Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FAKTEN

MELDUNG/714: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 30.08.13 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→  Mikroben, die Krankheiten auslösen:
      Neues Forschungskolleg an der Medizinischen Fakultät der TU München eingerichtet
→  Boehringer Ingelheim unterstützt Gutenberg-Gesundheitsstudie für weitere vier Jahre
→  Stoffwechselforschung an der Uni Graz - Förderung für die Erforschung der
      komplexen Zusammenhänge zwischen Störungen des Fettstoffwechsels
      und damit verbundenen Erkrankungen



Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München - 28.08.2013

Mikroben, die Krankheiten auslösen: Forschungskolleg eingerichtet

Die Medizinische Fakultät der Technischen Universität München (TUM) startet ein Forschungskolleg zum Thema "Mikrobielle Trigger als Auslöser von Krankheiten". Die neue Einrichtung wird mit einer Million Euro durch die Else Kröner-Fresenius-Stiftung finanziert. Die Stiftung hat deutschlandweit die Konzepte von drei Forschungskollegien zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Hochschulmedizin ausgewählt.

Viren und Bakterien können Krankheiten verursachen, aber auch heimliche "Mitbewohner" sein. Wann und warum Mikroben Krankheiten oder sogar Tumore auslösen und wie das komplexe Wechselspiel mit dem Immunsystem des Menschen funktioniert, ist bisher noch kaum verstanden. Das neue Forschungskolleg widmet sich daher einem Forschungsgebiet, das sich aktuell mit großer Dynamik weiterentwickelt. Die Wissenschaftler arbeiten dabei im Spannungsfeld von genetischer Prädisposition und Einflüssen von Umwelt und Lebensstil. Unter anderem leiten ihre Forschungsarbeiten folgende Fragestellungen: Welche Bedeutung haben mikrobielle Trigger bei der Entstehung von Organdysfunktionen? Wie beeinflussen chronische Infektionen die Entstehung und das Wachstum von Tumoren? Wie trägt das Mikrobiom, das durch Ernährung und Umwelt beeinflusst wird, zur Krankheitsentstehung und -entwicklung bei?

Das Forschungskolleg wird von mehreren Kliniken und Instituten am Klinikum rechts der Isar und an der TUM getragen. Es soll den Kollegiaten ein hochkompetitives Forschungsumfeld bieten, sie zur wissenschaftlichen Selbstständigkeit anleiten und eine breite fach- und methodenübergreifende Ausbildung zum sogenannten "clinician scientist" ermöglichen. "Interdisziplinäres Arbeiten ist in der modernen Biomedizin essentiell. Wir wollen junge Ärzte für die Forschung begeistern und ihnen das notwendige Handwerkszeug vermitteln", sagt die Sprecherin des Kollegs und Prodekanin der Medizinischen Fakultät für den wissenschaftlichen Nachwuchs, Prof. Ulrike Protzer.

Das Besondere an den Forschungskollegien ist die Verknüpfung von hervorragender selbstständiger Forschung mit der klinischen Weiterbildung zum Facharzt. "Beides, Forschung und Klinik auf international wettbewerbsfähigem Niveau zu erlernen und auszuüben, ist eine enorme Herausforderung, die großes Talent, Motivation und ein geeignetes Umfeld erfordern", sagt Dr. Susanne Schultz-Hector, Vorstandsmitglied der Else Kröner-Fresenius-Stiftung.

In das Forschungskolleg an der TUM, das Anfang 2014 startet, sollen in jedem Jahr drei junge Mediziner neu aufgenommen werden. Die ersten Plätze für Ärzte, die sich bereits in der Weiterbildung zum Facharzt befinden müssen, werden in den nächsten Wochen ausgeschrieben.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution860

Quelle: Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Tanja Schmidhofer, 28.08.2013

Raute

Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz - 28.08.2013

Boehringer Ingelheim unterstützt Gutenberg-Gesundheitsstudie für weitere vier Jahre

Das Unternehmen Boehringer Ingelheim setzt seine Unterstützung der Gutenberg Gesundheitsstudie (GHS) mit einer Summe von drei Millionen Euro bis Ende 2017 fort. Damit ist die 2007 gestartete GHS bis zu diesem Zeitpunkt gesichert. Ziel ist der Aufbau einer Biodatenbank auf Basis der gewonnenen Biodaten. Die mittels dieser Biodatenbank gewonnenen Erkenntnisse sollen einen zentralen Beitrag dazu leisten, das individuelle Risiko für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebserkrankungen, Augenerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen sowie von Erkrankungen des Immunsystems und der Psyche früher vorhersagen zu können und somit Diagnostik und Therapie verbessern.

