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KASSEN/676: Kurznachrichten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom 22.10.2009 (KBV)


KBV-Kompakt - Kurznachrichten aus der KBV vom 22. Oktober 2009


→  Keine Zwei-Klassen-Impfung gegen die Schweinegrippe
→  KV und Kassen in Bayern verständigen sich auf Zuschläge für ambulantes Operieren
→  Gemeinsame Aktion in Hamburg soll über Schilddrüsendiagnostik aufklären
→  BÄK bemängelt Informationschaos bei Schweinegrippeimpfung
→  Familienfreundliche Personalpolitik in Kliniken fördern
→  IQWiG legt Methode für Bewertung von Kosten-Nutzen-Verhältnissen vor
→  Ersatzkassen fordern Abschaffung des Zusatzbeitrags
→  EU will gesundheitliche Ungleichheit in Europa verringern
→  Erster Weltgesundheitsgipfel: Schmidt koordiniert Kampf gegen Tuberkulose und HIV

Raute

___Aus Berlin___

Keine Zwei-Klassen-Impfung gegen die Schweinegrippe

Die Bundesregierung hat Vorwürfe einer Zwei-Klassen-Impfung gegen die Schweinegrippe zurückgewiesen. Hintergrund sind Medienberichte, wonach Mitglieder der Bundesregierung einen besser verträglichen Impfstoff ohne Wirkverstärker erhalten sollen. Nach Angaben der Bundesregierung werden Beamte und Tarifbeschäftigte des Bundes jedoch wie alle anderen Bürger über die Gesundheitsbehörden der Länder mit dem von diesen angeschafften Serum geimpft.

Das für die Impfstoffe zuständige Paul-Ehrlich-Institut teilte zudem mit, dass alle von der EU-Kommission zugelassenen Impfstoffe unbedenklich und gut verträglich sind. Allerdings könnten bei dem Impfstoff mit Wirkverstärkern (Pandemrix) leicht gesteigerte Impfreaktionen auftreten. Schwangeren werde daher der Impfstoff Celvapan empfohlen, der ohne Wirkverstärker auskommt. Auch Soldaten, Bundespolizei und Krisenstabs-Mitarbeiter erhalten nach Angaben der Bundesregierung einen Impfstoff ohne Wirkverstärker, weil das Serum für diese Gruppen bereits vor Aufkommen der Schweinegrippe bestellt wurde. Der Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums, Klaus Vater, betonte, Pandemrix wirke breiter und müsse im Gegensatz zu Celvapan nicht zweimal geimpft werden.

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte rief zur Schweinegrippeimpfung auch bei Kindern ab drei Jahren auf. Die Impfung wiempfehle sich besonders für Kinder mit Risikofaktoren, sagte Verbandspräsent Dr. Wolfram Hartmann.

Unterdessen hat die Verteilung der ersten von 50 Millionen bestellten Impfdosen für die Bevölkerung begonnen. Die Bundesländer wollen am 26. Oktober mit der Impfaktion beginnen.

(Information der Bundesregierung, 19. Oktober / Agenturmeldung, 19. Oktober)

Raute

___Aus KBV und KVen___

KV und Kassen in Bayern verständigen sich auf Zuschläge für ambulantes Operieren

Die niedergelassenen Ärzte in Bayern erhalten Zuschläge für belegärztliche Leistungen und ambulante Operationen. Darauf haben sich Vertreter der Bayerischen Krankenkassen und die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) vor dem Landesschiedsamt verständigt. "Dieser Beschluss ist ein wichtiges Signal für die niedergelassenen Ärzte. Denn er zeigt, dass die regionale Selbstverwaltung von Krankenkassen und KVB zum Wohle unserer Patienten und ihrer Ärzte wieder an Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit gewinnt", so Dr. Axel Munte, Vorstandsvorsitzender der KVB. Die Zuschläge kompensieren Einbußen, die infolge der neuen Honorarordnung aufgetreten waren.

(Pressemitteilung der KV Bayerns, 19. Oktober)


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Gemeinsame Aktion in Hamburg soll über Schilddrüsendiagnostik aufklären

Die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg (KVHH) veranstaltet gemeinsam mit dem Apothekerverein, dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, der Barmer und der Merk Pharma GmbH die Hamburger Schilddrüsenwoche 2009. Auf der Informationsveranstaltung können Interessierte Informationen über die Diagnosemethoden erhalten. Für Fragen zu Ursachen, Verlauf und Therapiemöglichkeiten stehen Experten Rede und Antwort. Zudem können die Besucher im ThyreoMobil vor Ort an einer Ultraschallmessung der Schilddrüse teilnehmen. Etwa 20 bis 30 Prozent aller Deutschen sind von einer Erkrankung der Schilddrüse betroffen. Mit der Schilddrüsenwoche wollen die Akteure über mögliche Erkrankungen des Organs aufklären und für eine rechtzeitige Diagnose werben.

