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GESUNDHEIT/762: Pressedienst "Das gesunde Kind" Nr. 11/12 - November/Dezember 2009 (DGK)


DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V. - informationsdienst

pgk - das gesunde Kind - Nr. 11/12 - November/Dezember 2009



Kinder mit Durchfall dürfen nicht in die Kita
Das Infektionsschutzgesetz hilft im Zweifelsfall
Wattestäbchen können dem Kinderohr schaden
Ohren haben ein "Selbstreinigungssystem"
Bei Kinderspielzeug auf die Sicherheit achten
Tipps für den Weihnachtseinkauf
AUS WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG
Schwangerschaftsvergiftung: Bluttest kann Leben von Mutter und Kind retten
Multivitaminpräparate schon für Kleinkinder?
Forscher vermuten Zusammenhang zwischen Süßigkeitenkonsum und Aggressivität
Rapsöl ist gesund - auch für Babys
Langsam essen hilft Kalorien sparen
SERVICE

Raute

Kinder mit Durchfall dürfen nicht in die Kita

Das Infektionsschutzgesetz hilft im Zweifelsfall

(pgk) Schniefnase, Kratzhals, Husten oder Durchfall - immer wieder fangen sich Kinder kleinere und größere Wehwehchen ein. Dabei stehen Eltern regelmäßig vor der Frage: Kann ich den Nachwuchs mit diesen Symptomen in den Kindergarten oder die Kindertagesstätte schicken oder nicht? "Kranke Kinder gehören nicht in den Kindergarten" - diesen Slogan würden besonders jetzt in der kalten Jahreszeit viele Erzieherinnen und Erzieher am liebsten jeden Morgen neu über die Eingangstür ihrer Kindertageseinrichtung hängen.

Fest steht: Ein Kind mit Fieber, also einer Temperatur von mehr als 38,5 Grad, gehört auf keinen Fall in die Kita. Bei Durchfall ist der Besuch generell verboten. Bei drei- bis fünfmaligem Durchfall innerhalb eines Tages oder zusätzlichen Symptomen sollte man auf jeden Fall den Kinderarzt aufsuchen, um mögliche Infektionen mit Rotaviren, Salmonellen oder anderen Bakterien auszuschließen. Laut Infektionsschutzgesetz müssen die Symptome mindestens zwei Tage lang abgeklungen sein, damit das Kleine wieder in die Gruppe darf.

Kinder, bei denen eine Erkrankung gerade abklingt, die also beispielsweise noch ein bisschen husten und schniefen und ansonsten fit sind, können bedenkenlos wieder zu den anderen in die Gruppe. Zudem ist die Auseinandersetzung mit Krankheitserregern extrem wichtig für die Körperabwehr der Kinder, die Kita sozusagen ein Trainingslager für das Immunsystem. Besonders im Winter, wenn eine Infektion der anderen folgt, kann es allerdings manchmal sinnvoll sein, die Kleinen einfach einmal eine Woche zu Hause zu lassen, damit sie sich ausruhen und komplett auskurieren können.

Bei Masern und Co. aber gelten eigene Regeln: Beim Spielen und Herumtoben werden die Krankheitserreger leicht von Kind zu Kind weitergegeben. Masern, Mumps, Röteln und Windpocken werden genau wie Diphtherie, Drei-Tage-Fieber, Keuchhusten und Scharlach durch Tröpfcheninfektion übertragen. Ebenso Erkrankungen wie z. B. Hirnhautentzündungen, verursacht durch Bakterien wie Meningokokken Typ C. Vor diesen "Kinderkrankheiten" sind auch Erwachsene nicht geschützt. Sind sie nicht geimpft und haben diese Krankheiten noch nicht durchgemacht, so können sie sich ebenfalls anstecken. Und bei ihnen nehmen die Krankheiten oft einen besonders schweren Verlauf. Gefahr besteht vor allem auch für nicht immune Schwangere. Masern, Mumps, Röteln, Ringelröteln und Windpocken können zu einer Fehl- und Frühgeburt, einige Erreger (Röteln, Windpocken) auch zur Schädigung des Kindes führen.

