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DIABETES/2028: Forschung - Neue Antigene für Typ-1-Diabetes bestätigt (idw)


Institut für Diabetesforschung, Helmholtz Zentrum München - 09.08.2018

Neue Antigene für Typ-1-Diabetes bestätigt


Wissenschaftler des DFG Research Center for Regenerative Therapies Dresden (CRTD), des Helmholtz Zentrums München und des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) haben bei vier kürzlich entdeckten Autoantigenen eine Verbindung zu Autoimmunerkrankungen nachgewiesen, die mit dem HLA Genotyp vergesellschaftet sind. Der HLA-Genotyp spielt beispielsweise bei der Krankheitsentwicklung des Typ-1-Diabetes eine Rolle. So sind HLA-Gene bekannt, welche die Empfänglichkeit für Typ-1-Diabetes verstärken oder mindern. Autoantikörper, die sich gegen diese neuen Antigene richten, treten offenbar bei Patienten mit bestimmten Genotypen kurz nach Ausbruch des Typ-1-Diabetes gehäuft auf.

In Kooperation mit der Technischen Universität Dresden (CRTD und PLID) und des Instituts für Diabetes und Adipositas am Helmholtz Zentrum München (IDO) haben Forscher des Instituts für Diabetesforschung (IDF) als Partner im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) neue Antigene auf ihre Verbindung zu Typ-1-Diabetes getestet. Die Wissenschaftler untersuchten Patienten mit Typ-1-Diabetes kurz nach Krankheitsausbruch auf Antikörper gegen drei Proteine, die in Reparatur- oder Transportprozesse im Zellkern einbezogen sind - nämlich MLH1, NUP50 und PPIL2 - sowie auf Antikörper gegen den Translationsinitiationsfaktor MTIF3, der an der Herstellung von Proteinen der Mitochondrien (d. h. der "Zellkraftwerke") beteiligt ist. Die Wissenschaftler wollten einen näheren Einblick darüber gewinnen, wie eine Immunität oder - im Gegensatz dazu - eine erhöhte Empfänglichkeit für Autoimmunerkrankungen entsteht.

Die Blutanalyse erbrachte folgende Ergebnisse: Bei Patienten traten Autoantikörper gegen die vier neuen Antigene signifikant häufiger auf als bei den gesunden Kontrollpersonen. Hatten die Patienten einen HLA DR3-Genotyp, wiesen sie häufiger Antikörper gegen NUP50 auf. Hatten sie einen HLA DR4-Genotyp, fanden sich häufiger Antikörper gegen MLH1.

Neue Impulse für die Früherkennung von Typ-1-Diabetes?

Bislang liefert die Messung von Autoantikörpern gegen vier andere Antigene recht verlässliche Hinweise für die Früherkennung von Typ-1-Diabetes: Es handelt sich um Antikörper gegen das körpereigene Hormon Insulin, die Glutamat-Decarboxylase 65 (GAD65), die Tyrosin-Phosphatase (IA-2) und den Zink-Transporter 8 (ZnT8). Da diese Antigene oftmals einen Autoimmunprozess in Gang setzen, der später in einen Typ-1-Diabetes münden kann, dienen sie bei Früherkennungsuntersuchungen wie zum Beispiel bei der Fr1da-Studie oder der NHS TrialNet Studie des Instituts für Diabetesforschung am Helmholtz Zentrum München als Immunmarker. Ihr Nachweis kennzeichnet ein asymptomatisches Frühstadium des Typ-1-Diabetes.

Autoantikörper gegen die neu entdeckten Antigene werden dagegen wohl vorläufig keine Anwendung bei Früherkennungsuntersuchungen für Typ-1-Diabetes finden, obwohl sie erwiesenermaßen mit ihm in Zusammenhang stehen. "Bei den neu entdeckten Antigenen handelt es sich um weniger bedeutsame Angriffsziele von diabetesspezifischen Autoantikörpern, da sie nur bei Subgruppen von Patienten auftreten", so eine der Erstautorinnen, Tanja Telieps vom IDO.

Nichtsdestotrotz könnte das Auftreten der Antigene von Bedeutung für betroffene Patienten sein, wie Studienleiter Professor Ezio Bonifacio vom CRTD anmerkt: "Die bei einer Subgruppe von Patienten nachgewiesene Autoimmunität gegen einzelne Proteine, die in Verbindung zum Zellkern beziehungsweise den Mitochondrien stehen, könnte ein Hinweis auf eine systemische Autoimmunität sein. Damit wäre erstmals gezeigt, dass einige Patienten mit Typ-1-Diabetes zusätzlich Zeichen einer systemischen Autoimmunität aufweisen. Diese neue Erkenntnis könnte für die Aufklärung der Pathogenese des Typ-1-Diabetes von Bedeutung sein."


Helmholtz Zentrum München verfolgt als deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt das Ziel, personalisierte Medizin für die Diagnose, Therapie und Prävention weit verbreiteter Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus und Lungenerkrankungen zu entwickeln. Dafür untersucht es das Zusammenwirken von Genetik, Umweltfaktoren und Lebensstil. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 1.900 Mitarbeiter und ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der 18 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit rund 31.000 Beschäftigten angehören.
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Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung e.V. (DZD) ist eines der sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung. Es bündelt Experten auf dem Gebiet der Diabetesforschung und verzahnt Grundlagenforschung, Epidemiologie und klinische Anwendung. Ziel des DZD ist es, über einen neuartigen, integrativen Forschungsansatz einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen, maßgeschneiderten Prävention, Diagnose und Therapie des Diabetes mellitus zu leisten. Mitglieder des Verbunds sind das Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, das Deutsche Diabetes-Zentrum DDZ in Düsseldorf, das Deutsche Institut für Ernährungsforschung DIfE in Potsdam-Rehbrücke, das Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen des Helmholtz Zentrum München an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und das Paul-Langerhans-Institut Dresden des Helmholtz Zentrum München am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der TU Dresden, assoziierte Partner an den Universitäten in Heidelberg, Köln, Leipzig, Lübeck und München sowie weitere Projektpartner.

Originalpublikation:
Müller D, Telieps T, Eugster A, Weinzierl C, Jolink M, Ziegler A-G, Bonifacio E:
Novel minor HLA DR associated antigens in type 1 diabetes. Clinical Immunology.
doi.org/10.1016/j.clim.2018.07.001

Weitere Informationen finden Sie unter
https://www.helmholtz-muenchen.de/idf

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1063

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Institut für Diabetesforschung, Helmholtz Zentrum München - 09.08.2018
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. August 2018

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