Die interdisziplinäre bevölkerungsrepräsentative Studie GHS ist eine der weltweit größten ihrer Art. Sie zielt auf die Analyse komplexer medizinisch-biologischer Zusammenhänge. Die Studie erfasst bevölkerungsbezogene Daten verbunden mit einer Sammlung von Bioproben: DNA, RNA, Erythrozyten (rote Blutkörperchen), Serum und Plasma, Urin, Tränenflussigkeit sowie Zahntaschenabstrich, die in eine umfassende Biomaterialbank einfließen. Konkret lässt diese Biomaterialbank Rückschlüsse auf den Einfluss genetischer oder molekularer Faktoren zu, die genauso wie Umweltfaktoren, Lebensstil oder Vorerkrankungen das Auftreten einer Erkrankung bewirken können. Die Untersuchung dieser vielschichtigen Einflüsse auf die Gesundheit ist von hoher Bedeutung, da die sog. Volkskrankheiten (hierzu zählen auch die Herz-Kreislauf-Erkrankungen) meist multikausale Ursachen aufweisen.

In diesem Zusammenhang weist Univ.-Prof. Dr. Thomas Münzel darauf hin, dass "die GHS eine wichtige Basis für eine erfolgreiche Bewerbung für weitere Großprojekte des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) wie das Centrum für Thrombose und Hämostase und das Deutsche Zentrum für Herzkreislaufforschung war. Die GHS ist mit ihrer Detailtiefe der Charakterisierung der einzelnen Individuen und ihrem Stichprobenumfang einzigartig in Deutschland und Europa. Sie erlaubt einen holistischen Blick auf Erkrankungen unter Einbeziehung verschiedenster Expositionen, die für die jeweilige Erkrankung relevant sind. Des Weiteren ist sie ein zentraler Bestandteil des Schwerpunktes translationale vaskuläre Biologie."

Der Studienleiter Univ.- Prof. Dr. Philipp Wild kommentiert: "Die hohe Standardisierung der Untersuchungen beziehungsweise der Datenerfassung ist hierbei von großer Bedeutung für eine hohe Reliabilität der wissenschaftlichen Ergebnisse. Gerade auch in der Kombination mit klinischen Daten von erkrankten Personen ist die bevölkerungsrepräsentative GHS eine wichtige Kontrollgruppe. Die GHS ist für zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedenster Fachrichtungen eine wichtige Ressource für die Durchführung ihrer Forschungsarbeiten und wird auch in Zukunft eine Säule erfolgreicher klinischer Forschung an der Universitätsmedizin Mainz sein."

Die Bedeutung der GHS für die Universitätsmedizin Mainz betonen auch sowohl der Medizinische als auch der Wissenschaftliche Vorstand:

"Die Gutenberg - Gesundheitsstudie als Leuchtturmprojekt hat einen sehr hohen Wirkungsgrad: Sie ist in hohem Maß patientenorientiert und sie liefert aufgrund ihrer Größe Forschungsergebnisse, die ihresgleichen suchen. Die Erkenntnisse aus der Gutenberg Gesundheitsstudie ebnen den Weg für ganz neue Therapiekonzepte und Behandlungsoptionen", so der Vorsitzende und Medizinische Vorstand, Univ.-Prof. Dr. Norbert Pfeiffer.

"Ich freue mich, dass es mit der Gutenberg-Gesundheitsstudie weitergeht. In Zeiten klammer Kassen in den öffentlichen Haushalten und angesichts unserer damit verbundenen Auflagen zum Sparen ist exzellente Forschung wie die GHS nur unter sehr hohem Einsatz zu gewährleisten. Mein Dank gilt dem Unternehmen Boehringer Ingelheim und vor allem auch den Mitarbeitern der Studie. Die GHS trägt dazu bei, dass wir unseren Verpflichtungen als Universitätsmedizin in der Forschung erfolgreich nachkommen können", zeigt sich auch der Wissenschaftliche Vorstand, Univ.-Prof. Dr. Ulrich Förstermann, überzeugt.