Das Infektionsschutzgesetz regelt, wie lange die kranken Kinder im Einzelfall der Kita fernbleiben sollten. Bei Windpocken darf das Kind beispielsweise für mindestens eine Woche nicht in den Kindergarten, und ein Kind mit Keuchhusten darf erst dann wieder in den Kindergarten, wenn es vorher für mindestens fünf Tage ein Antibiotikum genommen hat.

In den meisten Betreuungseinrichtungen gibt es ohnehin festgelegte Regeln, wann ein Kind kommen darf und wann nicht. Einige Kitas verlangen zum Schutz der anderen nach einer Krankheit des Kindes beispielsweise ein ärztliches Attest mit der Bestätigung, dass es wieder gesund ist. Im Zweifelsfall sollte man das Vorgehen einfach mit der zuständigen Betreuerin oder Leiterin absprechen.

"Wenn krank, dann Mama" - zum Wohle des Kindes gilt: Lieber ein paar Tage zu Hause bleiben. Damit dies auch berufstätigen Eltern möglich ist, hat der Gesetzgeber Freistellungsmöglichkeiten im Krankheitsfall des Kindes vorgesehen. Elternpaare haben zusammen 20 Tage Freistellung pro gesetzlich krankenversichertem Kind unter zwölf Jahren, d.h. jeder 10 Tage oder eine Person 20 Tage.

Raute

Wattestäbchen können dem Kinderohr schaden

Ohren haben ein "Selbstreinigungssystem

(pgk) Es gibt tatsächlich Mütter, die benutzen mit Watte umwickelte Zahnstocher für die Reinigung der Ohren ihrer Kinder. Gehen Sie bitte nicht mit solchen abenteuerlichen Werkzeugen und auch nicht mit Wattestäbchen, Pinzetten oder Ähnlichem auf die Kleinen los. Bei Bedarf übernimmt der Arzt die professionelle Ohrreinigung.

Gerade bei Kindern besteht die Gefahr, Ohrenschmalz - auch Cerumen genannt - vor das Trommelfell zu drücken, wenn das Ohr mit Wattestäbchen und Co. und nicht mit genügend Vorsicht gereinigt wird. Dadurch kann es zu einer schmerzhaften Entzündung des äußeren Gehörgangs kommen. Der Gehörgang läuft spitz zu, sodass man mit dem Wattestäbchen das Ohrenschmalz vor das Trommelfell schiebt und es dort zusammendrückt. So bildet sich möglicherweise ein Pfropfen, der zu einer Einschränkung des Hörvermögens führt. Schlimmstenfalls wird durch das Bohren in den Ohren sogar das Trommelfell verletzt.

Für die Ohrenreinigung reicht ein Waschlappen oder ein Tuch mit warmem Wasser aus. Eltern, die dennoch nicht auf Wattestäbchen verzichten wollen, sollten spezielle Sicherheitsstäbchen für Babys verwenden, um Verletzungen zu vermeiden. Am besten säubert man die Ohren gar nicht. Denn das Herumfuhrwerken in den Ohren richtet meist mehr Schaden an, als dass es Nutzen bringt. Das Cerumen im Ohr sorgt nämlich für ein Selbstreinigungssystem: Es umhüllt eingedrungene Schmutzpartikel oder Härchen und transportiert diese nach draußen - und das ganz von alleine.

Raute

Bei Kinderspielzeug auf die Sicherheit achten

Tipps für den Weihnachtseinkauf

(pgk) Sicherheitsmängel bei Spielzeug für Kleinkinder können gefährliche Folgen haben. Die häufigsten Schwachstellen sind Kleinteile wie Räder an Fahrzeugen oder Verzierungen, die sich leicht vom Spielzeug lösen lassen. Ein weiteres Problem sind gesundheitsschädliche Stoffe wie Weichmacher, Schwermetalle oder Formaldehyd in Beschichtungen, Lackierungen oder im Pressholz.

"Gerade wenn es um Spielzeug geht, sollten übereilte Käufe zur Weihnachtszeit vermieden werden", rät Martina Abel, Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) "Mehr Sicherheit für Kinder" e.V. in Bonn. Die BAG hat eine Liste mit Hinweisen erstellt, die Eltern, Paten und Großeltern beim Weihnachtseinkauf beachten sollten.

