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MELDUNG/408: "Endlich Schluss für unsinnige Praxisgebühr" (LÄK Baden-Württemberg)


Landesärztekammer Baden-Württemberg - 5. November 2012

"Endlich Schluss für unsinnige Praxisgebühr"



Die Landesärztekammer Baden-Württemberg begrüßt, dass die Praxisgebühr neun Jahre nach ihrer Einführung ab Anfang 2013 wieder abgeschafft wird.

Den Beschluss des schwarz-gelben Koalitionsgipfels in Berlin kommentiert Kammerpräsident Dr. Ulrich Clever: "Die Praxisgebühr konnte von Anfang an keine der in sie gesetzten Erwartungen erfüllen. Weder ist die Zahl der Arztbesuche nachhaltig zurückgegangen, noch sind dadurch die Patientenströme in irgendeiner Weise sinnvoll gelenkt worden. Stattdessen verursachte die Praxisgebühr - von den Ärzten korrekterweise auch 'Kassengebühr' genannt - stets enorme Bürokratiekosten in den Praxen der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte."

Nach den Worten des Präsidenten der rund 60.000 Ärztinnen und Ärzte in Baden-Württemberg habe die "Praxis-Eintrittsgebühr" bislang zudem die wirtschaftlich schlechter gestellten Bevölkerungsschichten ganz erheblich belastet, die aus diesem Grunde häufig auf notwendige Arztbesuche verzichtet hätten. Dadurch habe sich das gesundheitliche Risiko der Bevölkerungsgruppen mit niedrigerem Einkommen zusätzlich erhöht.

"Dass mit der unsinnigen Praxisgebühr jetzt endlich Schluss ist, begrüßt die baden-württembergische Ärzteschaft auf allen Ebenen ganz ausdrücklich", sagte Kammerpräsident Dr. Clever. Es sei jedoch weiterhin wichtig, dass sinnvolle und sozialverträgliche Steuerungsinstrumente entwickelt werden.

Bei aller Kritik gab Dr. Clever zu bedenken, dass die Praxisgebühr sowohl den Patienten als auch den Mitarbeitern in Arztpraxen und Notfallambulanzen stets plastisch vor Augen geführt habe, dass ärztliche Versorgung nicht zum Nulltarif erhältlich sei. "Dieser psychologisch-erzieherische Effekt darf nicht unterschätzt oder gar ignoriert werden", betonte der Kammerpräsident. Das Gesundheitswesen sei keine Autowerkstatt, in der Vollkaskomentalität vielleicht angebracht sei, sagte Dr. Clever.

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Quelle:
Landesärztekammer Baden-Württemberg
Ärztliche Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. November 2012