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AUSLAND/2025: Uganda - Sexuelle Minderheiten kämpfen für bessere Gesundheitsversorgung (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 19. Dezember 2013

Uganda: Sexuelle Minderheiten kämpfen für bessere Gesundheitsversorgung - HIV-Infizierte stark diskriminiert

von Wambi Michael


Bild: © Will Boase/IPS

Angehörige der Gruppe der Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transsexuellen (LGBT) in Uganda
Bild: © Will Boase/IPS

Kampala, 19. Dezember (IPS) - In einem unscheinbaren Büro in der ugandischen Hauptstadt Kampala führen Gesundheitsarbeiter und Sozialaktivisten regelmäßig Informationsveranstaltungen zum Thema HIV/Aids durch. Das Ungewöhnliche an den Treffen ist die Anwesenheit von etwa 50 transsexuellen Frauen.

Die Gruppe, die sich 'Come Out Post-Test Club' nennt, gibt es seit Anfang des Jahres. Sie wurde mit dem Ziel gegründet, HIV-positiven transsexuellen Frauen, die als Prostituierte arbeiten, Schutz und Unterstützung zu bieten. Wie die Geschäftsführerin Bad Black betont, schließt die Vereinigung damit eine klaffende Lücke.

In dem ostafrikanischen Land sterben viele transsexuelle Frauen, weil sie innerhalb des öffentlichen Gesundheitssystems diskriminiert werden. "Allein in diesem Jahr haben wir sieben Kolleginnen verloren", sagt Black. "Das größte Problem sind die Ärzte, die sich weigern, uns zu behandeln. Uns war klar, dass noch viel mehr von uns sterben müssten, wenn wir im Verborgenen blieben."


Homosexualität ein Todesurteil

"Abbey Mukasa Love starb im April an den Folgen ihrer Stigmatisierung durch das Gesundheitspersonal", berichtet Black. "Auf ihrer Krankenakte stand das Wort 'schwul'. Abbeys Tod war für uns der unmittelbare Anlass, an die Öffentlichkeit zu gehen und eine Unterstützergruppe zu gründen." Es wurden Treffen organisiert, auf denen über die Behandlungsmöglichkeiten von HIV/Aids und Präventionsmaßnahmen gesprochen wurde.

Die Zusammenarbeit der Gruppe mit Gesundheitsarbeitern hat bereits einen Wandel angestoßen. So sind einige Ärzte und Pfleger inzwischen bereit, Angehörige sexueller Minderheiten besser zu behandeln als früher. "Für uns ist das ein großer Fortschritt. Denn wir erhalten kaum Unterstützung, seitdem 2009 das Gesetz zur Ahndung von Homosexualität ins Parlament eingebracht wurde", betont Black. Wird der Entwurf verabschiedet, drohen sexuellen Minderheiten harte Strafen. 'Homosexualität in besonders schweren Fällen' soll sogar mit der Todesstrafe geahndet werden.

Laut einer Studie der Makerere-Universität über HIV-Infektionen bei homosexuellen Männern, die 2008 bis 2009 in Kampala durchgeführt wurde, waren die Ansteckungsraten innerhalb dieser Gruppe mit etwa 13 Prozent fast doppelt so hoch wie der nationale Durchschnitt, den die ugandische Aids-Kommission mit 7,5 Prozent angibt.

Beyonce Karungi Tushabe, Exekutivdirektorin der Organisation 'Transgender Equality Uganda' zufolge ist die Stigmatisierung sexueller Minderheiten vor allem in den Krankenhäusern stark ausgeprägt. "Das zeigt sich schon allein an der Zahl derjenigen, die Zugang zu einer Behandlung mit antiretroviralen Medikamenten erhalten."


Gesundheitsbehörden denken um

Flavia Kyomukama von der 'Global Coalition of Women against Aids' hält den neuen Strategieplan der ugandischen Regierung, der Homosexuelle als Hochrisikogruppe anerkennt, für einen Fortschritt. "Zum ersten Mal werden Homosexuelle im Zusammenhang mit der HIV- und Aids-Kontrolle erwähnt. Das ist auch für andere Risikogruppen wie Prostituierte von Vorteil", meint Kyomukama, die selbst seit 25 Jahren HIV-positiv ist.

Am diesjährigen Welt-Aids-Tag am 1. Dezember sprach ein Bündnis aus 14 zivilgesellschaftlichen Organisationen von erkennbaren Bemühungen, homosexuelle Männer und andere Risikogruppen stärker in HIV/Aids-Präventions- und Behandlungsprogramme einzubinden. "Wir freuen uns darüber, dass das Gesundheitsministerium in Kampala Kliniken für Homosexuelle und Prostituierte einrichten will", meinte Moses Kimbugwe, der sich für die Aids-Hilfeorganisation 'Spectrum' engagiert.

Das Ministerium führt derzeit zur Verbesserung ihrer HIV/Aids-Bekämpfungsstrategie eine Untersuchung über besonders ansteckungsgefährdete Bevölkerungsgruppen durch. Das Sekretariat für die am stärksten gefährdeten Gruppen, in deren Räumen sich der Come Out Post-Test Club trifft, erhält zudem inzwischen eine Teilförderung durch das Gesundheitsministerium und die ugandische Aids-Kommission.
(Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://transgender-uganda.blogspot.de/
http://www.womenandaids.net/Home.aspx
http://www.ipsnews.net/2013/12/budding-recognition-health-needs-sexual-minorities-uganda/

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IPS-Tagesdienst vom 19. Dezember 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Dezember 2013