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AUSLAND/1718: Sierra Leone - Ein Viertel der medizinischen Hilfsgüter verschwunden (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 16. Juni 2011

Sierra Leone: Ein Viertel der medizinischen Hilfsgüter verschwunden

Von Meena Bhandari


Khailahun, Sierra Leone, 16. Juni (IPS) - Das Welkinderhilfswerk UNICEF hat in Sierra Leone bei der alljährlichen Inventur seiner Medikamentenbestände festgestellt, dass ein Viertel der medizinischen Hilfsgüter, die ins zentrale Arzneimittellager in der Hauptstadt Freetown geliefert wurden, ihre Bestimmungsorte nicht erreichte.

Bisher sei nicht ganz klar, ob die Medikamente gestohlen worden oder aufgrund verwaltungstechnischer Schwierigkeiten unauffindbar seien, sagte ein UNICEF-Sprecher. Aufgefallen ist der Verlust bei der seit Ende Dezember laufenden Inventur, wie das Weltkinderhilfswerk in einer Mitteilung vom 14. Juni erläuterte. Vermisst werden unter anderem lebenswichtige Malaria- und Aidspräparate.

Auch Beschwerden über Nachschubprobleme aus den Bezirkskrankenhäusern und ländlichen Gesundheitszentren (PHU) hatten die Prüfer stutzig gemacht. So sind am PHU in Khailahun im Süden des Landes nur noch zwei Kisten mit Malariakombipräparaten auf Basis von Artemisinin (ACT) vorrätig. Gehen sie zur Neige, müssen die Malaria-Patienten mit Versorgungsengpässen rechnen.

"Die meisten Menschen, die zu uns kommen, haben kein Geld, um sich die ACT auf dem freien Markt zu kaufen", berichtete der zuständige Gesundheitsberater Juane K. Nabieu. "Sie sind auf die kostenlose Mittel angewiesen. Auch wenn wir generell mit Arzneien recht gut ausgestattet sind, kommt es bei den lebenswichtigen Arzneien jeden Monat zu Engpässen."


Freie Gesundheitsversorgung für Kleinkinder und werdende Mütter

Das ist gerade im Zusammenhang mit einer im April gestarteten Initiative äußerst bedauerlich. Im Rahmen der 'Free Health Care Initiative' werden Kinder unter fünf Jahren und schwangere Frauen kostenlos medizinisch versorgt. Für 90 Prozent der Kosten kommen internationale Geber wie UNICEF, die Afrikanische Entwicklungsbank, das Weltbevölkerungsprogramm UNFPA und der sierraleonische Staat auf.

Die Gesundheitskoalition Hilfe für alle (HFAC) schätzt, dass 45 bis 50 Prozent der mit Hilfsgeldern bezahlten Medikamente auf kurz oder lang illegal in den Handel gelangen. Ein großer Teil der Lieferungen gehe auf dem Weg zu ihren Bestimmungsorten 'verloren'. 2008 waren Malaria-Medikamente von UNICEF in Kono in der Ostprovinz in Privatapotheken aufgetaucht.

Nach Angaben von Mahimbo Mdoe, dem Leiter des sierraleonischen UNICEF-Büros, wird seine Organisation künftig selbst die Logistik übernehmen, um die bisherigen Gesundheitserfolge nicht zu gefährden. "Wir werden ein internationales Unternehmen mit dem Management des zentralen Medikamentenlagers der Medikamentenversorgung aller 1.200 PHU beauftragen", erklärte er. "Noch vor einem Jahr konnten 80 Prozent der Menschen aus Kostengründen nicht zum Arzt gehen. Sierra Leone ist ein fragiler Staat. Es ist ein wichtiger Schritt nach vorn, dass inzwischen mehr Menschen medizinische Hilfe in Anspruch nehmen können." (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Juni 2011