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AUSLAND/2211: Karibik - Klimawandel fördert Verbreitung von Tropenkrankheit Chikungunya (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 24. Februar 2015

Karibik: Klimawandel fördert Verbreitung von Tropenkrankheit Chikungunya

von Jewel Fraser



Bild: © Jewel Fraser/IPS

Herumliegender Müll wie hier in einer Straße im trinidadischen Curepe wird für die Ausbreitung der Chikungunya-Epidemie mitverantwortlich gemacht
Bild: © Jewel Fraser/IPS

Trinidad, 24. Februar (IPS) - Nicht ohne Grund bedeutet die durch Stechmücken übertragene Tropenkrankheit Chikungunya in der Sprache der tansanischen Makonde, einem Bantu-Volk, so viel wie 'der gekrümmt Gehende'. Die Virusinfektion, die vor allem im östlichen und südlichen Afrika, auf dem indischen Subkontinent und in Südostasien verbreitet ist, verursacht ungeheure Schmerzen. Seit etwa 15 Monaten sucht sie auch die Karibik heim.

Zu den Opfern gehört Jenny Gittens aus Trinidad und Tobago, die eines Nachts von heftigen, krampfartigen Gelenkschmerzen in einem Knie aus dem Schlaf geschüttelt wurde. Stunden später war der ganze Körper betroffen: Knie und Finger wurden steif, und sie bekam Fieber und einen Hautausschlag. Brustkorb und Schlüsselbein schmerzten so sehr, dass sie sich nicht mehr aufrichten konnte.

Zwei Wochen lang ging die 61-jährige aus Trinidad und Tobago durch die Hölle. "Wenn ich wählen könnte zwischen den Schmerzen durch Chikungunya und denen bei einer Geburt, würde ich mich immer für das Kinderkriegen entscheiden", sagt sie.


Tausende Infizierte in der Karibik

Wie die Karibische Gesundheitsbehörde CARPHA am 7. Februar mitteilte, gab es zum damaligen Zeitpunkt in der Region insgesamt 4.485 bestätigte oder wahrscheinliche Fälle von Chikungunya. Die Zahl der Verdachtsfälle in den 24 CARPHA-Mitgliedsstaaten wurde mit 87.000 angegeben. In Nord- und Lateinamerika hatten sich möglicherweise sogar mehr als 800.000 Menschen infiziert, die USA nicht eingerechnet.

In der Karibik wird das Virus durch die Mücke 'Aedes Aegypti' übertragen, wie Dave Chadee, Entomologe und Professor für Umweltmedizin an der 'University of the West Indies' in Trinidad, berichtet. Die Krankheit stellt inzwischen auch im Karibikraum eine ernsthafte Gesundheitsgefahr dar. Möglicherweise wurde der Erreger durch einen Reisenden aus Asien eingeschleppt.

Chadee zufolge haben mehrere Faktoren zu der raschen Verbreitung von Chikungunya in der Region beigetragen. Unter anderem ist der Klimawandel verantwortlich, der zu höheren Temperaturen, heftigen Regenfällen und Überschwemmungen in Teilen der Region geführt hat. Das Virus werde insbesondere während der Regenzeit übertragen, erläutert Chadee. Sein Kollege und CARPHA-Berater Christian Hendrickson weist darauf hin, dass die Mücken in fast allen Karibikstaaten und insbesondere besiedelten Gebieten anzutreffen seien. Herumliegende, wassergefüllte Tüten und Plastikbehälter seien ideale Brutstätten.

"In der Regel entwickeln sich Mücken bei höheren Temperaturen schneller, und Regen erleichtert die Fortpflanzung. Nach heftigen Niederschlägen nimmt die Anzahl der Mücken deutlich zu." Derzeit verbreite sich die Krankheit aufgrund spärlicher Regenfälle nur langsam, meint Hendrickson. Mit Beginn der neuen Regenzeit im Mai könne sich die Lage jedoch schlagartig ändern.


Brutstätten von Mücken müssen beseitigt werden

Um die Verbreitung des Erregers einzudämmen, müssten die Mücken-Populationen so klein wie möglich gehalten werden, so Hendrickson. Auch die Verbreitung der Tropenkrankheit Dengue könne auf diese Weise aufgehalten werden. Landesweite Kontrollprogramme und der umsichtige Umgang mit Abfällen könnten dazu beitragen, den Ausbruch einer Epidemie wie 2014 zu verhindern.

Präventivmaßnahmen zielen unter anderem auf die Vernichtung der Mückeneier. "Wenn die Mückenpopulation klein gehalten wird, kann eine weiträumige Verbreitung des Virus verhindert werden", betont Chadee. Auf Inseln im Indischen Ozean seien solche Maßnahmen mit Erfolg durchgeführt worden. (Ende/IPS/ck/2015)


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http://www.ipsnews.net/2015/02/chikungunya-thrives-with-climate-variability-in-the-caribbean/

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IPS-Tagesdienst vom 24. Februar 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Februar 2015

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