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KASSEN/833: Kurznachrichten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom 28.09.2011 (KBV)


KBV-Kompakt Nr. 39 Kurznachrichten aus der KBV vom 28. September 2011


→  Kassen sollen Versicherte über Organspende aufklären - Vdek will auch Ärzte verpflichten
→  Bundesrat hält Neuberechnung der Verhältniszahlen für Psychotherapeuten für erforderlich
→  Köhler: "Den Bürokratiewahnsinn stoppen"
→  Müller für mehr Evidenz bei Heilmitteln
→  KBV: Kleiner Pikser mit großer Wirkung
→  KV Schleswig-Holstein: Ungewöhnliche Werbung für den Landarzt-Beruf
→  Arztauskunft Niedersachsen gibt Hinweise zu Sprachkenntnissen in den Praxen
→  KV Hamburg fordert Regionalisierung
→  FALK-KVen fordern Abschaffung der Richtgrößenprüfungen
→  Länder lehnen LAVA-Anträge ab
→  Nordrhein: Fachärzte nicht durch spezialärztliche Versorgung benachteiligen
→  Krankenkassen fordern Widerspruchsfrist für IGeL-Angebote

Raute

___Aus Berlin___

Kassen sollen Versicherte über Organspende aufklären - Vdek will auch Ärzte verpflichten

Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) will gesetzliche und private Krankenkassen dazu verpflichten, ihre Mitgliederbei bei der Ausgabe der Versichertenkarte über die Möglichkeit einer Organspende zu informieren. Versicherte, die älter als 16 Jahre sind, müssen dann zu einer Spendebereitschaft Stellung nehmen. Sie können mit "Ja", "Nein" oder "Ich weiß nicht" antworten. Auf der elektronischen Gesundheitskarte soll die Antwort dann vermerkt werden.

Unterstützung gab es von der Bundesärztekammer (BÄK) und vom Verband der Ersatzkassen (Vdek). "Die Bereitschaft zur Organspende zu steigern, ist auch das Interesse der Ersatzkassen. Insofern ist die Absicht, dies über die elektronische Gesundheitskarte zu regeln, positiv zu bewerten", so Thomas Ballast, Vorstandsvorsitzender des Vdek. Er fordert die Regierung zudem dazu auf, Ärzte zu einer Aufklärung der Patienten zu verpflichten.

Der Vorsitzende des Marburger Bundes, Rudolf Henke, kritisierte Bahrs Pläne, die Spendebereitschaft auf der Versichertenkarte zu vermerken. "Diese persönliche Entscheidung muss vertraulich bleiben", sagte Henke.

(Süddeutsche Zeitung, 28. September; Süddeutsche Zeitung, 26. September; Pressemitteilung des Vdek, 26. September; Pressemitteilung der BÄK, 26. September)


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Bundesrat hält Neuberechnung der Verhältniszahlen für Psychotherapeuten für erforderlich

Der Bundesrat hat in seiner Stellungnahme zum geplanten GKV-Versorgungsstrukturgesetz gefordert, die Verhältniszahlen für Psychotherapeuten neu zu berechnen. Er folgt damit den Empfehlungen des Gesundheitsausschusses. Die Verhältniszahlen sind maßgeblich dafür, wie viele Psychotherapeuten sich niederlassen können. "Nur wenn sich die so genannte Bedarfsplanung endlich danach richtet, wie viele Menschen überhaupt krank sind und einer Behandlung bedürfen, hat sie ihren Namen verdient", erklärt Prof. Rainer Richter, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK). "Gerade dort, wo sich der Behandlungsbedarf in den letzten Jahrzehnten extrem verändert hat - wie bei psychischen Erkrankungen - kann nicht an Planzahlen aus dem letzten Jahrtausend festgehalten werden."

Der Bundesrat begründet seine Forderung mit den langen Wartezeiten auf einen ambulanten Psychotherapieplatz. Nach einer Studie der BPtK unter mehr als 9.000 niedergelassenen Psychotherapeuten beträgt die durchschnittliche Wartezeit auf ein Erstgespräch drei Monate.