(Gemeinsame Pressemitteilung der KV Hamburgs, des Hamburger Apothekervereins, des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, der Barmer und der Merk Pharma GmbH, 21. Oktober)

Raute

___Aus den Verbänden___

BÄK bemängelt Informationschaos bei Schweinegrippeimpfung

Kritik am Verhalten der Bundesregierung in Bezug auf die geplante Schweinegrippeimpfung hat der Vizepräsident der Bundesärztekammer (BÄK), Dr. Frank Ulrich Montgomery, geübt. Die Bundesregierung habe durch ihren Dilettantismus ein "fürchterliches Informationschaos" angerichtet, sagte Montgomery der Presse. Es erhöhe nicht gerade die Akzeptanz der Impfung, wenn die Regierung für sich andere Impfstoffe bestelle als für die Bürger. Vorausgegangen war die Nachricht, Mitglieder der Bundesregierung und hohe Bundesbeamte sollen ein Impfserum ohne Wirkverstärker erhalten. Die BÄK empfiehlt der Regierung, den für sie vorgesehenen Impfstoff für Schwangere und Kinder freizugeben und stattdessen für sich den allgemeinen Impfstoff zu verwenden. Montgomery nannte zudem das mangelnde Wissen über die Sicherheit des Impfstoffes problematisch. Man wisse nichts über langfristige Schäden, die erst bei einer Massenimpfung ins Gewicht fallen würden, so der BÄK-Vize.

(Pressemitteilung der BÄK, 20. Oktober)


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Familienfreundliche Personalpolitik in Kliniken fördern

Für eine familienfreundliche Personalpolitik in Krankenhäusern setzen sich die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) und das Bundesfamilienministerium ein. Mit einer Kooperation wollen sie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördern und damit langfristig Fachkräfte an Kliniken halten. Teil der Kooperation ist die gemeinsame Informationsbroschüre "Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Krankenhaus. Aus der Praxis für die Praxis[1]", die einen kompakten Überblick zum Thema, Tipps zur praktischen Umsetzung und Beispiele aus der Praxis enthält. Kernthemen sind unter anderem effizientere Abstimmungsroutinen, neue Teilzeitmodelle auch im ärztlichen Bereich, mehr Kommunikation zum Thema Vereinbarkeit und diverse Modelle der betrieblich unterstützten Kinderbetreuung.


[1] http://www.erfolgsfaktor-familie.de/default.asp?SID={72674925-B2C7-
4D27-A157-E05A747EAA86}&id=427&targetPage=http://www.erfolgsfaktor-
familie.de/data/downloads/webseiten/Netzwerkflyer_komplett.pdf&download=[Netzwerk]
-Netzwerkflyer_komplett.pdf
(Link bitte im Browser zusammenfügen)

(Pressemitteilung der DKG und des Bundesfamilienministeriums, 20. Oktober)


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IQWiG legt Methode für Bewertung von Kosten-Nutzen-Verhältnissen vor

Eine Methode zur Bewertung von Kosten-Nutzen-Verhältnissen von Arzneimitteln hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) vorgelegt. Vorausgegangen waren zwei Jahre Entwicklungsarbeit und breite Diskussion mit der Fachöffentlichkeit. Die gewählte Methode soll insbesondere dem GKV-Spitzenverband ermöglichen, einen Höchstbetrag festzulegen, bis zu dem die Krankenkassen die Kosten für neue Arzneimittel übernehmen. Der erste Schritt der Kosten-Nutzen-Bewertung ist die Analyse des medizinischen Nutzens eines Arzneimittels im Vergleich mit Therapiealternativen nach den Methoden der evidenzbasierten Medizin. Nur wenn in dieser Nutzenbewertung ein Zusatznutzen erkennbar ist, kann sich eine Kosten- Nutzen-Bewertung anschließen. Im zweiten Schritt ermitteln die Wissenschaftler die Kosten und stellen die wesentlichen Nutzen- und Kostenaspekte einander gegenüber. Schließlich formuliert das Institut auf Basis der Effizienzgrenze eine Empfehlung, welcher Betrag für ein Arzneimittel angemessen ist. Für die Festlegung des konkreten Höchstbetrags ist jedoch der GKV-Spitzenverband zuständig.

