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AUSLAND/1621: Senegal - Kampf gegen Kindsbetttod. Wo Ärzte fehlen, sollen Beraterinnen ran (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 9. Dezember 2010

Senegal:
Wo Ärzte fehlen, sollen Beraterinnen ran - Kampf gegen Kindsbetttod schwierig

Von Souleymane Faye


Dakar, 8. Dezember (IPS) - Senegals Regierung greift im Kampf gegen die Mütter- und Säuglingssterblichkeit zu neuen Strategien. Da eine flächendeckende Gesundheitsversorgung durch medizinisches Fachpersonal illusorisch ist, sollen in naher Zukunft 1.500 Gesundheitsberaterinnen in den entlegenen Gebieten nach dem Rechten sehen. Problem ist nur, dass die Mittel fehlen, um den Erfolg der Bajenu-Gox-Initiative gewährleisten zu können.

200.000 US-Dollar lässt sich die Regierung die Ausbildung der Helferinnen kosten, die als Verbindungsfrauen zwischen den lokalen Gemeinden und den Gesundheitszentren agieren sollen. Ihre Aufgabe besteht darin, erste Hilfe zu leisten, Schwangere von der Notwendigkeit prä- und postnataler Gesundheitschecks zu überzeugen und frisch entbundene Mütter mit Säuglingspflege, Stillen und Familienplanungsmethoden vertraut zu machen.

Bis Ende 2011 sollen mindestens 15.000 dieser Gesundheitsadvokatinnen bereit stehen, um die Engpässe im Gesundheitssektor zu kompensieren. Damit sich ihr Einsatz als erfolgreich erweist, müssen jedoch Rettungsambulanzen angeschafft werden, die die Frauen notfalls zur nächsten Klinik transportieren. Geburten sind in Senegal lebensgefährlich, wie Zahlen der Region Kédougou im Osten des Landes zeigen. Dort liegt die Müttersterblichkeitsrate bei 703 pro 100.000 Lebendgeburten.

Nach Angaben von Astou Diop konnten bereits 50 Frauen in Säuglings- und Müttergesundheit unterwiesen werden. Die Hebamme kritisiert jedoch, dass die Möglichkeiten der Helferinnen, ihre Aufgaben effektiv zu erfüllen, begrenzt sind. Die Frauen verfügen lediglich über Mobiltelefone, um mit den Kliniken Rücksprache zu halten.


Schlechte Straßen, wenige Rettungsambulanzen

Diop zufolge steht die schlechte Infrastruktur in vielen Landesteilen dem Aufbau eines flächendeckenden Gesundheitsnetzwerks im Wege. Um etwa Blutungen provisorisch zu stillen, eine häufige Todesursache von Frauen nach Geburten, müssten die Hilfsschwestern möglichst schnell bei ihren Patientinnen sein, was bei den schlechten Straßenverhältnissen oft nicht möglich ist.

"Auch kommt es vor, dass die Patientinnen die Gesundheitszentren nicht rechtzeitig erreichen, weil Transportmittel oder das Geld für den Bus fehlen", fügt Oulimata Ndao, Mitarbeiterin eines Projekts in Keur Alpha, einem Dorf in der zentralen Kaolack-Region, hinzu.

Mbaye Diouf, Leiterin des Tambacounda-Gesundheitsdistrikts im Osten des Landes, befürchtet jedoch, dass ein Mangel an Gynäkologen und Rettungsambulanzen in Regionen wie Tambacounda Senegals Pläne, die Mütter- und Säuglingssterblichkeit bis 2015 im Sinne der UN-Millenniumsentwicklungszielen (MDGs) zu verringern, zunichte machen wird.


Ohne kräftige Finanzspritze geht gar nichts

Die Gesundheitsexpertin Eugene Kaly, Berichterstatterin der regierungsnahen Tageszeitung 'Le Soleil', hält eine solide Finanzierung für das A und O, um die zwei von insgesamt acht MDGs zur globalen Armutsbekämpfung voranzubringen. "Ein derart ambitiöses Projekt muss von der Regierung und ihren Partnern ebenso umfangreich gesponsert werden wie die Programme gegen Malaria, Tuberkulose und HIV/AIDS."

Das Bajenu-Gox-Programm wird von etlichen internationalen Agenturen wie dem UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA) unterstützt. Dennoch bleibt die Finanzierung ein Problem. 96 Millionen US-Dollar sind für die Umsetzung des Vorhabens erforderlich, die zu 70 Prozent für die Anschaffung von Rettungsambulanzen und anderem medizinischen Equipment investiert werden müssten. (Ende/IPS/kb/2010)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Dezember 2010