Auf Gütesiegel und Kennzeichen achten
Die gängigsten Prüfzeichen sind: GS-Zeichen, Proof-Zeichen und "LGA Tested Quality"-Zertifikat. Für Elektrospielzeug ist das VDE-Siegel entscheidend. Darüber hinaus stehen auch die Gütesiegel "Der blaue Engel" und "spiel gut" für getestete, umweltfreundliche und sichere Produkte.

Testergebnisse lesen
Eltern sollten sich vor dem Kauf informieren, ob bereits Testergebnisse der gängigen Verbraucherschützer über das jeweilige Produkt vorliegen. Stiftung Warentest prüft Produkte und veröffentlicht die Ergebnisse in einer monatlich erscheinenden Zeitschrift. Gerne hilft auch die örtliche Verbraucherzentrale weiter.

Anschauen, anfassen, riechen, ausprobieren
Vor dem Kauf sollten Eltern das Spielzeug erst einmal selbst in der Hand gehalten haben. Einzelhandel und Kaufhäuser sind für die Weihnachtseinkäufe daher besser geeignet als Internetshops. Nur im direkten Kontakt mit der Ware ist es möglich, sich ein umfassendes Bild über Qualität und Sicherheit zu machen. Ein wahrnehmbarer Geruch kann zum Beispiel auf gesundheitsschädigende Lösungsmittel hinweisen. Auch parfümierte Spielzeuge (Allergierisiko) lieber im Laden lassen.

Auf die Verarbeitung achten
Spielzeug für Kleinkinder darf keine scharfen oder spitzen Kanten aufweisen. Holzspielzeug sollte glatt und gut verarbeitet sein, damit sich keine Splitter lösen. Klappbare Einzelteile müssen vermieden werden, hier kann es zu Quetschungen kommen. Ist das Produkt stabil? Besitzt es kleine oder leicht ablösbare Einzelteile wie Augen oder Knöpfe? Ist bei diesen Fragen keine Sorgfalt zu erkennen, lässt das negative Rückschlüsse auf die Qualität des Spielzeugs zu.

Problembereich lackierte Oberflächen
Lackierte Spielwaren müssen schweiß- und speichelfest sein. Bei Produkten für kleinere Kinder darauf achten, dass sie abwaschbar sind. Tipp: Bleibt beim Rubbeln mit angefeuchtetem Finger Farbe an der Hand hängen: Finger weg!

Thema Kunststoff
Plastikteile sollten nicht aus PVC bestehen, das oft schädigende Weichmacher enthält. Spielwaren aus ABS-Kunststoff hingegen sind unbedenklich. Ein Blick auf das Spielzeug selbst hilft: Ein auf dem Plastik aufgebrachtes Dreieck gibt Auskunft über die Zusammensetzung. An der 03 erkennen Sie das gefährliche PVC.

Ohren auf
Finger weg von Rasseln und Instrumenten, die schon ein Erwachsener als zu laut empfindet. Kinderohren sind empfindlich. Bei solchen Produkten unbedingt die Altersangabe beachten.

Kleinteile
Spielzeug, das kleiner ist als ein Tischtennisball, ist ungeeignet für Kleinkinder unter drei Jahren. Ebenso sollte das Spielzeug keine verschluckbaren Kleinteile oder herausnehmbare Batterien besitzen. Bei Geschenken mit Kleinteilen im Inneren, zum Beispiel Rasseln, sollte Wert auf eine gute Verarbeitung gelegt werden. Unbedingt die Altersangabe "Nicht geeignet für Kinder unter drei Jahren" beachten!

Vorsicht bei Billigprodukten
Beim Kauf von Kinderspielzeug gilt: Günstige Produkte sind oft weniger gut verarbeitet und damit auch weniger sicher. Bei sehr billigen Produkten ist die Gefahr, auf gefälschte Prüfsiegel zu stoßen, ebenfalls größer. Gefälschte Siegel lassen sich aber in vielen Fällen leicht erkennen: Das GS-Siegel etwa ist immer mit dem Zeichen des jeweiligen Prüfinstituts angebracht. Fehlt dieses Zeichen, ist das Siegel gefälscht.

