkrankungen werden im ersten und zweiten Lebensjahr und bei 15- bis 19-jährigen Jugendlichen beobachtet.


Quellen:

http://promedmail.org/direct.php?id=20150926.3673122

https://www.gov.uk/government/news/new-meningococcal-vaccination-programme-expected-to-save-lives

http://www.meningitis.org/news-media/charity-welcomes-new-vaccines-103195

https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Jahrbuch/Jahrbuch_2014.pdf?__blob=publicationFile

https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2015/Ausgaben/37_15.pdf?__blob=publicationFile


Das CRM Centrum für Reisemedizin trägt als unabhängiges, anerkanntes Fachinstitut Informationen über Infektions- und andere relevante Gesundheitsrisiken aus aller Welt zusammen und wertet sie aus. Ärzte und Apotheker können auf die daraus entwickelten Fachinformationsdienste für ihre reisemedizinische Gesundheitsberatung zurückgreifen - etwa auf das jährlich erscheinende Standardwerk "CRM Handbuch Reisemedizin". Das CRM ist außerdem der führende Anbieter von Seminaren zur Reise- und Tropenmedizin, die von der Landesärzte- und Apothekerkammern als Fortbildungsmaßnahmen anerkannt und mit Punkten bewertet werden. Das CRM Centrum für Reisemedizin wurde 1988 gegründet und gehört seit 2005 zur Thieme Verlagsgruppe.
Aktuelle Informationen und Adressen von Ärzten und Apotheken, die qualifizierte reisemedizinische Beratung anbieten, veröffentlicht das Centrum für Reisemedizin unter:
www.crm.de

*

Quelle:
CRM Centrum für Reisemedizin
Thieme Verlagsgruppe
Presseinformation vom 22. Oktober 2015
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Juliane Pfeiffer
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart
Telefon: 0711 / 89 31-693, Fax: 0711 / 89 31-167
E-Mail: juliane.pfeiffer@thieme.de
Internet: www.crm.de und www.thieme.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Oktober 2015

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang