Alzheimer Info, Ausgabe 3/18
Nachrichten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Selbsthilfe Demenz
Hilft Kokosöl bei Alzheimer?
von Tamara Schartner
Das Wissen über die Entstehung der Alzheimer-Krankheit ist noch immer lückenhaft. Das macht die Suche nach einem Heilmittel nicht einfacher. Es gibt viele Theorien über die Ursachen: Amyloid-Plaques im Gehirn, Bluthochdruck, Übergewicht, Aluminium in Deodorants, usw. Die vielen Theorien liefern den Nährboden für alternative Behandlungsformen und angebliche Heilmittel. Besonders interessant sind diese Heilmittel für den Handel, der uns in regelmäßigen Abständen neue Produkte präsentiert, wie zum Beispiel Kokosöl.
Die Annahme, dass Kokosöl die kognitive Leistungsfähigkeit verbessern kann, beruht auf der Theorie, dass eine Glukose-Verwertungsstörung die Ursache für die Alzheimer-Krankheit ist. Unser Gehirn ist für rund 20 Prozent des gesamten Energiebedarfs unseres Körpers verantwortlich. Glukose ist der Hauptbrennstoff für das Gehirn. Bei einer Glukose-Verwertungsstörung können die Gehirnzellen die Glukose aus dem Blut nicht mehr ausreichend aufnehmen. Dies könnte die Ursache dafür sein, dass Nervenzellen im Gehirn nicht ausreichend versorgt werden und zu Grunde gehen. Es ist nicht bewiesen, dass die Glukose-Verwertungsstörung eine wesentliche oder gar die einzige Ursache der Alzheimer-Krankheit darstellt. Fest steht jedoch, dass bei den Betroffenen die Glukoseaufnahme und Energieerzeugung im Gehirn herabgesetzt sind.
Wenn unser Gehirn nicht genügend Glukose zur Verfügung hat, kann es auch eine andere Energiequellen nutzen: Ketone. Ein Beispiel: Wenn Sie fasten und keine Nahrung und zu sich nehmen, kann das Gehirn dennoch mit Energie versorgt werden. Dazu werden in der Leber gespeicherte Fettsäuren zu Keton-Körpern abgebaut, die problemlos aus dem Blutkreislauf ins Gehirn gelangen. Hat er die Wahl zwischen Glukose und Ketonen, bevorzugt unser Körper Ketone, um das Gehirn mit Energie zu versorgen. Die Glukoseaufnahme wird vom Gehirn verringert, sobald ein Überschuss an Ketonen zur Verfügung steht. Unser Körper produziert auch Ketone, wenn wir nicht fasten, und zwar dann, wenn wir ihm reichlich mittelkettige Fettsäuren zuführen. Hier kommt das Kokosöl ins Spiel.
Kokosöl besteht zu 70 Prozent aus mittelkettigen Fettsäuren. Mit der Nahrung aufgenommen, werden sie sehr schnell zur Leber transportiert und dort in Ketone umgewandelt. Die Ketone dienen dem Gehirn als sofort verfügbare Energiequelle und sind damit eine Alternative zur Glukose.
Wissenschaftliche Beweise über die Wirksamkeit von Kokosöl bei Demenz liegen derzeit nicht vor. In den Medien wird zwar auf Studien verwiesen, diese liefern bei genauerer Betrachtung aber keine verlässlichen Erkenntnisse. Es gibt einen Einzelfallbericht und drei Studien zu Kokosöl bei Demenz. Diese Untersuchungen sind entweder methodisch nicht sauber durchgeführt oder können die Wirkung des Öls nicht nachweisen. Ob Kokosöl dem Auftreten von kognitiven Störungen oder Demenz bei gesunden Personen entgegen wirkt, also eine vorbeugende Wirkung hat, wurde bisher nicht untersucht.
Sie können also selbst entscheiden, ob Sie einen Versuch wagen. Was Sie jedoch bei einem Selbstversuch beachten sollten, ist die Menge an Kokosöl, die Sie zu sich nehmen. Zu viel Kokosöl kann abführend wirken und zu Magen-Darm-Problemen führen.
Tamara Schartner, Linz Die Autorin ist Masterstudentin im
Studiengang "Demenzstudien" an der Donau Universität Krems. Der
vorliegende Text basiert auf ihrer Masterarbeit, die sie 2018 verfasst
hat.
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Quelle:
Alzheimer Info, Ausgabe 3/18, S. 8 - 9
Nachrichten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Selbsthilfe Demenz
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Oktober 2018
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