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KASSEN/779: AOK setzt weiter auf Arzneimittelrabattverträge (Adhoc)


AOK Baden-Württemberg - Dienstag, 18. Januar 2011

1,73 Milliarden Euro Einsparungen bis Ende 2011

AOK setzt weiter auf Arzneimittelrabattverträge


Stuttgart - Die AOK setzt weiter auf die Arzneimittelrabattverträge. "Wir haben derzeit kein vergleichbar gutes Instrument, um bei garantiert gleich bleibender Qualität der medizinischen Versorgung die Ausgaben zu senken", sagte Dr. Christopher Hermann, Chefverhandler für die bundesweiten AOK-Rabattverträge und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg am Dienstag in Stuttgart. "Dass AOK-Versicherte und auch die Versicherten der meisten anderen Krankenkassen keine Zusatzbeiträge bezahlen müssen, verdanken wir vor allem den Versorgungsverträgen für Generika." Im laufenden Jahr rechnet Hermann mit Einsparungen von bis zu 720 Millionen Euro. Seit dem Start der bundesweiten Verträge 2007 konnten die AOKs ihre Ausgaben für Generika bereits um eine Milliarde Euro senken. GKV-weit belaufen sich die Einsparungen nach Darstellung Hermanns bis Ende des Jahres auf geschätzte drei Milliarden Euro.

Nach Darstellung der AOK sind die Arzneimittelverträge für patentfreie Arzneimittel vor allem deshalb ein ideales und nicht verzichtbares Instrument zur Ausgabensteuerung, weil sie mit keinerlei Qualitätseinbußen für die Patienten verbunden sind. "Es gibt keine Unterschiede in der Verträglichkeit von Generika mit Rabattvertrag und Generika ohne Rabattvertrag", betonte Hermann. "Mögliche Unverträglichkeiten sind selten, sie können grundsätzlich bei allen Medikamenten auftreten. Dann verordnet der Arzt eine Alternative und schließt auf dem Rezept den Austausch des verträglichen Präparates aus. Die Therapiefreiheit des Arztes wird durch die Rabattverträge deshalb voll gewährleistet."

Hermann kritisierte einzelne Pharmaunternehmen, "die angesichts deutlicher Umsatzeinbußen bei ihren Originalpräparaten Unsicherheit bei Ärzten und Patienten schüren." Dies sei im Fall von Schmerzpatienten besonders unverantwortlich. "Bei der Zulassung von Generika ist der sogenannte Wirksamkeitskorridor eindeutig festgelegt. Nachahmerpräparate müssen die gleiche Wirkqualität aufweisen. Würde ein Generikum tatsächlich schwächer wirken als das Original, wäre die Arzneimittelaufsicht gefragt und müsste das Mittel vom Markt nehmen."

Insbesondere im Bereich der Schmerztherapie gehe es um Millionenmärkte, sagte Hermann. Als Beispiel nannte er den Wirkstoff Oxycodon zur oralen Dauertherapie schwerer bis sehr schwerer Schmerzen: "Der Hersteller des Originalpräparates Oxygesic muss mit erheblichen Markteinbußen leben, seit 2007 erstmals Generika auf den Markt gekommen sind. Die Zahl der ärztlichen Verschreibungen von Oxygesic ist laut Arzneiverordnungsreport 2010 im Jahr 2009 um 24,4 Prozent gegenüber 2008 zu Gunsten der Generika gesunken. Und allein im ersten Halbjahr 2010 sind die Verschreibungen nochmals um rund 20 Prozent gegenüber den ersten sechs Monaten 2009 zurückgegangen. Trotzdem war der Hersteller mit einem Umsatz von 27,6 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2010 weiterhin Marktführer. Eine Tagesdosis des Originals kostet die Krankenkassen 11,63 Euro. Die Preise der Generika-Anbieter bewegen sich dagegen zwischen 8,63 und 5,86 Euro. Die Zahlen belegen, dass Hersteller massives Interesse daran haben, den Austausch ihrer Medikamente gegen Generika zu diskreditieren."

Die Arzneimittelrabattverträge seien für die AOK nicht zuletzt wegen der minimalen Umsetzungskosten ausgesprochen effizient, betonte Hermann: "Die Kosten für den Abschluss und die Begleitung der Rabattverträge liegen bei weniger als ein Prozent der eingesparten Summe. Ohne die durch die Pharmaindustrie provozierten kostenintensiven rechtlichen Auseinandersetzungen läge der Aufwand im Promillebereich."

Für die kaum ins Gewicht fallenden Kosten sorgt eine optimale Organisation. Die AOK Baden-Württemberg handelt die gesamten Rabattverträge für Generika federführend für die AOK-Gemeinschaft aus. Der AOK-Bundesverband in Berlin wickelt zentral die Abrechnungen mit den Herstellern ab.

Die bundesweiten AOK-Verträge umfassen inzwischen alle markt- und ausgabenrelevanten Wirkstoffe. Aktuell laufen Arzneimittelverträge für 155 Wirkstoffe und Wirkstoffkombinationen mit insgesamt 41 verschiedenen Unternehmen. Die Verträge decken ein jährliches AOK-Umsatzvolumen von rund 3,8 Milliarden Euro ab.

Übersicht der laufenden bundesweiten AOK-Arzneimittelrabattverträge:

Juni 2009 - 31. Mai 2011:
Verträge über 63 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen mit 22 Partnerunternehmen

1. April 2010 - 30. März 2012:
Verträge über 80 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen mit 26 Partnerunternehmen

1. Oktober 2010 - 30. September 2012:
Verträge über zwölf Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen mit neun Partnerunternehmen

Aktuell läuft das Vergabeverfahren für die inzwischen sechste Tranche der bundesweiten AOK-Arzneimittelrabattverträge. Ausgeschrieben wurden 87 Wirkstoffe und Wirkstoffkombinationen. Bei 63 von ihnen handelt es sich um Arzneimittel der 3. Vertragstranche, die zum 31. Mai 2011 ausläuft. Die neuen Verträge sollen vom 1. Juni 2011 bis 31. Mai 2013 laufen. Erste Zuschläge konnten Anfang Januar erteilt werden.

Mehr Informationen zur den AOK-Rabattverträgen im Internet unter
http://www.aok-presse.de
http://www.aok-bw-presse.de

Kontakt:
Ansprechpartner: Herr Sascha Kirmeß
E-Mail: Sascha.Kirmess@bw.aok.de
http://www.aok-bw.de


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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Januar 2011