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FORSCHUNG/2277: Zivilisationskrankheiten auf der Spur - LIFE startet (idw)


Universität Leipzig - 08.09.2010

Zivilisationskrankheiten auf der Spur - LIFE startet


In Leipzig startet ein weltweit einmaliges Forschungsprojekt mit 30.000 Teilnehmern. Zum ersten Mal erforscht das Leipziger Forschungszentrum für Zivilisationserkrankungen LIFE an einem Standort das Zusammenspiel von genetischer Anlage, Stoffwechsel und individueller Lebensführung in großem Umfang.

Die knapp 40 Millionen Euro teure Bevölkerungs- und Patientenstudie soll wegweisende Erkenntnisse über die Ursachen der wichtigsten Zivilisationserkrankungen hervorbringen und die biomedizinische Wirtschaftsregion Leipzig nachhaltig fördern. Als Resultat werden neue Diagnostik- und Therapieansätze erwartet. Ab Herbst 2010 untersucht ein Konsortium aus über 100 Ärzten und Wissenschaftlern dafür mehr als 30.000 Leipziger. Im Zentrum: Gefäßerkrankungen und Herzinfarkt, Diabetes mellitus, Adipositas, Depression, Demenz, Entzündungen der Bauchspeicheldüse, Kopf- und Halstumore sowie Allergien und Stoffwechselstörungen.

LIFE-Projekt: Krankheitsfaktoren auf der Spur

"Es ist immer noch ein Geheimnis, warum einige Menschen trotz bekannter Risikofaktoren wie hohem Cholesterin und Übergewicht lange gesund bleiben und sehr alt werden. Andererseits leiden immer mehr junge Menschen bereits an Lebensstilerkrankungen, ohne dass wir die Ursachen immer hätten vorhersagen können", erklärt Professor Joachim Thiery, LIFE-Vorstand und Institutsdirektor der Labormedizin am Leipziger Universitätsklinikum. "Deshalb führen wir an einem Standort wissenschaftlich tausende von Untersuchungsergebnissen zusammen, die den Menschen in seiner Gesamtheit erkennen lassen - Gene und Organfunktion, Lebensweise und Umweltbedingungen", erläutert Thiery, der auch Dekan der Medizinischen Fakultät ist. Das LIFE-Projekt wird bahnbrechende Einblicke geben in die molekularen Eigenschaften des Menschen im Wechselspiel mit der modernen Umwelt. Es ist das größte wissenschaftliche Vorhaben der Landesexzellenzinitiative des Freistaates Sachsen. Bei LIFE kommen neueste Spitzentechnologien der Bildgebung, Genom- und Laboranalytik zum Einsatz, die international führend sind. Zugleich werden bei allen Studien-Teilnehmern detaillierte Angaben zu Lebensstil und individuellen Lebensbedingungen erhoben.

Weltweit einzigartige Biobank

Weltweit einzigartig ist eine teilmechanisierte Biobank auf flüssigem Stickstoff, in der über eine Million Blut- und Zellproben für spätere Analysen lagern werden. "Ein wertvoller Schatz für die Zukunft der Leipziger Spitzenforschung, für die kommende Wissenschaftlergeneration und die Therapien von Morgen" sagt Professor Daniel Teupser, der als Laborarzt und LIFE-Genetikprofessor die Biobank leitet. Alle Proben und Erhebungen werden pseudonymisiert aufgenommen und in einer riesigen Datenbank mathematisch analysiert. "Dafür 'spenden' 17.000 Patienten des Universitätsklinkums nach Aufklärung und Zustimmung ihre Untersuchungsbefunde, die wir mit den Analyseergebnissen von 15.000 Freiwilligen der Bevölkerung vergleichen - darunter über 5.000 Kinder und Jugendliche, die durch den Direktor der Universitätskinderklinik betreut werden", betont der dafür verantwortliche Medizinstatistiker Professor Markus Löffler, LIFE-Vorstand und Institutsdirektor der Epidemiologie und Medizinischen Informatik. "In Kooperation des Einwohnermeldeamtes der Stadt Leipzig bekommen Zehntausende Leipziger Post von uns mit der Bitte, am großen LIFE-Projekt teilzunehmen. Jeder Teilnehmer wird seine individuelle Gesundheitserhebung für seinen Hausarzt mit nach Hause nehmen können."

Die Leipziger Ärzte und Forscher des LIFE-Zentrums planen in Zusammenarbeit mit Wissenschaftsinstituten wie der Max-Planck-Gesellschaft und der Helmholtz-Gemeinschaft sowie der Industrie, schon in den nächsten zwei bis drei Jahren erste medizinisch und wirtschaftlich verwertbare Ergebnisse vorzulegen. "Ich bin sicher: Hier in Leipzig erhalten wir für mindestens eine oder zwei der großen Volkskrankheiten wegweisende und völlig neue Einsichten für die Vorbeugung und für eine gezieltere Therapie, als dies heute möglich ist", so Professor Thiery. Davon sind genauso die Gutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft und die Mittelgeber überzeugt: Die Europäische Union (32 Millionen Euro EFRE-Mittel; 1,3 Millionen Euro ESF für Nachwuchsforscher) sowie der Freistaat Sachsen (6 Millionen Euro).


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.uni-leipzig-life.de/

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution232


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universität Leipzig, Dr. Manuela Rutsatz, 08.09.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. September 2010