Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FAKTEN

TRANSPLANTATION/470: 2. Juni ist Tag der Organspende (idw)


Deutsche Leberstiftung - 22.05.2012

Neue Chance mit Wartezeit

Lebertransplantation - 2. Juni Tag der Organspende



Rund 2.000 Menschen in Deutschland stehen jährlich auf einer besonderen Warteliste der Stiftung Eurotransplant, die Spenderorgane in ganz Europa verteilt. Sie hoffen darauf, eine Leber für die lebenswichtige Transplantation zu erhalten. Es können aber nur deutlich weniger Lebern tatsächlich transplantiert werden. Im Jahr 2010 waren es 1.192 Lebern von verstorbenen Spendern, die transplantiert wurden.

Wegen des Organmangels in Deutschland müssen Patienten mit schweren chronischen Lebererkrankungen oft viele Monate bis Jahre auf eine Spenderleber warten. Der bundesweite Tag der Organspende (2. Juni 2012) steht in diesem Jahr unter dem Motto: "Richtig. Wichtig. Lebenswichtig". Seit 30 Jahren gibt es diesen bundesweiten Tag, der darauf aufmerksam macht, wie wichtig die Bereitschaft zur Organspende ist. Nach Expertenschätzungen haben nur etwa 20 Prozent der Deutschen ihren Willen zur Organspende tatsächlich mit einem Organspendeausweis festgelegt. "Jeder kann in die Lage kommen, ein Spenderorgan zu benötigen. Versagt ein Organ wie die Niere, so kann ihre Funktion zum Teil durch die Hämodialyse ersetzt werden, das geht bei Leberversagen nicht", sagt Prof. Dr. Claus Niederau, Vorstand der Deutschen Leberhilfe e.V. und Mitglied des Vorstandes der Deutschen Leberstiftung. Deshalb seien Patienten mit schweren Lebererkrankungen letztendlich häufig auf ein Spenderorgan angewiesen. Durch die zum Teil langen Wartezeiten, verstürben jedoch auch einige Patienten, bevor ein passendes Organ gefunden sei. Wichtig sei natürlich auch die Vorbeugung vor Lebererkrankungen, damit eine Transplantation erst gar nicht notwendig wird. Kommt es doch soweit, so steht die Patientenorganisation "Lebertransplantierte Deutschland" für weitere Auskünfte zur Verfügung. (www.lebertransplantation.de) Informationen gibt dazu auch der 13. Deutsche Lebertag, der bundesweit am 20. November 2012 stattfindet. (www.lebertag.org)

Wann ist eine Transplantation notwendig?

Eine Transplantation wird dann notwendig, wenn die Leber schwer und unumkehrbar geschädigt ist. Sie kann dann ihre lebenswichtigen Funktionen im Stoffwechsel (z.B. Entgiftung, Blutgerinnung, Aufnahme von Nährstoffen) nicht mehr wahrnehmen. Versagt die Leber, besteht akute Lebensgefahr. Der häufigste Grund für eine Lebertransplantation ist die fortgeschrittene Leberzirrhose, die durch zahlreiche chronische Erkrankungen entstehen kann. Weitere, mögliche Gründe für eine Transplantation sind Gallenwegserkrankungen, akutes Leberversagen (z.B. durch Vergiftungen oder Infektionen), Stoffwechselerkrankungen und andere. Leberkrebs kann in ausgewählten Fällen ebenfalls ein Grund zur Transplantation sein, solange er noch nicht zu weit fortgeschritten ist. Die Überlebenschancen nach einer Transplantation sind je nach Patient und Grunderkrankung unterschiedlich. Rund 80 Prozent der transplantierten Organe sind nach fünf Jahren noch funktionsfähig. Dies gilt auch für die Leberlebendspende.

