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HERZ/694: Neuartiger Defibrillator - Minicomputer fährt das Herz runter oder hoch (idw)


Universitätsklinikum Frankfurt - 03.12.2013

Der elektronische Schutzengel fürs Herz



Das Frankfurter Universitätsklinikum setzt erstmalig in der Rhein-Main-Region und als eines der ersten Krankenhäuser in Deutschland einen neuartigen Defibrillator ein. Die "State of the Art"-Technologie korrigiert Herzflimmern auf sehr schonende Weise.

In der Kardiologie des Universitätsklinikums Frankfurt wurde Ende Oktober erstmals ein neuartiger Defibrillator implantiert. Ein solches Gerät kann durch gezielte Stromstöße lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen wie zum Beispiel das Kammerflimmern beenden. Herkömmliche Defibrillatoren werden unterm Schlüsselbein eingesetzt und bis zu drei Elektroden des Gerätes über zentrale Blutgefäße direkt zum Herzen geführt. Die neue Technologie mit dem Namen S-ICD wird subkutan implantiert, das heißt in das Gewebe direkt unter der Haut. "Mit dem neuen System bleiben Gefäße und Herz unberührt und werden dadurch geschont", erklärt Prof. Andreas Zeiher, Direktor der Medizinischen Klinik III/Kardiologie am Universitätsklinikum. Deutschlandweit gibt es nur wenige Kliniken, die diese Technologie bereits angewendet haben. "In der Rhein-Main-Region sind wir die Ersten, bei denen Patienten von dieser zukunftsweisenden Technologie profitieren können", sagt der zuständige Oberarzt PD Dr. Felix Gramley.

Minicomputer fährt das Herz runter - oder hoch

Der S-ICD wird in der seitlichen Region des Brustkorbes unter dem linken Arm direkt unter der Haut platziert. Eine elektrische Leitung, die zum Brustbein läuft, wird ebenfalls unter die Haut gelegt. Am Ende dieses dünnen Drahtes gibt es einen Pol, über den die Herzaktivitäten gemessen und bei Bedarf gezielt gesteuert werden können. Rast das Herz, wird es vom S-ICD durch elektrische Impulse praktisch heruntergefahren. Ist es zu langsam, wird es munter gemacht. Bei der nötigen Operation wird in einem geringeren Umfang als bei herkömmlichen Defibrillatoren in den menschlichen Körper eingegriffen, weil man nur in das Gewebe direkt unter der Haut implantiert. Dadurch werden Gefahren wie Entzündungen und Verletzungen der Gefäße oder Lunge wesentlich reduziert. Besonders schonend ist die Operation für Patienten, weil die Frankfurter Kardiologen den Eingriff in örtlicher Betäubung durchführen.

"Für die oft schwerkranken Herzpatienten, die außerdem unter häufigen Infekten oder einer Immunschwäche leiden, ist der S-ICD eine wichtige Innovation", sagt Prof. Zeiher. Der Minicomputer mit Akku ist so groß wie eine Kinderhandfläche und so teuer wie ein Kleinwagen. Nach Angabe des Herstellers funktioniert er je nach Inanspruchnahme durch das Herz sechs bis acht Jahre. Anschließend sei ein Austausch problemlos möglich. Der von dem amerikanischem Medizingerätehersteller Boston Scientific vertriebene Defibrillator wurde von der europäischen und der besonders strengen US-amerikanischen Arzneimittelbehörde, der FDA, zugelassen.

Patient ist froh über seinen elektronischen "Schutzengel"

Der Frankfurter Patient Michael S.*, dem Oberarzt Gramley den ersten S-ICD implantiert hat, konnte bereits wenige Tage nach der OP wieder entlassen werden. Er war zuvor mit einer lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörung vom Notarzt wiederbelebt und ins Uniklinikum eingeliefert worden. "Mir geht es wieder super und ich fühle mich jetzt sicher, wenn ich nach Hause gehe, weil ich meinen Schutzengel immer dabei habe", sagte er zwei Tage nach der Operation. Er spüre weder das Gerät noch die elektrische Leitung und das sei "phänomenal". Das er einer medizinischen Premiere gedient habe, sei in Ordnung - so habe er von der neusten Technologie profitieren können. Insgesamt zeigte er sich mit der Behandlung am Universitätsklinikum sehr zufrieden: "Ich fühle mich hier absolut gut aufgehoben und gut betreut, von den Ärzten bis zu den Krankenschwestern."


* Name geändert

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Der S-ICD wird in der seitlichen Region des Brustkorbes unter dem linken Arm direkt unter der Haut platziert. Eine elektrische Leitung, die zum Brustbein läuft, wird ebenfalls unter die Haut gelegt.

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universitätsklinikum Frankfurt, Ricarda Wessinghage, 03.12.2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Dezember 2013