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DIABETES/1571: Fragen und Antworten - Wenn Diabetes ans Herz geht (diabetesDE)


diabetesDE - 10.05.2012

Chat-Protokoll zum Thema
Wenn Diabetes ans Herz geht

Auszüge aus dem diabetesDE-Experten-Chat vom 10. Mai 2012
mit dem Experten: Professor Stephan Jacob



Protokoll der Sprechstunde
Jens S. fragt:

Betreff: Blutdrucksenker

Nachricht:
Hallo, gibt es besondere Blutdrucksenker die für Diabetiker geeignet sind? Nehme derzeit Captopril und wüsste gern, ob es der beste Wirkstoff ist?

Vielen Dank und Gruß


Professor Jacob:

Hallo,
bei erhöhtem Blutdruck ist zunächst einmal wichtig, dass er gesenkt wird. Das machen viele der Medikamente...
Aber ... in der Tat haben gerade die sogenannten ACE-Hemmer (alle Blutdrucksenker, die auf "PRIL" enden, dazu gehört auch Ihr Captopril) sowie die AT1-Blocker (, die auch "Sartane" enden) bei Diabetes eine über die Blutdrucksenkung hinausgehende positive Wirkung.
Wichtig ist aber, dass Sie eine richtige Dosis erhalten; im Falle von Captopril ist in allen Studien - die uns den Vorteil zeigen - mit mindestens 2 * 25mg (morgens UND abends!) eine wesentlich höhere Dosierung gegeben worden.
Capto muss 2 * gegeben werden, da es nur relativ kurz wirkt.
Es gibt heute aber auch ACE-Hemmer, die man nur 1 * am Tag nehmen braucht... Sprechen Sie mit Ihrem Arzt und kontrollieren Sie selbst öfters mal den Blutdruck am Tag, dann sehen Sie, ob Sie auch gut eingestellt sind!

Herzlichen Gruss
Ihr SJ

Raute

Annett fragt:

Bei meinem letzten Arztbesuch hat der Arzt festgestellt, dass ich zu hohe Cholesterinwerte habe - 290 mg/dl. Ich habe Diabetes und bin 42 Jahre alt. Besteht jetzt auch die Gefahr, dass ich jetzt leichter einen Herzinfarkt bekommen kann?


Professor Jacob:

Hallo,
nun, ein einziger Wert reicht schlecht aus. Auch sollte ich wissen, wie lange Sie schon Diabetes haben... (und welchen TYP). Natürlich sehen wir, dass je höher der Wert (besonders LDL!) ist, umso höher das Risiko.
Doch sollten Sie auch Ihre Triglyzeride, Ihr HDL-("Hab Dich lieb! = das GUTE!) -Cholesterin kennen!
Weiterhin wird das Herzinfarkt/Gefäßrisiko auch von Blutdruck/Rauchen/ Gewicht/Aktivität/ und z.B. auch durch die familiäre Belastung bzgl. dieser Erkrankungen bestimmt.
Wenn Sie andereseits bereits Spuren von Eiweiss (Mikroalbuminurie) oder eine Verdickte Herzwand hätten, dann wäre das Risiko deutlich höher. Studien zeigen klar, dass gerade der Typ 2 Diabetiker von der Therapie mit einem Cholesterinsenker profitiert. - Die Studie musste abgebrochen werden, weil ggü. der Kontrollgruppe deutlich weniger Komplikationen (Herzinfarkt, Schlaganfall, und auch Todesfälle) auftraten...

also FAZIT:
Betrachten Sie die o.g. Risikofaktoren, besprechen Sie das Gesamtrisiko mit Ihrem Arzt, okay?

alles GUTE!
Ihr SJ

Raute

Natascha R. fragt:

Betreff: Herzinfarkt

Mein Mann ist Typ 2 Diabetiker, nimmt Medikamenete gegen Bluthochdruck und BZ-Senker-Tabletten. Er ist schon im kritischen Alter von 57 Jahren, so dass ich mir auch Sorgen um sein Herz mache. Wie erkennen wir einen Herzinfarkt? Habe gehört, dass die Symptome kleiner Herzinfarkte manchmal übersehen werden bzw. bei Diabetikern auch etwas anders aussehen können, als im Normalfall. Stimmt das?

Viele Grüße
Natascha R.


Professor Jacob:

Hallo, ich kann gut verstehen, dass Sie sich da sorgen, daher sollte Ihr Mann schauen, dass er NICHT RAUCHT, sich regelmäßig bewegt (FITNESS ist besonders WICHTIG!) auf sein Gewicht achtet und vor allem NICHT ZUNIMMT, "mediterran" sich ernährt (vor allem VIEL SALAT UND GEMÜSE, aber auch FISCH und eher weisses Fleisch, Olivenöl etc.). Ausserdem sollte er eine gute Einstellung = Kontrolle haben von Blutdruck: Werte SYSTOLISCH ("oberer" Wert) zwischen 130 und 140 mmHg, DIASTOLISCH ("unterer") zw. 80 und 85 mmHg; Blutfetten LDL unter 100 mg/dl; Neutralfette(Triglyzeride) unter 150 mg/dl und HDL über 40 mg/dl sowie eine gute UND SICHERE BZ-Einstellung ohne größere Schwankungen sowie Unterzuckerungen.
Er soll zu regelmäßigen Kontrollen zum Hausarzt (Blutdruck / Fette / HbA1c, Fuss-, Durchblutungs- und Nervenuntersuchung, BelastungsEKG eventuell ein Herz-ECHO, einen Urin-Test auf Mikroalbuminurie), aber auch zum Augenarzt, gehen. Das alles hilft, frühzeitig Veränderungen oder Gefahren zu erkennen. Ein gesunder Lebensstil und eine gute Kontrolle der Risikofaktoren ist besonders wichtig!
Leider können bei Diabetes die Beschwerden einer Durchblutungsstörung am Herzen etwas untypisch sein, daher lieber regelmäßig checken lassen - und bei (fraglichem) Verdacht auf ein akutes Problem, lieber einmal zu früh mit dem Hausarzt sprechen!

Alles GUTE
Ihr SJ



zum kompletten Chat-Protokoll:
http://ow.ly/aPmBw

Der Diabetes-Chat steht allen Internet-Nutzern kostenfrei auf www.diabetesde.org zur Verfügung.
Protokolle der letzten Sprechstunden können Sie abrufen unter:
www.diabetesde.org/experten_chat

Eine weitere wichtige Anlaufstelle ist das Diabetes Gesundheitstelefon.
Unter der Nummer 0180 250 5205 (6 Cent/Anruf aus dem Festnetz,
Mobilfunk max. 42 Cent/Minute) stehen täglich 24 Stunden Experten bereit.


diabetesDE ist eine gemeinnützige Organisation, die alle Menschen mit Diabetes und alle Berufsgruppen wie Ärzte, Diabetesberater und Forscher vereint, um sich für eine bessere Prävention, Versorgung und Forschung im Kampf gegen Diabetes einzusetzen. An oberster Stelle steht die Interessenvertretung für die Menschen, die von dieser Volkskrankheit betroffen sind, die sich in großem Tempo in vielen Ländern der Erde, so auch in Deutschland ausbreitet. Gegründet wurde diabetesDE von der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) und dem Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD).

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Quelle:
diabetesDE, Pressestelle
diabetesDE-Experten-Chat vom 10. Mai 2012
Bundesgeschäftsstelle
Reinhardtstraße 14, 10117 Berlin
Telefonnummer: +49 (0)30 201 677-0
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E-Mail: presse@diabetesde.org
Internet: www.diabetesde.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Mai 2012