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RHEUMA/289: Weltnichtraucher-Tag am 31. Mai - Rauchstop für Patienten mit Rheuma angeraten (DGRh)


Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. 29.05.2019

Weltnichtraucher-Tag am 31. Mai:
DGRh rät Patienten mit Rheuma dringend zu Rauchstop


Tabakrauchen verschlimmert rheumatische Erkrankungen. Das gilt auch für den Morbus Bechterew, eine entzündliche Erkrankung in den Gelenken der Wirbelsäule, die meist im jüngeren Erwachsenenalter beginnt. Rauchende Patienten leiden nach Auskunft der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh) unter stärkeren Rückenschmerzen, und die drohende Versteifung der Wirbelsäule schreitet bei ihnen schneller voran. Ein Rauchstopp ist deshalb fester Bestandteil der Therapie

Auffällig viele junge Menschen mit einer axialen Spondyloarthritis, wie Rheumatologen die Erkrankung nennen, rauchen. "Unter den Patienten, die sich bei Fachärzten in Behandlung befinden, ist fast jeder zweite aktiver oder ehemaliger Raucher", sagt Professor Dr. med. Hendrik Schulze-Koops, Präsident der DGRh und Leiter der Rheumaeinheit am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München. Es gebe zwar bislang keine Hinweise, dass Rauchen zu den Auslösern der Erkrankung gehört. Denn weshalb es bei einigen Menschen ab dem Alter von 20 bis 40 Jahren zu einer chronischen Entzündung in der Umgebung der Wirbelsäule kommt, ist wie bei den meisten rheumatischen Erkrankungen noch nicht abschließend geklärt. Fest stehe jedoch, dass Rauchen mit einem früheren Auftreten von Krankheitsanzeichen verbunden ist und die Versteifung der Wirbelsäule rascher voranschreiten kann. "Rauchende Patienten haben meist stärkere Rückenschmerzen und die Veränderungen im Röntgenbild sind ausgeprägter als bei nichtrauchenden Patienten", berichtet der Rheumatologe.

Dies wurde kürzlich durch eine Untersuchung von 2.000 Patienten aus Großbritannien bestätigt. Auch dort war die Hälfte der Patienten aktiver Raucher oder ehemaliger Raucher. Diese Gruppe hatte eine höhere Krankheitsaktivität und sie litt häufiger unter Müdigkeit, Schlafstörungen, Angst und Depressionen, die häufige Folgeerscheinungen einer axialen Spondyloarthritis sind. Nach den in der Fachzeitschrift "Rheumatology" (2019; 58: 811-819) veröffentlichten Ergebnissen erkranken Raucher zudem häufiger an einer Psoriasis, auch Schuppenflechte genannt. Entzündungen in Auge (Uveitis) oder Darm (Morbus Crohn und Colitis ulcerosa) waren dagegen etwas seltener. Ein überraschender Befund, der nach Ansicht der britischen Experten um Nicola Goodson, Universität Liverpool, noch durch weitere Studien überprüft werden muss.

Warum Rauchen Rheuma verstärkt, erläutert Professor Schulze-Koops: "Die Schadstoffe aus dem Tabakrauch lösen im Blut eine Entzündungsreaktion aus". Der Laborwert CRP (C-reaktives Protein) sei häufig erhöht. Dies verstärke die chronische Entzündung, die bei Rheuma die Gelenke angreift und zerstört.

Die DGRh rät in ihrer Leitlinie zur axialen Spondyloarthritis deshalb allen Patienten dringend dazu, mit dem Rauchen aufzuhören, um stärkere Einbußen der Funktionsfähigkeit und das Fortschreiten der Erkrankung zu begrenzen. "Die Patienten sollten alle Möglichkeiten ausschöpfen, schädliche Einflüsse von Tabakrauch zu meiden", sagt Professor Schulze-Koops. Dazu gehört das kostenlose "rauchfrei"-Ausstiegsprogramm der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), aber auch Selbsthilfegruppen, eine psychologische Beratung, Nikotinersatzstoffe oder Medikamente. Die Kosten für Nikotinersatzstoffe oder Medikamente werden von den Krankenkassen derzeit allerdings nicht übernommen.


Originalpublikation:
Sizheng Zhao, Gareth T. Jones, Gary J. Macfarlane, David M. Hughes, Linda E. Dean, Robert J. Moots and Nicola J. Goodson, Associations between smoking and extra-axial manifestations and disease severity in axial spondyloarthritis: results from the BSR Biologics Register for Ankylosing Spondylitis (BSRBR-AS) Rheumatology, Volume 58, Issue 5, May 2019, Pages 811-819
https://doi.org/10.1093/rheumatology/key371

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.dgrh.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution524

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. 29.05.2019
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Juni 2019

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