(Pressemitteilung des IQWiG, 19. Oktober)


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Ersatzkassen fordern Abschaffung des Zusatzbeitrags

Die Abschaffung des pauschalen Zusatzbeitrags in der gesetzlichen Krankenversicherung hat der Verband der Ersatzkassen (vdek) gefordert. "Der pauschale Zusatzbeitrag muss weg. "Der Zusatzbeitrag sollte wie der Restbeitrag nur prozentual im Rahmen des Quellenabzugsverfahrens über den Arbeitgeber erhoben werden", erklärte der Vorstandsvorsitzende des vdek, Thomas Ballast. Durch den prozentualen Zusatzbeitrag könnten die Kassen Bürokratiekosten in Höhe von 400 Millionen Euro jährlich sparen. "Angesichts des zu erwartenden Defizits in der GKV von circa 7,5 Milliarden Euro in 2010 ist Sparen das Gebot der Stunde", so Ballast.

(Pressemitteilung des vdek, 18. Oktober)

Raute

___Aus der Welt___

EU will gesundheitliche Ungleichheit in Europa verringern

Die EU-Kommission kämpft weiter gegen die gesundheitlichen Ungleichheiten in den EU-Mitgliedsländern. So variiert die Lebenserwartung bei der Geburt in den einzelnen EU-Staaten bis zu acht Jahre für Frauen und vierzehn Jahre für Männer. Deutsche und die Einwohner der meisten westeuropäischen EU-Länder haben die höchste Lebenserwartung. Dagegen wächst der Abstand zwischen den neuen Mitgliedsländern sowie dem Baltikum im Vergleich zum EU-Durchschnitt. Die EU-Kommission will nun vor allem die Gesundheit in den einzelnen Ländern besser überwachen und gezielter Daten darüber erheben, um daraus politische Maßnahmen ableiten zu können. Dazu will die Kommission mehr Gewicht auf die Bedürfnisse benachteiligter Gruppen legen, etwa bei der Bereitstellung von Gesundheitsdienstleistungen, der Gestaltung der Gesundheitsförderung und des Gesundheitsschutzes sowie bei der Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen. Die Kommission wird die Länder zudem dabei unterstützen, EU-Mittel zur Verbesserung der Gesundheit der am stärksten benachteiligten Gruppen zu nutzen und gesundheitliche Unterschiede zwischen Regionen zu verringern, beispielsweise bei der Akutversorgung, bei Wasser und sanitären Anlagen sowie bei der Erneuerung von Wohnraum.

(Pressemitteilung der EU-Kommission, 21. Oktober)

Raute

___Außerdem___

Erster Weltgesundheitsgipfel: Schmidt koordiniert Kampf gegen Tuberkulose und HIV

Unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy hat vom 14. bis 18. Oktober an der Charité in Berlin der erste World Health Summit stattgefunden. Die Veranstaltung verfolgte das Ziel, Gesundheit für alle Menschen auf dem höchstmöglichsten Niveau zu erreichen. Dazu diskutierten rund 700 international führende Vertreter aus der medizinischen Forschung und der Gesundheitsversorgung aus mehr als sechzig Ländern.

Im Rahmen des Gipfels trafen sich hochrangige Regierungsvertreter auf Einladung von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD), um sich über koordinierte Bekämpfungsmaßnahmen bei gleichzeitigem Auftreten von Tuberkulose und HIV zu beraten. Dazu sagte Schmidt: "Wir nehmen die Herausforderung an, Tuberkulose in Kombination mit HIV zu bekämpfen. Das erfordert internationale Zusammenarbeit. Darum tauschen wir Erfahrungen aus und beraten über gesundheitspolitische Maßnahmen, Diagnostik sowie Behandlung." Die Kombination dieser beiden Infektionen, gemeinsam mit der Multiresistenzentwicklung der Tuberkulose, stellt eine der zentralen Herausforderungen an die Tuberkulosebekämpfung weltweit dar. Gerade Staaten in Osteuropa und Zentralasien werden gleichzeitig mit sich entwickelnden oder bereits bestehenden HIV-Epidemien konfrontiert.

(Agenturmeldung, 15. Oktober, Pressemitteilung des Bundesgesundheitsministeriums, 15. Oktober)

Raute

Quelle:
Newsletter KBV-Kompakt vom 22. Oktober 2009
Herausgeber: Kassenärztliche Bundesvereinigung
Dr. Andreas Köhler (1. Vorsitzender der KBV, v.i.S.d.P.)
Redaktion:
Dezernat Kommunikation der KBV
Tel: 030 / 4005 - 2203
Fax: 030 / 4005 - 27 2203
E-Mail: ivelikova@kbv.de, sschramm@kbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Oktober 2009