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KASSEN/789: Kurznachrichten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom 09.03.2011 (KBV)


KBV-Kompakt - Kurznachrichten aus der KBV vom 9. März 2011


→  GKV schrieb 2010 rote Zahlen / BMG zeigt sich für 2011 optimistisch
→  Bundesregierung will betriebliche Gesundheitsförderung stärken
→  Rösler: Budgetobergrenze soll 2012 fallen
→  KV Sachsen berücksichtigt Demografie bei der Bedarfsplanung
→  Studie: Vertragsärzte leiden unter beruflichem Stress
→  Chirurgen und ambulante Operateure setzen auf Delegation ärztlicher Leistungen
→  Bundesweite Informationstour klärt Bevölkerung zum Thema Organspende auf

Raute

___Aus Berlin___

GKV schrieb 2010 rote Zahlen
BMG zeigt sich für 2011 optimistisch

Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) weist für das vergangene Jahr ein Defizit von 445 Millionen Euro aus. Trotz der Erhebung eines Zusatzbeitrages hat sich die finanzielle Lage mancher Krankenkassen so verschlechtert, dass sie derzeit mit der Gewerkschaft Verdi über einen Notlagentarifvertrag verhandeln. Davon betroffen sind laut Medienberichten die DAK, die KKH-Allianz, die Barmer GEK, die Hanseatische Krankenkasse und die HKK. Weil viele gesetzlich Krankenversicherte ihren Zusatzbeitrag nicht zahlen, wollen manche Kassen die Außenstände eintreiben lassen. Allein bei der DAK sollen rund 220.000 Mitglieder den Zusatzbeitrag von monatlich acht Euro noch nicht gezahlt haben.

Für das laufende Jahr erwartet das Bundesgesundheitsministerium (BMG), dass die Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds die voraussichtlichen Ausgaben der Krankenkassen decken werden. Das Ministerium verweist auf eine bessere konjunkturelle Lage sowie finanzwirksame Verbesserungen infolge des GKV-Finanzierungsgesetzes und des Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetzes. Beispielsweise ist der Krankenversicherungsbeitrag zum 1. Januar 2011 auf 15,5 Prozent gestiegen, während der Herstellerrabatt auf Nichtfestbetragsarzneimittel auf 16 Prozent angehoben wurde.

(Pressemitteilung des BMG, 7. März; Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8. März; Berliner Zeitung, 8. März; Bild, 8. März)


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Bundesregierung will betriebliche Gesundheitsförderung stärken

"Bei der Vermeidung psychischer Erkrankungen sieht die Bundesregierung in der betrieblichen Gesundheitsförderung einen Schwerpunkt der künftigen Präventionsstrategie." Das hat Stefan Kapferer, Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium (BMG), anlässlich der EU-Konferenz "Förderung der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens am Arbeitsplatz" in Berlin gesagt. Rund 350 Teilnehmer aus allen europäischen Mitgliedsstaaten erörterten in Vorträgen und Gesprächsrunden die Vorteile der betrieblichen Gesundheitsförderung. Hintergrund der Konferenz ist die Tatsache, dass immer mehr Arbeitnehmer aufgrund gestiegener Anforderungen psychische Erkrankungen erleiden, was zu Fehlzeiten oder Frühverrentungen führt. Allein in Deutschland gingen im vergangenen Jahr 8,6 Prozent der Arbeitsunfähigkeitstage auf psychische Erkrankungen zurück - seit 1997 ist dies beinahe eine Verdoppelung. In Deutschland sind die gesetzlichen Krankenkassen bereits zur betrieblichen Gesundheitsförderung verpflichtet.

(Pressemitteilung des BMG, 3. März)

Raute

___Aus KBV und KVen___

Rösler: Budgetobergrenze soll 2012 fallen

Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler (FDP) hat in einem Interview mit KV-TV Praxis, dem Web-TV der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz, signalisiert, die Budgetobergrenzen für extrabudgetäre Leistungen zum 1. Januar 2012 aufzuheben. Die Vorstandsvorsitzende der KV, Dr. Sigrid Ultes-Kaiser, begrüßte dieses Vorhaben. "Gerade bei ambulanten Operationen führt die Begrenzung zu inakzeptablen Honorarverlusten und zu einer unzumutbaren Wettbewerbsverzerrung gegenüber den Krankenhäusern", so Ultes-Kaiser.

(Pressemitteilung der KV Rheinland-Pfalz, 3. März)


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KV Sachsen berücksichtigt Demografie bei der Bedarfsplanung

Um dem ärztlichen Bedarf in Zukunft rechtzeitig gerecht werden zu können hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Sachsen erstmals einen Demografiefaktor in ihre Bedarfsplanung einfließen lassen. Künftig wird bei der Zulassung von Vertragsärzten berücksichtigt, wie alt die Menschen in einer Region sind. Das neue Datenmodell schafft damit die rechtlichen Voraussetzungen, um weitere Ärzte zuzulassen. Nach den neuen Zahlen mit Demografiefaktor können sachsenweit noch 394 Haus- und 108 Fachärzte zugelassen werden. Nach alter Berechnung währen es lediglich 94 Hausärzte beziehungsweise zwölf Fachärzte gewesen. Im sächsischen Landtag fand zum Thema Ärztemangel zusätzlich eine Sachverständigenanhörung des Gesundheitsausschusse statt. Gefordert wurde, rund zehn Prozent der Studienplätze ohne Einbeziehung des Notendurchschnitts an Abiturienten zu vergeben, die eine Landarztpraxis übernehmen. Nach Ansicht der Experten ist zudem das finanzielle Risiko bei der Eröffnung von Praxen auf dem Land ein Hauptgrund für fehlenden Nachwuchs.