(Pressemitteilung der BPtK, 23. September)

Raute

___Aus KBV und KVen___

Köhler: "Den Bürokratiewahnsinn stoppen"

Die KBV hat ein Handbuch zur Bürokratiekostenmessung erstellt. Damit will sie Informationspflichten für Ärzte eindämmen. "Die zunehmende Menge an Verwaltungsaufgaben belastet die Vertragsärzte und -psychotherapeuten enorm. Sie nimmt nicht nur gestandenen Ärzten die Freude am Beruf, sie hält auch immer mehr junge Mediziner von einer Niederlassung ab. Als ärztliche Selbstverwaltung fühlen wir uns verantwortlich, gegen diesen Bürokratiewahnsinn vorzugehen." Das hat der Vorstandsvorsitzende der KBV, Dr. Andreas Köhler, heute in Berlin bei der Vorstellung eines Handbuchs der KBV zur Bürokratiekostenmessung erklärt.

Das Handbuch zur Bürokratiekostenmessung kann bei der KBV angefordert werden.

(Pressemitteilung der KBV, 28. September)


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Müller für mehr Evidenz bei Heilmitteln

Die KBV will einen völlig revidierten Heilmittelkatalog vorlegen, um die Versorgung zu verbessern und Kosten für unwirksame Mittel zu sparen.

Die Körperschaft hat die Ergebnisse des Heil- und Hilfsmittelreports 2011 der Krankenkasse Barmer GEK begrüßt, wonach der wissenschaftliche Nachweis der Wirksamkeit bei Heilmitteln stärker für die Erstattungsfähigkeit berücksichtigt werden sollte. "Dazu gehört auch die Schlussfolgerung, dass unwirksame Heilmittel aus dem Erstattungskatalog der GKV entfernt werden", sagt KBV-Vorstand Dr. Carl-Heinz Müller. Er kündigte an, dass die KBV im Gemeinsamen Bundesausschuss einen komplett revidierten und schlanken Entwurf eines auf den Erkenntnissen der evidenzbasierten Medizin beruhenden Heilmittelkatalogs vorlegen werde. Ziel sei, die Unterversorgung endlich zu beseitigen und Einsparvolumina aus Heilmitteln, die nicht auf der evidenzbasierten Medizin beruhen, einer besseren Versorgung der Versicherten zuzuführen, sagte der KBV-Vorstand.

(Pressemitteilung der KBV, 27. September)


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KBV - Kleiner Pikser mit großer Wirkung

Die KBV hat zusammen mit den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) unter dem Slogan "Gib der Grippe eine Abfuhr!" eine bundesweite Kampagne zur Influenza-Bekämpfung gestartet. Die Aktion ist Teil der Präventionsinitiative, die die KBV 2010 zusammen mit den KVen ins Leben gerufen hat. Ihr Ziel ist, die Bereitschaft für Vorsorgeuntersuchungen und Schutzimpfungen in der Bevölkerung zu erhöhen und die Durchimpfungsrate zu steigern. Die KBV stellt auf ihrer Internetseite umfangreiche Informationen und Material zum Download für Ärzte und Patienten bereit.

Auch die KV Brandenburg organisiert vom 26. September bis 14. Oktober ihre dritte landesweite Impfkampagne. Für rund 2.000 märkische Haus-, Kinder- und Frauenärzte steht in diesen drei Wochen der Impfschutz ihrer Patienten besonders im Fokus.

