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MELDUNG/127: Zahnärztetag 2010 - Zahnärzteschaft fordert Bundesregierung zum Handeln auf (idw)


Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e.V. - 12.11.2010

Zahnärzteschaft fordert Bundesregierung zum Handeln auf

Anlässlich des Deutschen Zahnärztetages 2010 werden die Abschaffung der Budgets, eine neue GOZ sowie eine bessere Ausstattung der Hochschulstandorte gefordert


Frankfurt, 12. November 2010 - Deutschlands Zahnmediziner stellen der Gesundheitspolitik der Bundesregierung nach dem ersten Jahr kein tolles Zeugnis aus. Das ist das Fazit von Bundeszahnärztekammer (BZÄK), Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung (KZBV) und Deutscher Gesellschaft für Zahn, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) anlässlich des Deutschen Zahnärztetages in Frankfurt am Main.

Der Deutsche Zahnärztetag repräsentiert das komplette Spektrum der Zahnmedizin in Deutschland und vereint Standespolitik, Praxis und Wissenschaft. Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz machten die drei Organisationen deutlich, dass sie von der schwarz-gelben Koalition endlich Taten sehen wollen. Sie erwarten eine Strukturreform im Bereich der vertragszahnärztlichen Versorgung, die überfällige Novellierung der Approbationsordnung Zahnmedizin (AppOZ) sowie der privatrechtlichen Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) und wehren sich gegen die Einführung der sogenannten Öffnungsklausel. Für die Forschung und Wissenschaft fordern sie, gemäß den aktuellen "Empfehlungen zur Weiterentwicklung der ambulanten Universitätsmedizin in Deutschland" des Wissenschaftsrates, eine bessere personelle und materielle Ausstattung der Hochschulstandorte.

Für die BZÄK unterstrich Präsident Dr. Peter Engel erneut die Dringlichkeit der Novellierung der 23 Jahre alten privatrechtlichen GOZ sowie die Umsetzung einer neuen AppOZ. Gemeinsam mit der Ärzteschaft wende man sich gegen die Einführung der von der privaten Krankenversicherung (PKV) geforderten Öffnungsklausel im Bereich der privaten Gebührenordnungen GOÄ und GOZ. "Die Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag darauf verständigt, die GOZ dem aktuellen Stand der Wissenschaft und den Erfordernissen der neugestalteten präventionsorientierten Zahn-, Mund-, und Kieferheilkunde (ZMK) anzugleichen. Dabei sollten die Kostenentwicklungen mit berücksichtigt werden", erklärte Engel. "Durch das Instrument der Öffnungsklausel wäre dieses Vorhaben konterkariert und außer Kraft gesetzt. Damit würde die Öffnungsklausel allein der Einflussnahme auf das betriebswirtschaftliche Ergebnis der PKV dienen." Darüber hinaus appellierte er an die politische Unterstützung bei der besseren zahnmedizinischen Versorgung älterer oder behinderter Menschen. Hier habe die Profession mit dem Reformkonzept "Mundgesund trotz Handicap und hohem Alter" beispielhaft Eigeninitiative gezeigt, um den erheblichen Versorgungs-Defiziten für diese Patienten in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) entgegen zu wirken.

Der Vorsitzende des Vorstandes der KZBV, Dr. Jürgen Fedderwitz, mahnte die Umsetzung überfälliger Strukturreformen in der vertragszahnärztlichen Versorgung an. Die starren, grundlohnsummenorientierten Budgets, die es nur im zahnmedizinischen Sektor gebe, müssten beseitigt werden. "Die Budgets müssen weg. Sie führen zur Leistungsausgrenzung und Qualitätsverlust. Zahnmedizinische Leistungen im Wert von 150 Millionen Euro jährlich werden derzeit nicht von den Krankenkassen bezahlt. Die Strukturen müssen umfassend reformiert werden, damit sich das nicht jedes Jahr wiederholt. Die Politik kann dabei unbesorgt sein: Die zahnmedizinische Versorgung ist kein Kostentreiber in der GKV - und das wird auch so bleiben."

Die Einführung einer neuen, zukunftsweisenden AppOZ, die nicht nur den fachlichen Fortschritt, sondern auch den demografischen Wandel berücksichtigt, forderte der Präsident der DGZMK, Prof. Dr. Thomas Hoffmann. Es sollten endlich die Empfehlungen des Wissenschaftsrates aus dem Jahr 2005 umgesetzt und die finanzielle und personelle Ausstattung im Zahnmedizinstudium der der Medizin angeglichen werden. Darüber hinaus sei es unabdingbar, wenn man die hervorragenden Forschungsleistungen auch weiterhin erzielen und den Standort Deutschland attraktiv erhalten möchte, die Vergütungen der Hochschullehrer dem internationalen Standard anzugleichen. An die Adresse der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gerichtet, kritisierte Hoffmann, dass es unverständlich sei, von der ohnehin zu geringen Anzahl von drei Fachkollegiaten noch auf zwei reduziert worden zu sein, was lediglich ungefähr 1% der medizinischen Fachkollegiate insgesamt entspricht. Dies sei den Forschungsaktivitäten der ZMK nicht zuträglich und konterkariere die Empfehlungen des Wissenschaftsrates.


Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution310


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e.V., Markus Brakel, 12.11.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. November 2010