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VORSORGE/521: Ärzte können ihren Patienten nun Bewegung per Rezept verordnen (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 10/2010

Präventionsprojekt
Ärzte können ihren Patienten nun Bewegung per Rezept verordnen

Von Jörg Feldner


Ärztekammer und Landessportverband empfehlen eine neue Datenbank, in der Ärzte passgenaue Bewegungsangebote für ihre Patienten finden können.


Eine neue Datenbank ermöglicht es Schleswig-Holsteins Ärzten, ihre Patienten schnell und einfach auf individuell passende, alltagstaugliche Gesundheitssportangebote bei Vereinen in Wohnortnähe hinzuweisen. Die wie ein Rezept gestalteten Tipps können die Patienten gleich mitnehmen.

"20 Jahre lang habe ich in einer Krankenhausambulanz den Patienten geraten: Sie sollten sich mehr bewegen. Gebracht hat es wohl nichts", berichtet Prof. Burkhard Weisser, Chef der Sportmedizin an der Uni Kiel. 90 Prozent der über 60-Jährigen hielten sich von allen körperlichen Aktivitäten fern, zitierte er aus Studien. Anscheinend würden die Barrieren zwischen Sofa und Bewegung im Laufe des Lebens der meisten Menschen immer höher. Diese Barrieren will jetzt ein von Weisser begleitetes Projekt von Ärztekammer und Landessportverband (LSV) durchbrechen: das "Rezept für Bewegung". Der LSV hat in eine von den Sparkassen finanzierte Datenbank qualitätsgeprüfte Bewegungsangebote von über 600 Vereinen aufgenommen, die Kammer hat bereits 400 Ärzte für die Nutzung der Datenbank interessieren können.

Und wie funktioniert das Ganze? Ärzte, die bereits mitmachen, gehen im Internet auf www.lsv-sh.de, dort zur Rubrik "Sport und Gesundheit", klicken dann auf "Rezept für Bewegung" und loggen sich mit ihren Zugangsdaten, die sie schon erhalten haben, ein. In den dann geöffneten Vordruck tragen sie Alter und Postleitzahl des Patienten ein, zumutbare Entfernung des Sportangebotes, gesuchte Kategorie (dies kann etwa Gesundheitsförderung, Herz-Kreislauf, Motorik Kinder, Muskel-Skelett oder Stressbewältigung sein) sowie eines oder mehrere Schlagworte (beispielsweise "Ausdauer" plus "Frauen" plus "Körperwahrnehmung" plus "Gewichtsreduktion" oder "Beweglichkeit" plus "Senioren" plus "Sturzprävention"). Prompt erscheinen passende Angebote mit Sportverein, Name, Telefonnummer und Qualifikation des Übungsleiters und verständlicher Beschreibung der Kursinhalte, beispielsweise: "Aqua-Jogging trainiert effektiv die Ausdauer und die allgemeine Fitness, ohne die Gelenke zu belasten. Für Jung und Alt, Neueinsteiger und Fortgeschrittene gleichermaßen geeignet, denn die Intensität kann individuell angepasst werden. Der Wasserwiderstand wird zur Kräftigung aller großen Muskelgruppen genutzt, wobei ein hoher Energieumsatz erreicht wird." Oder: "Durch gezielte Dehn-, Kräftigungs- und Koordinationsgymnastik und Förderung des Gleichgewichts hilft dieses Sportangebot, mit der Erkrankung Osteoporose besser umzugehen. Entspannungstechniken und Übungen zur Körperwahrnehmung ergänzen das Programm." Anschließend bekommt der Patient das Ganze als rezept-ähnlichen Ausdruck.

Bei der Pressepräsentation des "Rezepts für Bewegung" wies Kammerpräsident Dr. Franz Bartmann besonders darauf hin, wie vorteilhaft es sei, dem Patienten etwas zum Nachlesen in die Hand zu geben: "Im Gespräch mit dem Arzt sind viele Patienten so aufgeregt, dass längst nicht alles im Gedächtnis hängen bleibt." Nicht zu unterschätzen sei auch die quasi-amtliche Aufmachung des "Rezepts für Bewegung": "Der Formularcharakter hat mehr Bindungskraft als ein mündlicher Rat."

Der Präsident des Landessportverbandes, Dr. Ekkehard Wienholtz, sieht in dem neuen Projekt "gute Chancen, Zielgruppen zu erreichen, an die mit den herkömmlichen Kommunikationsmethoden nicht heranzukommen ist". Schirmherr des Projektes ist Gesundheitsminister Dr. rer. pol. Heiner Garg.

Ärzte, die noch keinen Zugang beantragt haben, können auf www.lsv-sh.de ebenfalls alle genannten Informationen für ihre Patienten bekommen, jedoch keinen Rezept-Ausdruck. Für interessierte Patienten gilt das gleiche. Informationen und Zugang gibt es beim Landessportverband, Dr. Christina Niermann, Telefon 0431/6486240 oder über E-Mail christina. niermann@lsv-sh.de.


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Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 10/2010 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2010/201010/h10104a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de


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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Oktober 2010
63. Jahrgang, Seite 30
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
Redaktion: Dr. Franz Bartmann (V.i.S.d.P.)
Bismarckallee 8-12, 23795 Bad Segeberg
Telefon: 04551/803-119, -127, Fax: -188
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. November 2010