(Pressemitteilung der KBV, 22.September; Pressemitteilung der KV Brandenburg, 23. September)


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KV Schleswig-Holstein - Ungewöhnliche Werbung für den Landarzt-Beruf

Mit einem echten Hingucker wirbt die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Schleswig-Holstein für den Beruf des Landarztes. In Flensburg und Rendsburg wurden insgesamt rund 150 sogenannte "Streetbrandings" aufgetragen - eine spezielle Werbung auf Gehwegen, Mauern oder Betonpfeilern. Diese wurden mit den Slogans "Sei Chefarzt - werde Landarzt!" und "Mehr Arzt sein!" versehen. "Mit der Aktion wollen wir gezielt jene ansprechen, die wir für die ambulante Versorgung von morgen dringend brauchen", begründete Dr. Ingeborg Kreuz, Vorstandsvorsitzende der KV Schleswig-Holstein, die Ortswahl. Rund 900 Haus- und ähnlich viele Fachärzte würden in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen.

Die "Streetbrandings" sind Teil der Kampagne "Land.Arzt.Leben!", die die KV Schleswig-Holstein im April dieses Jahres gestartet hat. Mit der Kampagne spricht sie Medizinstudenten und Weiterbildungsassistenten an und will bei ihnen mit ungewöhnlichen Mitteln und in der Sprache der Zielgruppe Interesse für eine Niederlassung auf dem Land wecken.

(Pressemitteilung der KV Schleswig-Holstein, 23. September)


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Arztauskunft Niedersachsen gibt Hinweise zu Sprachkenntnissen in den Praxen

Die gemeinsame Arztauskunft der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Niedersachsen und der Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN) bietet Informationen über die Fremdsprachenkenntnisse von Arzt- und Psychotherapeutenpraxen. Insgesamt 48 Sprachen - von Afrikaans bis Vietnamesisch - werden in einem Teil der niedersächsischen Praxen gesprochen und verstanden. Welche Praxen über welche Sprachkenntnisse verfügen, kann nun unter www.arztauskunft-niedersachsen.de recherchiert werden. Sogar eine Wegbeschreibung ist auf der Internetseite verfügbar. "Der neue Service soll zukünftig unmittelbar den zahlreichen Migranten die Orientierung im niedersächsischen Gesundheitswesen erleichtern. Viele Migranten meiden wegen sprachlicher Barrieren im Krankheitsfall einen Arztbesuch. Wir stellen nun sicher, dass jeder am Gesundheitssystem teilhaben kann", sagte der Vorstandsvorsitzende der KV Niedersachsen , Mark Barjenbruch.

(Pressemitteilungen der KV Niedersachsen, 27. September;
Pressemitteilung der ÄKN, 26. September)


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KV Hamburg fordert Regionalisierung

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Hamburg hat den Vorstand der KBV und die Bundesgremien der Selbstverwaltung aufgefordert, zu einer regionalen Honorarhoheit zurückzukehren.

Hintergrund sei, dass Hamburger Versichertenbeiträge in andere Bundesländer umgeleitet würden. Der Fehlbetrag erhöhe sich, wenn das geplante Versorgungsstrukturgesetz in seiner jetzigen Form verabschiedet werde. Die KV Hamburg befürchtet Engpässe in der Versorgung der Patienten aus Hamburg und dem Umland zur Folge. Um gegen diese Entwicklung zu protestieren, beschloss KV Hamburg die Aktion "Hamburgs Medizin geht baden", die von der Hamburger Ärztschaft in Zusammenarbeit mit den Berufsverbänden durchgeführt wird, zu unterstützen.

(Pressemitteilung der KV Hamburg, 23. September)


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FALK-KVen fordern Abschaffung der Richtgrößenprüfungen

Die Vorstände der Freien Allianz der Länder-KVen (FALK) appellieren an den Gesetzgeber, mit dem neuen GKV-Versorgungsstrukturgesetz die Richtgrößenprüfungen aus dem Sozialgesetzbuch zu streichen. Wer die haus- und fachärztliche ambulante Versorgung gerade in ländlichen Regionen stärken wolle, müsse die dort tätigen Ärzten der Gefahr befreien, mit ihrem Privatvermögen für die Arzneimittel, die sie ihren Patienten verschreiben, zu haften.

