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FORSCHUNG/020: Genetische "Lockvögel" sollen Gefäßschäden bei Marfan-Syndrom vorbeugen (idw)


Universitätsklinikum Heidelberg - 04.03.20110

Genetische "Lockvögel" sollen Gefäßschäden bei Marfan-Syndrom vorbeugen

Wissenschaftler am Herzzentrum des Universitätsklinikums Heidelberg erhalten 20.000 Euro für neues Forschungsprojekt


Die Gefäße von Patienten mit Marfan-Syndrom - einer angeborenen Bindegewebserkrankung - weisen häufig Aussackungen (Aneurysmen) auf, die spontan einreißen und zu schweren Blutungen bis hin zum Tod führen können. Am Herzzentrum des Universitätsklinikums Heidelberg arbeiten Forscher jetzt daran, die dafür verantwortlichen Botenstoffe zu blockieren: mit Hilfe von kurzen DNA-Stücken, den "decoys" (englisch für "Lockvögel"). Das Pilotprojekt ist eine Kooperation zwischen Privatdozent Dr. Klaus Kallenbach, Klinik für Herzchirurgie, und Privatdozent Dr. Andreas Wagner, Abteilung für Physiologie und Pathophysiologie. Die B. Braun Stiftung unterstützt es mit 20.000 Euro.

Etwa 10.000 Menschen in Deutschland sind vom Marfan-Syndrom betroffen, das bis heute nicht heilbar ist; auch die Folgen sind oft nur begrenzt behandelbar. Gefäßveränderungen der Hauptschlagader stellen für die Betroffenen die größte Bedrohung dar. Ursache ist eine besonders hohe Aktivität bestimmter Enzyme (Matrix-Metalloproteinasen oder MMPs), die das elastische Bindegewebe der Gefäßwand in kleine Fragmente zerlegen und dadurch zerstören. Die "decoys" locken die Botenstoffe an, die der Körper zur Herstellung von MMPs benötigt, und blockieren sie.

Mikrochirurgie am Mausmodell

Die Arbeitsgruppen von Dr. Kallenbach und Dr. Wagner wollen nun an Mäusen testen, ob eine vorbeugende Behandlung mit den DNA-Stückchen tatsächlich die Aktivität der MMPs vermindern und die Gefäßwand stabilisieren kann. In einem diffizilen Operationsverfahren entnehmen 0die Forscher kranken Mäusen unter dem Mikroskop die Hauptschlagader, behandeln sie außerhalb des Körpers und setzen sie anschließend anderen Mäusen wieder ein. So können die Wissenschaftler erkennen, ob der behandelte Teil der Hauptschlagader länger gesund bleibt als der unbehandelte.

"Können wir die Gefäßschäden dadurch verhindern oder zumindest verringern, so erscheint es prinzipiell möglich, diese Komponente des Marfan-Syndroms kausal zu behandeln", erläutert Rawa Arif, wissenschaftlicher Assistent in der Klinik für Herzchirurgie und verantwortlicher Operateur in diesem Projekt.


Ansprechpartner:

Priv. Doz. Dr. med. Klaus Kallenbach, Leitender Oberarzt
Klinik für Herzchirurgie, Universitätsklinikum Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 110, 69120 Heidelberg
E-Mail: klaus.kallenbach(at)med.uni-heidelberg.de

Priv. Doz. Dr. rer. nat. Andreas Wagner
Institut für Physiologie und Pathophysiologie
Abteilung Herz- und Kreislaufphysiologie
Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 326, 69120 Heidelberg
E-Mail: a.wagner(at)physiologie.uni-heidelberg.de

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
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Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 10.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 Departments, Kliniken und Fachabteilungen mit ca. 2.000 Betten werden jährlich rund 550.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.600 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.
www.klinikum.uni-heidelberg.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/AG-Kardiovaskulaere-Gentherapie.118698.0.html
Arbeitsgruppe Kardiovaskuläre Gentherapie
http://physiologie.uni-hd.de/hecker/agr_he.html
Institut für Physiologie und Pathophysiologie / Abteilung Herz- und Kreislaufphysiologie


Die B. Braun Stiftung
Die Brüder Otto und Dr. Bernd Braun riefen die B. Braun Stiftung im Jahr 1966 ins Leben und gaben ihr die Aufgabe, "das Krankenpflegepersonal und junge Ärzte in ihrer fachlichen Weiterbildung zu fördern". Zu den Schwerpunkten zählt auch die Unterstützung der Forschung. Im medizinischen Bereich hat sich die Stiftung bisher vor allem experimentellen Projekten mit direktem klinischem Bezug zur Humanmedizin und Medizintechnik an den Universitäten Heidelberg, Göttingen und Münster zugewandt.


Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution665


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universitätsklinikum Heidelberg, Dr. Annette Tuffs, 04.03.20110
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. März 2011