In den Jahren 2007 bis 2012 wurden über 15.000 Personen im Alter zwischen 35 und 75 Jahren aus einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe in die Studie eingeschlossen und im Studienzentrum untersucht. Im Anschluss begannen die Verlaufsuntersuchungen nach 2,5 und 5 Jahren, in denen in den folgenden Jahren bis 2017 die Entwicklung des Gesundheitszustandes der Teilnehmer sowie der Verlauf aufgetretener Erkrankungen erfasst wird. "Somit ist es äußerst wichtig, dass die GHS unbedingt fortgesetzt wird. Denn wir wollen herausfinden, ob und möglicherweise warum sich der Gesundheitszustand von Teilnehmern der Studie verschlechtert hat. Die nächste Studienphase wird uns entscheidende Erkenntnisse liefern", so Univ.-Prof. Dr. Philipp Wild.

Letztendlich trägt Boehringer Ingelheim als größter industrieller Sponsor der GHS dazu bei, diese Erkenntnisse zu gewinnen: "Wir freuen uns im Allgemeinen als Unternehmen, aber auch im Besonderen als Wissenschaftler, eine so interdisziplinär angelegte Studie wie die GHS unterstützen zu können. Ohne Zweifel können wir aus den Ergebnissen der GHS zukünftig einige wegweisende Veränderungen auf dem Gebiet der kardiovaskulären Medizin erwarten", sagt Prof. Dr. Klaus Dugi, der den Bereich Medizin bei Boehringer Ingelheim verantwortet.

Kontakt:
Univ.-Prof. Dr. Philipp Wild, MSc, Studienkoordinator GHS
Email: philipp.wild@unimedizin-mainz.de
URL: www.gutenberg-gesundheitsstudie.de


Über die Gutenberg Gesundheitsstudie
Die Gutenberg Gesundheitsstudie (GHS) ist eine interdisziplinäre, populationsbasierte, prospektive, monozentrische Kohorten-Studie, die seit 2007 an der Universitätsmedizin Mainz durchgeführt wird. Im Rahmen der Studie werden Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebserkrankungen, Augenerkrankungen, metabolische Erkrankungen sowie Erkrankungen des Immunsystems und der Psyche untersucht. Ziel der Studie ist es, die Risikovorhersage für den Einzelnen für diese Erkrankungen zu verbessern. Hierzu werden Lebensstil, psychosoziale Faktoren, Umwelt, laborchemische Parameter sowie das Ausmaß der subklinischen Erkrankung berücksichtigt. Eine umfangreiche Biomaterialbank ermöglicht molekularbiologische Untersuchungen, unter anderem auch in einem systembiologischen Ansatz. Im Rahmen der Basisuntersuchung wurden 15.010 Individuen im Alter von 35 bis 74 Jahren zu einem fünfstündigen Untersuchungsprogramm in das Studienzentrum eingeladen. Nach 2,5 Jahren wird ein Computer-assistiertes Telefoninterview (CATI) mit einem standardisierten Interview sowie einer Erhebung von auftretenden Erkrankungen und Beschwerden durchgeführt. Alle Endpunkte werden einer eingehenden Validierung unterzogen. In April 2012 hat eine erneute ausführliche Follow-up-Untersuchung der Teilnehmer 5 Jahre nach Einschluss in die Studie im Studienzentrum ähnlich der Eingangsuntersuchung begonnen. Es ist geplant, weitere Untersuchungen zur Nachverfolgung der Kohorte durchzuführen.