Auch der KBV-Vorstand Dr. Carl-Heinz Müller hat für die Abschaffung der Richtgrößenprüfung plädiert. "Die Politik hat sich mit dem Versorgungsstrukturgesetz zum Ziel gesetzt, die Versorgung zu verbessern und den Ärztemangel zu bekämpfen. Solange sie aber nicht die Regresse abschafft, fehlt ein wichtiges Element bei diesem Vorhaben", sagte Müller.

(Pressemitteilung der FALK-KVen, 27. September; Pressemitteilung der KBV, 13. September)


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Länder lehnen LAVA-Anträge ab

Die von einigen Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) der Arbeitsgemeinschaft "Länderübergreifender Angemessener Versorgungsanspruch" (LAVA) eingereichten Anträge zur Angleichung der morbiditätsbedingten Gesamtvergütung fanden bei der Abstimmung der Länder keine Mehrheit. "Für eine Lösung des Konflikts sind wir auf die Unterstützung des Gesetzgebers in Berlin angewiesen", so Dr. Peter Potthoff, Vorstandsvorsitzender der KV Nordrhein.

Zu der Arbeitsgemeinschaft LAVA zählen acht KVen. Die KVen in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen hatten sich in gemeinsamen Anträgen für eine Beseitigung der Unterschiede eingesetzt, die zwischen den Bundesländern bei der Vergütung der ambulanten Medizin bestehen.

(Pressemitteilung der LAVA, 23. September)


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Nordrhein - Fachärzte nicht durch spezialärztliche Versorgung benachteiligen

Die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein hat den Gesetzgeber und die ärztliche Selbstverwaltung aufgefordert, die im Versorgungsstrukturgesetz geplante spezialärztliche Versorgung nicht zulasten der fachärztlichen Grundversorgung einzuführen. Wegen der zu erwartenden erheblichen finanziellen Auswirkungen müsse durch angemessene Überweisungs- und Kooperationserfordernisse sichergestellt sein, dass die Leistungen auch wirklich die bedürftigen Patienten erreichten. Auch die Qualität sei durch verpflichtende persönliche fachärztliche Leistungserbringung zu gewährleisten.

(Pressemitteilung der KV Nordrhein, 23. September)

Raute

___Aus den Verbänden___

Krankenkassen fordern Widerspruchsfrist für IGeL-Angebote

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) hat ein Positionspapier zum geplanten Patientenrechtegesetz vorgestellt. Ein zentrales Anliegen sei, die Rechte des Patienten in der Arztpraxis zu stärken, wenn er sich den wirtschaftlichen Interessen einzelner Ärzte ausgesetzt sieht, sagte Vorstandsmitglied Gernot Kiefer. "Bei den sogenannten individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) geht es vorrangig um Umsatz und Gewinn der Ärzte und nicht um medizinische Hilfe für Kranke." Er forderte eine Widerspruchsfrist für medizinische Behandlungen, ähnlich wie sie bei Haustürgeschäften gelte.

Der Hartmannbund kritisierte die Äußerungen als "Diskussionskultur mit dem Holzhammer". "Anders als Herr Kiefer sehen wir den Patienten als mündigen Partner auf Augenhöhe, dem wir keine 'unnützen IGeL-Leistungen unterjubeln' wollen, sondern dem wir auf Grundlage unseres ärztlichen Ethos die bestmögliche medizinisch notwendige und sinnvolle Leistung anbieten", erklärte der Vorsitzende, Prof. Kuno Winn.

(Statement des GKV-Spitzenverbandes, 22. September, Pressemitteilung des Hartmannbundes, 22. September)


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Quelle:
Newsletter KBV-Kompakt Nr. 39 vom 28. September 2011
Herausgeber: Kassenärztliche Bundesvereinigung
Impressum: http://www.kbv.de/8.html
Redaktion: Dezernat Kommunikation der KBV
Telefon: 030 / 4005 - 2203, Fax: 030 / 4005 - 27 2203
E-Mail: info@kbv.de
Internet: www.kbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Oktober 2011