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GESUNDHEIT/745: Vitamine können Erblindungsrisiko senken (DGK)


Deutsches Grünes Kreuz - Mittwoch, 9. September 2009

Vitamine können Erblindungsrisiko senken


Die meisten schweren Augenerkrankungen treten erst in höherem Alter mit voller Wucht zutage. Voraus gingen jedoch oft viele Jahre und Jahrzehnte, in denen sich die Krankheit ganz allmählich entwickelte. Die altersabhängige Makuladegeneration, kurz AMD, ist ein typisches Beispiel. Dabei gehen vor allem die Sehzellen an der Stelle des schärfsten Sehens auf der Netzhaut zugrunde. Die AMD ist heute in unseren Breiten die häufigste Ursache für Erblindungen.

Trotz intensiver Forschung sind die Ursachen der AMD noch nicht zufriedenstellend aufgeklärt, und auch die Behandlungsmöglichkeiten sind derzeit noch unbefriedigend oder sehr aufwendig. In dieser Situation kommt der Suche nach Risikofaktoren und der Vorbeugung eine große Bedeutung zu. Aktuelle Forschungsergebnisse legen nun nahe, dass das blutgefäßschädigende Zellgift Homocystein auch bei der Entstehung einer Makuladegeneration eine gewichtige Rolle spielt.

Aus dieser Erkenntnis ergeben sich gleichzeitig praktische Maßnahmen zur Vorbeugung der AMD. Denn zu hohe Homocysteinwerte im Blut lassen sich durch die Gabe bestimmter B-Vitamine recht gut in den Griff bekommen. Dass dies funktioniert, haben amerikanische Wissenschaftler gerade bewiesen.


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Homocystein ist schlecht für die Augen

Das Zellgift Homocystein galt bislang als ein mit dem Cholesterin vergleichbarer, wichtiger Risikofaktor für Arterienverkalkung, Herzinfarkt und Schlaganfall. Neuere Untersuchung legen nun den Verdacht nahe, dass zu hohe Homocysteinwerte im Blut auch das Sehvermögen nachteilig beeinflussen und die Entwicklung der gefürchteten altersabhängigen Makuladegeneneration (AMD) fördern können. Die AMD ist die häufigste Ursache von Altersblindheit in Deutschland. Einen gewissen Schutz soll eine gute Versorgung mit den Vitaminen Folsäure, B6 und B12 bieten.

Von der altersabhängigen Makuladegeneration sind allein in Deutschland schätzungsweise zwei Millionen Menschen betroffen, die meisten sind älter als 50 Jahre. Bei dieser chronischen Netzhauterkrankung gehen ausgerechnet jene Sehzellen zugrunde, die für das zentrale, scharfe Sehvermögen und die Wahrnehmung von Farben zuständig sind. Langfristig kann eine AMD zur Erblindung führen.

Beim Homocystein handelt es sich um einen Stoff, der im menschlichen Körper ständig produziert wird, normalerweise aber auch schnell wieder abgebaut und unschädlich gemacht wird. Dies ist wichtig, weil Homocystein die Wände der Blutgefäße angreift und so einer Arterienverkalkung mit all ihren negativen Folgen für Herz und Kreislauf Vorschub leisten kann. Für die Entsorgung des Homocysteins sind vornehmlich die Vitamine Folsäure, B6 und B12 verantwortlich.

Amerikanische Wissenschaftler hatten kürzlich entdeckt, dass sich bei Menschen mit AMD häufig überhöhte Werte an Homocystein im Blut finden. Zu viel Homocystein scheint also auch das Risiko für diese gefährliche Augenerkrankung zu erhöhen. Für AMD-Patienten und insbesondere für Menschen, die diesem Augenleiden vorbeugen wollen, ist aber eine neuere Untersuchung noch interessanter.

Forscher der renommierten Harvard Medical School in Boston, USA; hatten mehr als 5.000 Frauen, die bereits an einer Herz-Kreislauferkrankung litten, über rund sieben Jahre beobachtet. Ein Teil der Frauen wurde in diesem Zeitraum täglich mit einer Kombination der Vitamine B6, B12 und Folsäure versorgt. Der andere Teil erhielt nur ein Placebo, also ein Scheinmedikament ohne Wirkung.

Die Auswertung der Studie ergab, dass jene Frauen, die die spezielle Vitaminkombination eingenommen hatten, ein um 34 Prozent geringeres Risiko hatten, an AMD zu erkranken. Dieser schützende Effekt zeigte sich so deutlich allerdings erst nach einer Einnahmedauer von zwei Jahren, hielt dann aber bis zum Ende der Studie an. Die Einnahme von B-Vitaminen könne langfristig die Homocysteinwerte im Blut senken und damit einer Schädigung der Blutgefäße entgegenwirken, folgern die Forscher. Und offenbar hat dies auch positive Auswirkungen auf die Augengesundheit.

Die vorliegenden Studien bestätigen damit frühere Erkenntnisse. So hatten deutsche Wissenschaftler von der Universität Jena bereits nachweisen können, dass sich erhöhte Homocysteinwerte allein durch die Gabe von Vitaminen erfolgreich senken lassen. Sie hatten dazu Versuchspersonen über einen längeren Zeitraum eine als Arzneimittel zugelassene Vitaminkombination verabreicht, die hochkonzentriert Folsäure, B6 und B12 enthielt.

Vor allem von der Folsäure nehmen die Bundesbürger deutlich zu wenig über die Nahrung zu sich. Das liegt einerseits daran, dass die meisten Deutschen nicht genügend folsäurereiches Gemüse und Obst essen, aber auch daran, dass Folsäure äußert empfindlich ist und schon durch zu langes Lagern und beim Erhitzen zerstört wird. Eine zusätzliche Versorgung mit diesen B-Vitaminen kann also sinnvoll sein. Wer wissen will, wie hoch der eigene Homocysteinspiegel ist, kann dies bei seinem Hausarzt messen lassen.


Quellen:

Seddon JM, Gensler G, Klein ML, et al.
Evaluation of plasma homocysteine and risk of age-related macular degeneration.
Am J Ophthalmol (United States), Jan 2006, 141(1) p201-3

Christen WG, Glynn RJ, Chew EY, et al.
Folic acid, pyridoxine, and cyanocobalamin combination treatment and age-related macular degeneration in women: the Women's Antioxidant and Folic Acid Cardiovascular Study.
Arch Intern Med (United States), Feb 23 2009, 169(4) p335-41


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Quelle:
Deutsches Grünes Kreuz
Pressemitteilung vom 9. September 2009
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. September 2009