Quelle: Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder e.V. im Netz: www.kindersicherheit.de

Raute

AUS WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG

Schwangerschaftsvergiftung: Bluttest kann Leben von Mutter und Kind retten

(pgk) Präeklampsie, umgangssprachlich auch Schwangerschaftsvergiftung genannt, zählt heutzutage zu den Hauptursachen für Komplikationen während der zweiten Schwangerschaftshälfte. In fünf bis sieben Prozent aller Schwangerschaften tritt diese Erkrankung auf. Typische Merkmale sind Bluthochdruck und eine erhöhte Ausscheidung von Eiweiß im Urin. Besonders betroffen sind Erst- und Mehrlingsschwangere sowie Frauen über 35 Jahre, Frauen mit Adipositas, bereits erhöhtem Blutdruck oder Diabetes. Die Erkrankung kann mild verlaufen, führt jedoch im schlimmsten Fall zum Tod von Mutter und Kind. Zur Gefahr wird die Schwangerschaftsvergiftung dann, wenn es zu Krampfanfällen kommt und das Kind vorzeitig geboren werden muss.

Seit Anfang des Jahres ist in Deutschland ein Bluttest zur Früherkennung von Schwangerschaftsvergiftung zugelassen. Die Berliner Charité setzt diesen bereits bei Risikoschwangerschaften ein, nachdem er in einer Multicenterstudie an der Charité, am Universitätsklinikum Leipzig und in drei weiteren medizinischen Zentren in Europa erfolgreich klinisch getestet wurde. Das Forscherteam um Dr. Stefan Verlohren, Klinik für Geburtsmedizin an der Charité, untersuchte insgesamt 351 schwangere Frauen. Davon hatten 280 eine normale Schwangerschaft, 71 waren an Präeklampsie erkrankt. War im Blut das Verhältnis der in der Plazenta produzierten Botenstoffe sFlt-1 und PIGF zueinander verändert, wies dies klar auf eine Schwangerschaftsvergiftung hin. Die neue Messung stellt ein zusätzliches Hilfsmittel für die Diagnose der Schwangerschaftsvergiftung dar. "Der im Kreißsaal tätige Arzt kann eine Schwangere mit Anzeichen für Präeklampsie schnell und unkompliziert testen", sagt Dr. Verlohren.

Quellen:
- Verlohren S, Galindo A, Schlembach D, et al.: An automated method for the determination of the sFlt-1/PIGF ratio in the assessment of
 preeclampsia. In: American Journal of Obstetrics & Gynecology. doi:10.1016/j.ajog.2009.09.016
- Charité-Universitätsmedizin Berlin: Schwangerschaftsvergiftung rechtzeitig erkennen. idw, 5.11.09

Raute

Studie untersucht Zusammenhang zwischen Multivitamingaben bei Kleinkindern und späteren Lebensmittelallergien

(pgk) Eine schwedische Studie ging der Frage nach, ob der Konsum von Nährstoffpräparaten bei Kleinkindern zu einem Anstieg des Allergierisikos führt. Darauf deutete eine Studie des Nationalen Medizinischen Zentrums für Kinder in Washington aus dem Jahr 2004 hin. Der Verdacht: Kinder, die in den ersten Lebensjahren Multivitamine einnehmen, haben zum Beispiel für Asthma ein erhöhtes Risiko.

Die schwedischen Forscher konnten nun Entwarnung geben. Ihre Ergebnisse lauten: Die regelmäßige Einnahme von Multivitaminpräparaten erhöht nicht das Risiko für allergische Erkrankungen bei Kindern. Und: Kinder, die schon vor dem fünften Lebensjahr regelmäßig Nährstoffpräparate eingenommen hatten, wiesen später im Schulkindalter eine signifikant geringere Allergiehäufigkeit auf.

Die Forscher um Dr. Kristin Marmsjö vom Karolinska Institut im schwedischen Solna untersuchten die Daten von insgesamt 2.423 achtjährigen Kindern. Deren Eltern mussten Fragebögen ausfüllen, die den Wissenschaftlern Informationen über Lebensführung, Vitamin-Ergänzungen, mögliche Umwelteinflüsse sowie Symptome und Diagnostik allergischer Erkrankungen wie Asthma, Heuschnupfen oder Ekzemen lieferten. Darüber hinaus wurden Blutproben genommen sowie allergenspezifische IgE-Konzentrationen von Lebensmitteln und in der Luft gemessen. Insgesamt wurden keine starken und konsistenten Assoziationen zwischen aktueller Multivitamin-Nutzung und Asthma, Heuschnupfen, Ekzemen oder Neurodermitis im Alter beobachtet.

