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AUSLAND/1450: Zweite Hilfe im Gaza-Streifen - Langfristige Reha-Maßnahmen nötig (mi)


medico international - Pressemitteilung vom 16.03.2009

Israel/Palästina
Zweite Hilfe im Gaza-Streifen

Langfristige Reha-Maßnahmen nötig


Die Waffen schweigen. Doch das Leben im Gazastreifen ist nach den dreiwöchigen Angriffen nicht mehr wie vorher. Das Ausmaß der Zerstörung ist erschreckend - in menschlicher wie in materieller Hinsicht. Der Angriff auf Gaza wird das Leben der 1,5 Millionen Bewohner weiter prägen.

Palestinian Medical Relief Society (PMRS)

Auch der Arbeitsalltag der rund 70 Mitarbeiter und Hunderten Freiwilligen Helfern der medico-Partnerorganisation Palestinian Medical Relief Society (PMRS) hat sich verändert. Sie stehen vor einer riesigen Aufgabe: "Die Wiederaufbauarbeit hat begonnen. Sie wird Jahre dauern. Wir versuchen den Menschen dabei zu helfen, zu einem normalen Leben wiederzufinden. Der Bedarf ist enorm - kaum ein Mensch, kaum eine Familie blieb unbeschadet. Aber Prothesen und psychologische Hilfe werden uns nur ein Stück weit bringen. Die Narben werden bleiben, und viele Menschen werden trotz der Hilfe nie den Anschluss an ihr Leben vor dem 27. Dezember 2008 finden können", sagte Azam Shawa, der die PMRS-Sozialdienste in Gaza leitet.

Während der akuten Krise ermöglichte es die Nothilfe von medico international unseren palästinensischen Partnern, schnell auf die humanitäre Krise in Gaza zu reagieren. Erste-Hilfe-Kits wurden verteilt und mutige Sanitäter versorgten verwundete Zivilisten.

Jetzt steht die langfristige Bewältigung der dreiwöchigen Angriffe auf der Agenda. Die Kapazitäten für Rehabilitationsmaßnahmen müssen nun schnell ausgebaut werden. Zusätzliche Psychologen und Physiotherapeuten versuchen die körperlichen und seelischen Wunden zu heilen, die der Krieg gerissen hat. Die vier Basisgesundheitskliniken der PMRS empfangen täglich Hunderte von Patienten. Die Klinik in Jabalia ist nach wie vor 24 Stunden am Tag geöffnet.

Um den großen Bedarf an Physiotherapie und psychologischer Betreuung der Kriegstraumatisierten zu bewerkstelligen, müssen auch größere Räumlichkeiten angemietet werden. Dies gestaltet sich schwierig - zu viele Häuser sind zerstört und die Einfuhr von Baumaterial für den Wiederaufbau oder die Gebäudesanierung wird durch die israelische Blockade verhindert.

Die beiden mobilen Kliniken der PMRS kümmern sich um die Patienten, die nicht in die Gesundheitszentren kommen können. Sie besuchen, bis auf weiteres, täglich zwei Orte, um niemand seinem Schicksal zu überlassen. Sie fahren vor allem in die besonders armen und vernachlässigten Gebiete.

Dort schwärmen auch die Sozialarbeiter der PMRS aus. Sie besuchen eine Familie nach der anderen, bieten Trost, betreuen die Angehörigen der vielen Toten und Verletzten. Sie prüfen und registrieren, welche Familie besondere ärztliche, psychologische oder materielle Unterstützung benötigt. An die Familien, die alles verloren haben, verteilen sie Decken, Matratzen, Wasserbehälter und einfache Kochgeräte.

Ärzte für Menschenrechte - Israel (PHR-IL)

medico unterstützt auch die Arbeit seines israelischen Partners Ärzte für Menschenrechte (PHR-IL). Diese vertreten Patienten, die den Gazastreifen für Behandlungen verlassen müssen, vor israelischen Gerichten, um eine Ausreise zu erstreiten. Sie schicken notwendige Medikamente und andere medizinische Hilfsgüter. Darüber hinaus konnten sie bereits mehrere israelische Ärztedelegationen nach Gaza senden, die Operationen vornehmen, die lokale Ärzte nicht durchführen können. Zusätzlich bieten sie Weiterbildungen an. Leider verbieten die israelischen Behörden die Einreise jüdischer Ärzte, sodass nur arabisch-palästinensische Israelis an diesen Missionen teilnehmen können.

PHR-IL arbeitet zudem an der Dokumentation von etwaigen Verletzungen des Rechts auf Gesundheit und des internationalen Völkerrechts. Sie stellen dabei auch unangenehme Fragen. Etwas danach, wer eigentlich für die Rehabilitierung und Entschädigung von Verletzten oder für Schäden an der Gesundheitsinfrastruktur im Gazastreifen aufkommen muss. "Dadurch möchten wir in Zukunft ähnliche Vorgänge, wie wir sie auf entsetzliche Weise im Gazastreifen erlebt haben, verhindern helfen", sagt Ran Yaron von PHR-IL.

Spendenaufruf

medico international unterstützte die Nothilfe seiner Partnerorganisationen für den Gazastreifen bisher mit ca. 387.000 EUR. Für die Wiederherstellung der medizinischen Grundversorgung und langfristige Rehabilitationsmaßnahmen werden weitere Spenden benötigt:

Spendenkonto:
medico international
Frankfurter Sparkasse
Kontonummer 1800
BLZ 500 502 01
Stichwort: "Palästina"


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Quelle:
medico international - Pressemitteilung vom 16.03.2009
Herausgeber: medico international
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E-Mail: info@medico.de
Internet: www.medico.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. März 2009