Ursachen für schwere Leberschädigungen

Toxische Leberschädigungen werden durch Zellgifte hervorgerufen. Dazu gehören z.B. Medikamente, Pflanzengifte oder Pilzgifte. Den größten Anteil an den Ursachen der toxischen Leberschäden hat Alkohol, der bereits in mäßigen Mengen regelmäßig genossen zu einer schweren Leberzirrhose führen kann. Eine weitere große Gruppe stellen Leberschäden durch Hepatitisviren dar. Viele Menschen außerhalb der westlichen Industriestaaten infizieren sich bereits in der Kindheit mit dem Hepatitis B-Virus. Das Hepatitis C-Virus ist erst seit 1989 bekannt und wurde vielfach unbemerkt durch Blutprodukte übertragen. Fulminante Verläufe der sonst leicht verlaufenden Hepatitis A- und E-Virusinfektionen stellen Ausnahmen dar. Seltenere Ursachen sind die Autoimmunhepatitis, eine Fehlsteuerung des Immunsystems, das versehentlich eigene Leberzellen angreift, spezielle Gallenwegserkrankungen (Primär Sklerosierende Cholangitis und Primär Biliäre Zirrhose) sowie Eisen- und Kupferstoffwechselerkrankungen.

Wer bekommt eine neue Leber? - Punktescore entscheidend

Wenn die Ärzte des zuständigen Transplantationszentrums bei einem Patienten die Indikation für eine Lebertransplantation gestellt haben, erfolgt eine umfangreiche mehrtägige stationäre Diagnostik, um festzustellen, ob der Patient als Organempfänger in Frage kommt. Patienten mit einer alkoholbedingten Lebererkrankung müssen über einen längeren Zeitraum nachweisen, dass keinerlei Alkoholkonsum mehr besteht. Ein Punktescore ermittelt dann anhand einer mathematischen Formel aus den Laborwerten Bilirubin ("Gallewert"), Kreatinin ("Nierenwert") und INR ("Blutgerinnungswert") den sogenannte MELD-Wert. Dieser ist nun ausschlaggebend für die Dringlichkeit, mit der ein Patient das Spenderorgan benötigt. Es zählt nicht mehr wie früher die Wartezeit. Dadurch ist eine gerechte Vergabe der Organe durch die Stiftung Eurotransplant gewährleistet. Ausnahmen von dieser Regelung sind möglich im High Urgency-Verfahren (höchst dringlich) oder über Sonderanträge zum Beispiel unter bestimmten Bedingungen bei Leberkrebs.

Nach der Transplantation wird der Patient intensivmedizinisch überwacht. Erst wenn er sicher stabilisiert ist, wird er auf einer normalen Krankenhausstation weiter betreut, gefolgt von einer mehrwöchigen Anschlussheilbehandlung in einer Rehaklinik. Häufig ist eine Wiedereingliederung in das normale Berufsleben möglich.

Der Patient muss lebenslang Medikamente zur Unterdrückung des Immunsystems einnehmen. Diese sogenannten Immunsuppressiva verhindern, dass die neue Leber als körperfremdes Organ abgestoßen wird. Die Therapie mit Immunsuppressiva wird regelmäßig überwacht. Dazu arbeiten die Transplantationszentren eng mit Hausärzten und niedergelassenen Leberspezialisten zusammen.

Manchmal kommt es wegen der verminderten Krankheitsabwehr zu Infektionserkrankungen, die wegen der Immunsuppression schwerer zu therapieren sind, als bei voll immunkompetenten Patienten. Wichtigster Partner des Patienten ist somit das Transplantationszentrum - von der Erstdiagnose der Lebererkrankung bis weit nach der Transplantation.


Ansprechpartner
Deutsche Leberhilfe e.V.
Prof. Claus Niederau, Vorstandsvorsitzender
Achim Kautz, Geschäftsführer
Krieler Straße 100, 50935 Köln
info@leberhilfe.org
www.leberhilfe.org

Deutsche Leberstiftung
Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender
Bianka Wiebner, Kaufmännische Geschäftsführerin
Carl-Neuberg-Straße 1, 30625 Hannover
presse@deutsche-leberstiftung.de
www.deutsche-leberstiftung.de

Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Krankheiten von Magen, Darm und Leber sowie von Störungen des Stoffwechsels und der Ernährung (Gastro-Liga) e.V.
Prof. Dr. Peter R. Galle, Vorstandsmitglied
Friedrich-List-Straße 13, 35398 Gießen
geschaeftsstelle@gastro-liga.de
www.gastro-liga.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.lebertransplantation.de
http://www.lebertag.org
http://www.gastro-liga.de
http://www.leberhilfe.org
http://www.deutsch-leberstiftung.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1419

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Leberstiftung, Rita Wilp, 22.05.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Mai 2012