Über die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige Einrichtung dieser Art in Rheinland-Pfalz. Mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen gehören zur Universitätsmedizin Mainz. Mit der Krankenversorgung untrennbar verbunden sind Forschung und Lehre. Rund 3.500 Studierende der Medizin und Zahnmedizin werden in Mainz kontinuierlich ausgebildet. Weitere Informationen im Internet unter
www.unimedizin-mainz.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1431

Quelle: Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Oliver Kreft, 28.08.2013

Raute

Karl-Franzens-Universität Graz - 29.08.2013

Grazer Biochemiker Rudolf Zechner erhält 2,5 Mio. Euro ERC Advanced Grant für Stoffwechselforschung

Die komplexen Zusammenhänge zwischen Störungen des Fettstoffwechsels und damit verbundenen Erkrankungen stehen im Fokus der Forschungen von Univ.-Prof. Dr. Rudolf Zechner, Biochemiker am Institut für Molekulare Biowissenschaften der Karl-Franzens-Universität Graz. Als einer der führenden Forscher auf diesem Gebiet erhält Rudolf Zechner nun einen mit 2,5 Millionen Euro dotierten ERC Advanced Grant des Europäischen Forschungsrates (European Research Council, ERC). Die Förderschiene ist für herausragende Forschungspersönlichkeiten in der Europäischen Union reserviert, die besonders innovative und zukunftsweisende Forschungsansätze einbringen.

"Die Zuerkennung des ERC Advanced Grant ist ein klares Signal dafür, dass an der Uni Graz exzellente, international sichtbare Forschung betrieben wird", freut sich Christa Neuper, Rektorin der Karl-Franzens-Universität Graz, über die hoch dotierte Drittmittel-Einwerbung.

Rudolf Zechner ist erfolgreicher Projektleiter sowie Koordinator mehrerer Forschungskonsortien, unter anderem des vom Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF geförderten Spezialforschungsbereichs (SFB) LIPOTOX. Der Grazer Wissenschafter erhielt bereits zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Wittgensteinpreis 2007, Österreichs höchstdotierten Forschungspreis.

Im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Arbeit von Rudolf Zechner steht die Erforschung des Zusammenhangs zwischen dem Fettstoffwechsel und der sogenannten krebsassoziierten Kachexie. Der Begriff bezeichnet eine lebensbedrohliche Abmagerung, die häufig bei schweren Erkrankungen wie Krebs oder AIDS auftritt. Kachexie wird nicht nur durch eine zu geringe Nahrungsaufnahme bedingt, sondern ist auch das Resultat komplexer Stoffwechselstörungen, die noch nicht vollständig aufgeklärt sind. Dabei kommt es neben dem massiven Abbau von Fettgewebe auch zu einem Verlust an Muskelmasse. Die derart geschwächten PatientInnen sind anfälliger für Infektionen und können für ihre Grunderkrankung notwendige Therapien wie Chemo- oder Strahlentherapie schlechter verkraften. Schätzungen zufolge stirbt ungefähr ein Drittel der PatientInnen an den Folgen der Kachexie, nicht an der Grunderkrankung selbst.

Im Jahr 2011 gelang es den Arbeitsgruppen von Rudolf Zechner und Univ.-Prof. Dr. Gerald Höfler vom Institut für Pathologie der Medizinischen Universität Graz, einen direkten Zusammenhang zwischen dem Fettstoffwechsel und der krebsassoziierten Kachexie herzustellen. Die beiden Wissenschafter, die seit Jahren eng zusammenarbeiten, publizierten ihre Erkenntnisse im renommierten Fachmagazin Science.

Dieser herausragende Forschungserfolg ist ein Beispiel für die fruchtbringende Zusammenarbeit der Grazer Universitäten im Bereich der biomedizinischen Forschung, die 2012 mit der Gründung der Forschungsplattform BioTechMed-Graz institutionalisiert wurde. Sie führt Arbeitsgruppen der Karl-Franzens-Universität, der Medizinischen Universität und der TU Graz zusammen.

In dem 2014 anlaufenden ERC Advanced Grant "LipoChEX" wird die enge und interdisziplinäre Zusammenarbeit von Rudolf Zechner und Gerald Höfler wieder eine wichtige Grundlage bilden. "Es gilt herauszufinden, wie verschiedene Krebsarten den Fettstoffwechsel beeinflussen und wie sich umgekehrt die Modulierung des Fettstoffwechsels auf das Entstehen von Krebs und Kachexie auswirkt", so Zechner. Auch eine mögliche medikamentöse Intervention soll erforscht werden.

Kontakt:
Univ.-Prof. Dr. Rudolf Zechner
Institut für Molekulare Biowissenschaften der Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich
E-Mail: rudolf.zechner@uni-graz.at

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution35

Quelle: Karl-Franzens-Universität Graz, Mag. Gudrun Pichler, 29.08.2013

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. August 2013