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TRANSPLANTATION/427: Mutter spendete ihrer vier Monate alten Tochter einen Leberteil (idw)


Universitätsklinikum Heidelberg - 26.11.2009

Eine Chance auf ein Leben

Transplantation bei Baby an der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg
Mutter spendete ihrer vier Monate alten Tochter einen Leberteil


Die kleine Ashviny ist zurück im Leben. Im Alter von nur vier Monaten wurde ihr von Ärzten der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie des Universitätsklinikums Heidelberg (Ärztlicher Direktor: Professor Dr. Markus Büchler) in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Georg Hoffmann) ein Teil der Leber ihrer Mutter eingesetzt. Dadurch konnte die lebensbedrohliche Fehlbildung ihrer Galle behoben werden.

Jedes 5.000. Neugeborene leidet unter dieser Fehlbildung, bei der keine Gallenwege angelegt sind. Die Folge: Galle staut sich im Lebergewebe, es baut sich innerhalb weniger Wochen in Bindegewebe um und verhärtet. Dadurch staut sich das Blut vor der Leber, Infekte drohen. Unbehandelt führt diese Fehlbildung innerhalb weniger Monate zum Tod.

Ungefähr die Hälfte der betroffenen Kinder in Deutschland kann mit der so genannten Kasai-Operation, bei der Darmschlingen an die Leber angeschlossen werden, bis zum 10. Lebensjahr vor einer Transplantation bewahrt werden. Die andere Hälfte benötigt eine Lebertransplantation, häufig bereits in den ersten zwei Lebensjahren. Für einen Großteil der weltweit betroffenen Kinder sieht die Realität jedoch anders aus: Geschätzte 90 Prozent aller Länder können diese lebensrettenden Operationen nicht anbieten.


Wartezeit auf Spenderorgan konnte vermieden werden

Ashviny hatte Glück. Ihre Eltern sind Tamilen und stammen aus den Bürgerkriegsgebieten Sri Lankas. Sie flüchteten jedoch vor ihrer Geburt und beantragten in Deutschland Asyl. Das kleine Mädchen kam hier zur Welt. Dadurch konnte sie direkt nach der Diagnose behandelt werden.

In ihrem Fall empfahl Operateur Professor Dr. Jan Schmidt, Leitender Oberarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie am Universitätsklinikum Heidelberg, eine Lebendspende eines Leberteils durch die 24-jährige Mutter. Untersuchungen zu Körpergewicht, Anatomie der Leber oder Blutgruppe wiesen sie als geeignete Spenderin aus. Da ihr Gesundheitszustand sehr gut war, war das Risiko des Eingriffs gering. So musste nicht auf das Spenderorgan eines Verstorbenen gewartet werden und das Baby konnte in gutem Allgemeinzustand operiert werden.


Große Expertise im Bereich der Lebertransplantation bei Kindern

In zwei zeitlich exakt aufeinander abgestimmten und logistisch aufwändigen Operationen bereiteten zwei komplette OP-Teams in zwei OP-Sälen die Patientinnen auf die Transplantation vor. Die kranke Leber des Säuglings wurde entnommen, während der Mutter zwei Lebersegmente entfernt wurden, die dem Kind transplantiert wurden - ein chirurgisch komplexer Vorgang, da Blutgefäße bei Babys nur einen Millimeter Durchmesser haben.

Die Heidelberger Chirurgen verfügen über eine große Expertise auf diesem Gebiet: Pro Jahr werden hier einige hundert Leberoperationen bei Erwachsenen durchgeführt. Seit 2003 werden in enger Kooperation mit der Kinderklinik Lebertransplantationen bei Kindern vorgenommen. Heute werden etwa 10 Prozent der Lebertransplantationen bei Kindern in Deutschland am Heidelberger Universitätsklinikum vorgenommen.

Für Ashvinys Familie hat sich mittlerweile vieles zum Guten gewendet: Das kleine Mädchen ist drei Monate nach der OP in gutem Zustand, der Vater hat in Deutschland mittlerweile eine Anstellung gefunden.


Weitere Informationen
über die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Heidelberg:
www.klinikum.uni-heidelberg.de/Allgemein--Viszeral--und-Transplantationschirurgie.106603.0.html

Weitere Informationen
über die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie:
www.klinikum.uni-heidelberg.de/Kinder--und-Jugendmedizin-Zentrum.106612.0.html

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 7.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 40 Kliniken und Fachabteilungen mit 1.600 Betten werden jährlich rund 500.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.100 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. (Stand 12/2008)
www.klinikum.uni-heidelberg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution665


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universitätsklinikum Heidelberg, Dr. Annette Tuffs, 26.11.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. November 2009