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ETHIK/752: Ethisch vertretbare Rationierung (idw)


Eberhard Karls Universität Tübingen, Michael Seifert, 23.10.2009

Ethisch vertretbare Rationierung

Forscher entwickeln Instrumente zur Ausgabenbegrenzung im Gesundheitswesen


Ein interdisziplinärer Forschungsverbund "Allokation" unter der Leitung des Tübinger Medizinethikers Prof. Dr. Georg Marckmann hat ein Instrument entwickelt, wie in einer medizinisch rationalen, ökonomisch sinnvollen und ethisch wie rechtlich vertretbaren Weise Mittel im Gesundheitswesen eingespart werden können. Diese kostensensiblen Leitlinien (KSLL) präsentiert der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierte Verbund am Freitag, dem 30. Oktober, auf seinem Abschluss-Symposium in Berlin.

Für die gesetzliche Krankenversicherung wird für 2010 ein Defizit von 7,4 Milliarden Euro prognostiziert. Durch den medizinisch-technischen Fortschritt und den demografische Wandel wächst zudem die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen. Es drohen weiter steigende Versicherungsbeiträge, wenn keine Wege zur Ausgabenbegrenzung gefunden werden. Die KSLL basieren auf der ethischen Überlegung, dass Leistungsbegrenzungen so durchgeführt werden sollten, dass den Patienten ein möglichst geringer Nutzen vorenthalten wird. Verzichten sollte man daher auf diejenigen Maßnahmen, die den Patienten bei relativ hohen Kosten nur einen geringen Zusatznutzen bieten. Bei der Erstellung der KSLL wurde auf Grundlage der verfügbaren wissenschaftlichen Studien herausgearbeitet, welche Patientengruppen mehr oder weniger von einer teuren medizinischen Maßnahme profitieren. Die KSLL schränken dann den Einsatzbereich der Maßnahme auf diejenigen Patienten ein, die am meisten von ihr profitieren. Patienten mit einem nur geringen Nutzenvorteil müssen auf alternative Verfahren ausweichen, sie bekommen die teure Maßnahme nicht von der gesetzlichen Krankenversicherung erstattet.

KSLL bieten die Möglichkeit, Nutzen und Kosten medizinischer Maßnahmen explizit gegeneinander abzuwägen. Um die Stärken und Schwächen dieser Instrumente besser einschätzen zu können, wurden im Forschungsverbund zwei exemplarische KSLL für implantierbare Defibrillatoren und für Medikamente freisetzende Stents entwickelt. Diese werden auf dem Berliner Symposium präsentiert und mit prominenten Vertretern aus Wissenschaft und Gesundheitswesen diskutiert.

• Das Symposium findet am Freitag, dem 30. Oktober 2009, von 10.00 bis 17.00 Uhr in der Ärztekammer Berlin, Friedrichstraße 16, statt. Die Teilnahme ist kostenfrei, um eine Anmeldung per
E-Mail an symposium-allokation@web.de wird gebeten.


Weitere Informationen zum Symposium und zum Forschungsverbund "Allokation" mit einer Einführung zu den KSLL im Internet:
www.iegm.uni-tuebingen.de/allokation

Kontakt:
Prof. Dr. Georg Marckmann, MPH
Institut für Ethik und Geschichte der Medizin
Gartenstr. 47, 72074 Tübingen
E-Mail georg.marckmann@uni-tuebingen.de
URL www.iegm.uni-tuebingen.de/marckmann

Eberhard Karls Universität Tübingen
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Michael Seifert
Wilhelmstr. 5, 72074 Tübingen
E-Mail: presse1@verwaltung.uni-tuebingen.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution81


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Eberhard Karls Universität Tübingen, Michael Seifert, 23.10.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Oktober 2009