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AUSLAND/1789: Côte d'Ivoire - Kostenlose Gesundheitsversorgung für alle, Experiment gescheitert (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 27. Januar 2012

Côte d'Ivoire: Experiment einer kostenlosen Gesundheitsversorgung für alle gescheitert


Abidjan, 27. Januar (IPS) - In Côte d'Ivoire ist der Traum von einer kostenlosen Gesundheitsversorgung wie eine Seifenblase zerplatzt. Nach nur neun Monaten sieht sich die Regierung von Staatspräsident Alassane Ouattara außerstande, das Experiment fortzuführen. Jedoch sollen wenigstens Mütter und Kinder weiterhin gratis behandelt werden.

Nach offiziellen Angaben sind in neun Monaten Kosten in Höhe von umgerechnet 60 Millionen US-Dollar angefallen - für das westafrikanische Land vor allem nach den schweren politischen Unruhen im Anschluss an die Wahlen 2010 eine erhebliche finanzielle Bürde. Auslöser der fünfmonatigen politischen Krise war die Weigerung von Ex-Staatschef Laurent Gbagbo, seinem rechtmäßig gewählten Nachfolger Ouattara das Feld zu räumen.

Die bewaffneten Auseinandersetzungen führten im Westen von Côte d'Ivoire zum flächendeckenden Zusammenbruch des Gesundheitssystems. Die lokalen Hospitäler wurden geplündert und die Zahlung der Gehälter für das Gesundheitspersonal eingestellt. Ein Großteil der Beschäftigten verließ zudem aus Angst vor Übergriffen die Kliniken.

Gleich nach seinem Amtsantritt im vergangenen Mai rief Ouattara Ärzte und Pflegepersonal auf, an ihre Arbeitsplätze zurückzukehren, und sorgte für die Wiederaufnahme ihrer Gehaltszahlungen. Wie Gesundheitsminister Yoman N'dri am 24. Januar gegenüber den Medien erklärte, hätten jedoch Diebstahl, Verwaltungsengpässe und steigende Kosten den Plänen einer kostenfreien Gesundheitsversorgung den Todesstoß versetzt.

Die Nachfrage nach Medikamenten und medizinischem Equipment könne derzeit nur zu einem Drittel gedeckt werden, heißt es aus dem Gesundheitsministerium. So fehlt es unter anderem an lebensrettenden Blutkonserven. Der Mangel hat dazu geführt, dass in den ersten elf Monaten des letzten Jahres im größten Krankenhaus der westivorischen Stadt Man 86 auf Transfusionen angewiesene Patienten gestorben sind. Drei Viertel von ihnen waren Kinder. (Ende/IPS/kb/2012)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Januar 2012