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AUSLAND/1661: Burma - Rückkehr des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 28. Februar 2011

Burma: Rückkehr des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria

Von Marwaan Macan-Markar


Bangkok, 28. Februar (IPS) - In Burma schürt die Rückkehr des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria Hoffnung auf einen politischen Übergang. Auch wenn mit einer baldigen Verbesserung der Menschenrechtslage nicht gerechnet wird, könnte sich der Handlungsspielraum für die die Hilfsorganisationen vor Ort spürbar vergrößern.

Der Globale Fonds hatte sich vor mehr als fünf Jahren aus Protest gegen die staatliche Einmischung in seine Programme aus dem südostasiatischen Land verabschiedet. Nun kehrt er nach Unterzeichnung dreier Abkommen im November über die Finanzierung zweier Darlehen im Wert von bis zu 112,8 Millionen US-Dollar zurück.

Im Vergleich zu ihrer ersten Ankunft stellt die Genfer Hilfsorganisation 98,4 Millionen Dollar mehr für den Kampf gegen die drei Killerkrankheiten zur Verfügung. Der Löwenanteil von 46 Millionen Dollar ist für verschiedene HIV/Aids-Initiativen vorgesehen. Maßnahmen gegen Malaria und Tuberkulose werden mit 36,8 Millionen respektive 30 Millionen Dollar finanziert.

"Burma hatte sich erneut 2009 für die Darlehen des Globalen Fonds beworben", berichtete Marcela Rojo, Sprecherin des Globalen Fonds. Wie sie gegenüber IPS betonte, wurden zusätzliche und starke Sicherungsmaßnahmen beschlossen, die eine strenge Kontrolle über die Verwendung der Gelder und die Fähigkeit des Globalen Fonds sicherstellen, auf Unregelmäßigkeiten unverzüglich zu reagieren.

Die Entscheidung fiel in etwa zeitgleich mit den Wahlen in Burma vom 7. November - den ersten nach 20 Jahren. Dass es bei dem Urnengang zu Wahlbetrug kam, brachte den seit 1962 mit eiserner Faust regierenden Generälen erneut die Kritik ein, den politischen Wandel in Burma auch weiterhin zu hintertreiben.


Lakmustest für das Regime

"Niemand hat wirklich angenommen, dass die neue Regierung die Menschenrechtssituation verbessern würde. Doch zahlen sich die Parlamentswahlen vom November durch einen größeren humanitären Spielraum aus", sagte dazu David Scott Mathieson, der Burma-Beauftragte von 'Human Rights Watch' in New York. "Die Rückkehr des Globalen Fonds wird sich als ein Lakmustest für die Glaubwürdigkeit der neuen Regierung erweisen."

Der Globale Fonds wird die Projekte über seine internationalen Partner 'Save the Children' und dem UN-Büro für Projektdienste (UNOPS) abwickeln. Die Gelder würden für die Bereitstellung antiretroviraler Aids-Medikamente, die Sensibilisierung der Hauptrisikogruppen für die Aidsgefahr und Safer-Sex-Kampagnen verwendet werden, erläuterte Andrew Kirkwood, der Leiter des Burma-Büros von 'Save the Children'.

Berichten zufolge sind in Burma 240.000 Menschen HIV-positiv, von denen die Hälfte auf die lebensverlängernden Maßnahmen angewiesen ist. Die meisten Infizierten sind Prostituierte, Homosexuelle und Heroinabhängige.

Der Malaria-Gefahr sind fast 70 Prozent der 57 Millionen Burmesen ausgesetzt. 475.297 haben sich bereits mit der Krankheit infiziert. Die dritte Killerkrankheit Tuberkulose (TB) wurde 2008 bei 200.000 Menschen festgestellt. Diese Infektionsrate sorgte dafür, dass Burma auf der Liste der 22 am stärksten von TB bedrohten Ländern den 20. Platz besetzt.

Außer dem Globalen Fonds gibt ein weiteres internationales Programm gegen die drei gefährlichen Infektionskrankheiten. Der inzwischen von einer Allianz aus Europäischer Kommission, Dänemark, Großbritannien, Niederlanden, Norwegen, Österreich und Schweden bezuschusste Drei-Krankheiten-Fonds (3DF) zur Versorgung von HIV-, TB- und Malaria-kranken Menschen hat seit 2006, nach dem Abzug des Globalen Fonds aus Burma, rund 100 Millionen Dollar in dem südostasiatischen Land investiert.

"Diese Programme verhalfen 21.138 Aids-kranken Menschen zu einer antiretroviralen Therapie, berichtete der Leiter des UNOPS-Büros in Burma, Sanjay Mathur. Darüber hinaus wurden mehr als 100.000 TB-Fälle entdeckt und behandelt und über eine Million Malaria-Kranke medizinisch versorgt.


Hoher Versorgungsbedarf

Wie Paul Yon, Leiter der Burma-Mission von Ärzte ohne Grenzen (MSF), einräumte, ist die Versorgung aller burmesischen Kranken ein schwieriges Unterfangen, der Abzug des Globalen Fonds habe die Situation nicht eben leichter gemacht. 2008 hatte MSF darauf hingewiesen, dass in dem südostasiatischen Land 76.000 Menschen auf die antiretroviralen Aids-Medikamente angewiesen waren, doch aufgrund fehlender finanzieller Mittel nur 25.000 Betroffene behandelt werden konnten.

Bis dahin hatte die Junta zur Versorgung der HIV/Aids-Patienten in den landesweit 22 Krankenhäusern nur 200.000 Dollar bereitgestellt. Der Etat reichte gerade für die Aids-Therapie von 1.800 Menschen. Das ist ein verschwindend geringer Betrag für ein Land, das an seinen Erdgasexporten zwischen 2000 und 2008 ganze acht Milliarden US-Dollar verdiente.

"Hilfe war in Burma schon immer eine politische Angelegenheit. Daran wird sich auch nach der Rückkehr des Globalen Fonds in diesem Jahr wenig ändern", sagte ein Arzt in Rangun, der sich Anonymität ausbat. "Wir brauchen diese Hilfe, denn sie ist für unsere Patienten überlebenswichtig."
(Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://www.theglobalfund.org/en/
http://www.3dfund.org/
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=54631

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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. März 2011