Kinder, die im Alter von bis zu vier Jahren Multivitamine erhielten, hatten ein bis zu 39 Prozent geringeres Risiko der Sensibilisierung auf Nahrungsmittelallergene. Bei den Kindern, die erst mit fünf Jahren oder später Multivitamine erhalten hatten, zeigte sich hingegen kein Zusammenhang mehr.

Quelle:
Marmsjö et al.: Use of multivitamin supplements in relation to allergic disease in 8-y-old children. American Journal of Clinical Nutrition (Am J Clin Nutr) 28 Oct 2009 http://www.ajcn.org/cgi/rapidpdf/ajcn.2009.27573v1

Raute

Aggressiv und impulsiver durch Gummibärchen, Schokolade und Co?

Englische Forscher sehen Zusammenhang zwischen Süßigkeiten und Gewalttätigkeit

(pgk) Kinder, die jeden Tag Schokolade und andere Süßigkeiten essen, werden als Erwachsene eher gewalttätig, so das Ergebnis einer von der Cardiff University (http://www.cardiff.ac.uk) durchgeführten Untersuchung. Dürfen unsere Kindern nun ab sofort nicht mehr naschen, weil zu viel Süßes nicht nur ungesund ist, sondern auch langfristig aggressiv macht?

Mit der Auswertung einer Erhebung aus dem Jahr 1970, für die Daten von 17.500 Personen vorlagen, ergab sich nämlich, dass die damals Zehnjährigen, die täglich Süßigkeiten konsumierten, im Alter von 34 Jahren deutlich öfter wegen Gewaltdelikten verurteilt wurden als diejenigen, die weniger Süßes aßen.

Das Team um Simon Moore vermutet als Ursache, dass die Delinquenten es nie gelernt hätten, auf eine Belohnung zu warten. Sie wurden also, banal gesagt, zu sehr verwöhnt. Der Zusammenhang blieb auch bestehen, als andere Faktoren wie beispielsweise die Erziehung oder das Verhalten der Eltern, der Ort, an dem sie aufgewachsen waren, eine mangelnde schulische Ausbildung nach dem 16. Lebensjahr oder der Besitz eines Autos als Erwachsener berücksichtigt wurden. In der Vergleichsgruppe der 34-Jährigen, die als "nicht gewalttätig" eingestuft worden waren, hatten sich hingegen lediglich 42 Prozent als Kinder derart süß ernährt. Andere Experten wie Alan Maryon-Davis von der UK Faculty of Public Health argumentieren, dass sogenannte schwierige Kinder mehr Süßigkeiten bekommen dürften, weil ihre Eltern sie damit "ruhigstellen" wollten.

Es gibt viele Gründe, den Konsum von Süßigkeiten bei Kindern einzuschränken. Ein Zuviel davon erhöht das Risiko für Stoffwechselstörungen und Fettleibigkeit und schädigt die Zähne. Außerdem gibt es Hinweise, dass Zusatzstoffe, wie teilweise der Zucker selbst, Hyperaktivität fördern können (Studie, The Lancet, 2007).

Das Problem bei dieser schon seit Jahren geführten Diskussion ist die auch in der aktuellen Untersuchung unklare Ursache-Wirkung-Relation. Denn einerseits kann gerade Saccharose viele Menschen unkonzentriert, unruhig und teilweise auch aggressiv machen. Andererseits ist der Konsum von Süßigkeiten bei den meisten Menschen der Versuch, auf diese Weise ein Defizit am wichtigen Gehirnbotenstoff Serotonin (kurzfristig) auszugleichen. Serotoninmangel macht aggressiv und unzufrieden. Viele Frauen spüren das übrigens monatlich am eigenen Leib. Denn das Hormon Estradiol unterstützt die Serotoninproduktion aus der in der Nahrung enthaltenen Aminosäure Tryptophan. Bei einem zyklusbedingten Abfall des Estradiols kann es entsprechend zu Serotoninmangel kommen.

Ein anderer Grund für einen Serotoninmangel kann in einer unzureichenden Aufnahme der Vorstufe Tryptophan liegen. Tryptophan ist vor allem in proteinreichen Lebensmitteln enthalten.