(Pressemitteilung der KV Sachsen, 7. März; Agenturmeldung, 7. März)

Raute

___Aus den Verbänden___

Studie: Vertragsärzte leiden unter beruflichem Stress

Aufgrund ihrer hohen Arbeitsbelastung klage eine Mehrheit der Vertragsärzte über Anzeichen eines Burnout-Syndroms. Das geht aus einer Studie der Brendan-Schmittmann-Stiftung des NAV-Virchow-Bundes ohervor. Diese basiert auf Befragungen von Vertragsärzten aus den Jahren 1996, 2002, 2004, 2007 und 2010 und bildet somit einen Zeitraum von 15 Jahren ab. Den Angaben zufolge, fühlt sich die Hälfte der befragten Mediziner "am Ende eines Arbeitstages völlig erledigt", hat "Schlafdefizite" und isst unregelmäßig und unter Zeitdruck. Auch die Beziehung zu den Patienten gerate durch den beruflichen Stress in Mitleidenschaft: Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, "zu wenig Zeit für die Patienten zu haben" und sich von den "Problemen und schwierigen Lebenssituationen der Patienten belastet" zu fühlen. Gleichzeitig sind drei Viertel der befragten Ärzte der Meinung, dass "die Erwartungshaltung der Patienten in den letzten Jahren gestiegen ist".

(Pressemitteilung des NAV-Virchow-Bundes, 7. März)


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Chirurgen und ambulante Operateure setzen auf Delegation ärztlicher Leistungen

Das Problem eines sich abzeichnenden Mangels an Chirurgen einerseits und eines steigenden Versorgungsbedarfes andererseits sei nur sektorenübergreifend und mit Unterstützung qualifizierter Assistenzberufe zu lösen. So lautete das Fazit von Chirurgen und ambulanten Operateuren auf einem gemeinsamen Kongress in Nürnberg. "Ärzte sollten sich auf das konzentrieren, was sie am besten können und andere Leistungen qualifizierten Assistenzberufen überlassen", sagte der Gesundheitsökonom Prof. Günter Neubauer. Ein wichtiger Schritt sei die Schaffung qualifizierter Berufsbilder, etwa des Chirurgisch-Technischen Assistenten oder der Chirurgisch-Administrativen Assistentin, erklärte der Geschäftsführer des Berufsverbandes Deutscher Chirurgen (BDC), Dr. Jörg Ansorg. Der Präsident der Landesärztekammer Westfalen-Lippe, Dr. Theodor Windhorst, betonte allerdings, dass letztlich immer der Arzt die ganzheitliche Verantwortung für den Patienten tragen müsse. Deshalb forderte der Vertreter des Berufsverbandes Niedergelassener Chirurgen (BNC), Dr. Stephan Dittrich, eine gezielte Versorgungsplanung: "Wir müssen klar definieren, wer wen wie wann und wo behandeln kann und darf."

(Gemeinsame Pressemitteilung des BDC, BNC und Bundesverbandes Ambulantes Operieren, 8. März)

Raute

___Außerdem___

Bundesweite Informationstour klärt Bevölkerung zum Thema Organspende auf

Zusammen mit Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler (FDP) hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) die deutschlandweite Informationstour "Organpaten werden" 2011 in Hannover gestartet. Die Tour steht im Mittelpunkt der gleichnamigen BZgA-Kampagne zur Organ- und Gewebespende. Ziel ist es, möglichst viele Menschen über das Thema aufzuklären und letztlich als potenzielle Organspender zu gewinnen. "Je besser die Menschen über das Thema Organspende informiert sind, desto eher sind sie bereit, einen Organspendeausweis auszufüllen. Neben besseren Abläufen in den Kliniken setze ich auf sachliche Information und Aufklärung ohne Druck", erklärte Rösler anlässlich des Tourauftakts. Die Informationstour zieht durch ganz Deutschland und macht Station an belebten Orten, zum Beispiel in Einkaufszentren oder bei Großveranstaltungen. Mit Hilfe von elektronischen und mechanischen Modulen können sich die Besucher anschaulich über das Thema Organspende informieren. So ermöglichen Multi Touch-Tische einen virtuellen Einblick in den Körper, und der Besucher erfährt, welche Organe überhaupt transplantiert werden dürfen. Für persönliche Gespräche sind ein Team der BZgA sowie Vertreter von Selbsthilfegruppen vor Ort. Die aktuellen Termine und Standorte der Tour sowie weiterführende Informationen zum Thema stehen auf der Internetseite www.organpaten.de bereit.

(gemeinsame Pressemitteilung des BMG und der BZgA, 7. März)


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Quelle:
Newsletter KBV-Kompakt vom 9. März 2011
Herausgeber: Kassenärztliche Bundesvereinigung
Impressum: http://www.kbv.de/8.html
Redaktion: Dezernat Kommunikation der KBV
Telefon: 030 / 4005 - 2203, Fax: 030 / 4005 - 27 2203
E-Mail: info@kbv.de
Internet: www.kbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. März 2011