Quellen:
- S.C. Moore et al.: Confectionary consumption in childhood and adult violence. British Journal of Psychiatry, BJPsych, October 2009 v. 195,
 p. 366-367 (http://bjp.rcpsych.org/cgi/content/abstract/195/4/366) http://www.cls.ioe.ac.uk/
- McCann D et al.: Food additives and hyperactive behaviour in 3-year-old and 8/9-year-old children in the community: A randomised,
 double-blinded, placebo-controlled trial. Lancet 2007 Nov 3; 370:1560. (www.ncbi.nlm.nih.gov/)

Raute

Forscher empfehlen: Rapsöl in die Gläschen-Babynahrung!

Wertvolle Omega-3-Fettsäuren fördern Entwicklung von Gehirn und Immunsystem

(pgk). Aus ernährungsphysiologischer Sicht ist Rapsöl ein wertvolles Speiseöl: Es enthält viel Vitamin E und Karotinoide, und es hat im Vergleich zu anderen Pflanzenölen den höchsten Gehalt an gesundheitlich positiven einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren und den niedrigsten Anteil an negativ wirkenden gesättigten Fettsäuren. Was liegt also näher als die gesunden Eigenschaften dieses Öls besonders frühzeitig zu nutzen? So führten nun Bonner Wissenschaftler eine entsprechende Studie mit Säuglingen durch, an deren Ende die Empfehlung steht, Gläschen-Babynahrung mit Rapsöl anzureichern.

Denn Rapsöl wirkt sich positiv auf die Mengen bestimmter lebenswichtiger Fettsäuren im Blut aus, wie die neue Studie des der Uni Bonn angegliederten Forschungsinstituts für Kinderernährung (FKE) nachgewiesen hat. An der Studie nahmen 102 Säuglinge aus Dortmund teil, die in eine Versuchs- und in eine Kontrollgruppe eingeteilt wurden. Die Eltern beider Gruppen wurden gebeten, ihren Kindern vom vierten bis zum zehnten Lebensmonat mindestens fünfmal pro Woche ein Gläschen Baby-Mahlzeit aus Gemüse, Kartoffeln und Fleisch zu geben. Bei der Kontrollgruppe war das in Baby-Menüs übliche Maiskeimöl enthalten, bei der Versuchsgruppe war Maiskeimöl gegen Rapsöl ausgetauscht worden.

Am Anfang und am Ende der Studie entnahmen die Wissenschaftler den Säuglingen eine Blutprobe. Darin bestimmten sie die Konzentration verschiedener Fettsäuren. Am Ende wiesen die 49 Kinder der Versuchsgruppe gegenüber den 53 der Kontrollgruppe einen höheren Omega-3-Fettsäure-Spiegel auf, was vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern für die Entwicklung des Gehirns, der Netzhaut und für Funktionen des Immunsystems günstig ist. Dabei kommt der in Rapsöl besonders reichlich enthaltenen Omega-Fettsäure Alpha-Linolensäure eine besondere Stellung zu. Zum einen ist sie "essenziell", das heißt, der Körper kann sie nicht selbst bilden, sondern muss sie mit der Nahrung aufnehmen. Zum anderen ist Alpha-Linolensäure Ausgangsstoff für eine weitere wichtige Fettsäure, die Docosahexaensäure (DHA). Diese ist ein Bestandteil speziell der Nervenzellen, und der Körper benötigt sie zum Aufbau des Gehirns und der Netzhaut des Auges.

Das üblicherweise in Baby-Gläschennahrung enthaltene Maiskeimöl enthält nur wenig Alpha-Linolensäure. Bei Kleinkindern und speziell bei Säuglingen sei eine geeignete Versorgung besonders wichtig, da die Organe sich in den ersten Lebensmonaten schneller entwickeln als in den späteren Lebensjahren, so die FKE-Studienleiterin Dr. Mathilde Kersting. Die Omega-3-Fettsäuren unterstützen diese Entwicklung. "Die Versuchsgruppe hat durch die Rapsölanreicherung ihrer Nahrung mehr Alpha-Linolensäure zu sich genommen als die Kontrollgruppe. Wir konnten auch einen höheren Gehalt an DHA in ihrem Blut nachweisen. Dieses Ergebnis ist ein schöner Erfolg, da wir auf diese einfache Weise die Versorgung der Kinder mit dieser wichtigen Fettsäure verbessert haben. Die Rapsöl-Zugabe ist daher empfehlenswert."

Quellen:
- Jana Schwartz, Katharina Dube, Wolfgang Sichert-Hellert, Frank Kannenberg, Clemens Kunz, Hermann Kalhoff, Mathilde Kersting, Modification of dietary polyunsaturated fatty acids via complementary food enhances n-3 LC-PUFA synthesis in healthy infants - a double blinded randomized controlled trial, Arch Dis Child. Published Online First: 4 February 2009. doi:10.1136/adc.2008.146027, Abstract der Studie:
http://adc.bmj.com/cgi/content/abstract/adc.2008.146027v1
- Rapsöl macht Babynahrung gesünder, Pressemitteilung Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 14.09.2009,
http://idw-online.de/pages/de/news333392

Raute

Langsam essen hilft Kalorien sparen

Was Oma schon wusste - jetzt wissenschaftlich belegt

(pgk) "Iss doch nicht so hastig!" Diesen Rat hören Kinder, wenn sie dazu neigen, ihr Essen hinunterzuschlingen. Sodbrennen, Blähungen oder andere Verdauungsbeschwerden können auch bei Kindern die Folge sein, wenn zu schnell gegessen wird. Außerdem essen die Herunterschlinger mehr als solche Kinder, die langsam essen, denn das Sättigungsgefühl setzt erst nach 15 bis 20 Minuten ein. Wer also in fünf Minuten eine riesige Portion verdrückt hat, merkt zu spät, dass er eigentlich zu viel gegessen hat.

Wie sich das Sättigungsgefühl physiologisch entwickelt, hat nun ein griechisches Forscherteam erklärt: Alexander Kokkinos von der Universität Athen und seine Kollegen führten ihre Studie mit 17 männlichen Freiwilligen durch, die an zwei Tagen jeweils 300 ml Eiscreme essen sollten. Mal in 5 Minuten, mal sollten sie sich 30 Minuten Zeit nehmen. Im Blut der Testpersonen wurden die Spiegel dreier Hormone gemessen, die vom Verdauungstrakt ins Blut ausgeschüttet werden und im Gehirn das Hungergefühl beeinflussen. Nach dem langsamen Mahl war die Konzentration der appetitzügelnden Darmhormone GLP-1 und PYY (Glucagon-like Peptid 1 und Peptid YY) 40 bzw. 27 Prozent höher als nach dem hastigen Mahl.

Schnelle Esser haben daher ein erhöhtes Risiko für Übergewicht. Wer regelmäßig seine Mahlzeiten hinunterschlinge, verdopple sein Risiko für Übergewicht, erklärten bereits im vergangenen Jahr japanische Forscher im Fachblatt "British Medical Journal". Menschen, die in vollem Tempo essen, bis sie sich endlich satt fühlen, haben nach den Ergebnissen der Studie sogar dreimal so häufig zu viele Pfunde auf den Hüften wie bedächtige Esser.

Da sich Essgewohnheiten in der frühen Kindheit entwickeln und festlegen, sollten schon die Kleinen beim Essen nicht gehetzt werden. Auch sollte man sie niemals zwingen, ihren Teller leer zu essen.

Quellen:
- Alexander Kokkinos et al (2009): "Eating Slowly Increases the Postprandial Response of the Anorexigenic Gut Hormones, Peptide YY and Glucagon-Like Peptide-1". Journal of Clinical Endocri-nology & Metabolism published October 29, 2009 as doi:10.1210/jc.2009-1018, :
http://jcem.endojournals.org/cgi/content/abstract/jc.2009-1018v1 www.fem.com/private/ studie-langsam-essen-macht-schlank-slow-down-1636.html
- Koutatsu Maruyama et a. (2008): "The joint impact on being overweight of self reported behaviours of eating quickly and eating until full : cross sectional survey", BMJ 337: a2002 (http://www.bmj.com/cgi/content/abstract/337/oct21_2/a2002)

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Quelle:
das gesunde Kind - informationsdienst
43. Jahrgang, Nr. 11/12 - November/Dezember 2009
Herausgeber: DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V.
Redaktion pgk: Michaela Heck - verantwortlich -
Dr. rer. physiol. Ute Arndt
Dr. med. Sigrid Ley-Köllstadt
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Dezember 2009