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MELDUNG/661: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 27.02.13 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→  Gentherapie-Experten wollen Behandlungsmöglichkeiten verbessern
→  Vom Molekül in der Synapse bis zum traumatischen Erlebnis.
      Magdeburger Hirnforschungsinstitut gründet neue Forschergruppen



Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf - 25.02.2013

Deutsche Gesellschaft für Gentherapie tagt am UKE

Gentherapie-Experten wollen Behandlungsmöglichkeiten verbessern

Vom 28. Februar bis 2. März tagt die Deutsche Gesellschaft für Gentherapie im Campus Lehre am UKE. Etwa 200 Experten und Nachwuchsforscher vor allem aus Europa und USA diskutieren unter Leitung von UKE-Wissenschaftlern Ergebnisse aus der Grundlagenforschung sowie neue Behandlungsansätze der Gentherapie.

"Nach Jahren der Rückschläge und Stagnation erlebt das Forschungsgebiet der Gentherapie derzeit einen zweiten Frühling", sagt Prof. Dr. Boris Fehse, Präsident der 19. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gentherapie (DG-GT) und Leiter der Forschungsabteilung Zell- und Gentherapie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Die Tagung der DG-GT wird einen umfassenden Überblick über jüngste Entwicklungen der Zell- und Gentherapie geben. Dabei bilden klinische Fortschritte einen Schwerpunkt des Programms. So zeigen neueste klinische Studien Therapieeffekte bei zuvor unheilbaren Krebserkrankungen, u.a. bei verschiedenen Arten von Blutkrebs. Vielversprechende Behandlungserfolge werden zudem bei unterschiedlichen monogenen Erbkrankheiten berichtet, zum Beispiel bei Stoffwechselerkrankungen, Hämophilie (Bluterkrankheit) oder durch Netzhautdegeneration verursachter Blindheit. Außerdem erregte kürzlich die erste Zulassung einer Gentherapie zur Behandlung einer seltenen Störung des Fettstoffwechsels durch die Europäische Kommission für Aufsehen.

Der Kongress stellt auch ein Forum für die Vorstellung und Diskussion neuer Ergebnisse der Grundlagenforschung dar. International ausgewiesene Experten aus Europa und den USA werden in Hamburg die neuesten Entwicklungen und Ergebnisse der Zell- und Gentherapie präsentieren. "Das UKE ist im Bereich der Gentherapie schon lange aktiv", berichtet Prof. Dr. Nicolaus Kröger, Direktor der Klinik für Stammzelltransplantation. "Hier erfolgten deutschlandweit erste klinische Studien für gentherapeutische Behandlungsansätze bei Leukämie und HIV-Infektionen." In Zusammenarbeit mit der DG-GT organisieren seine Klinik und die zugehörige Forschungsabteilung Zell- und Gentherapie die Jahrestagung. Dabei werden sie durch das Schwerpunktprogramm SPP1230 der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), die am UKE etablierten DFG-Forschungsverbünde SFB 841 und GRK 1459 sowie verschiedene Organisationen und Firmen unterstützt.

Ausführliche Informationen
zum Programm der Jahrestagung und den Sprechern gibt es im Internet unter:
www.dg-gt.de/2013

Kontakt und weitere Informationen:

Prof. Dr. Boris Fehse
Leiter der Forschungsabteilung Zell- und Gentherapie
Klinik für Stammzelltransplantation
E-Mail: fehse@uke.de

Prof. Dr. Nicolaus Kröger
Direktor der Klinik für Stammzelltransplantation
E-Mail: nkroeger@uke.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution347

Quelle: Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Christine Jähn, 25.02.2013

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Leibniz-Institut für Neurobiologie - 26.02.2013

Magdeburger Hirnforschungsinstitut gründet neue Forschergruppen

Vom Molekül in der Synapse bis zum traumatischen Erlebnis

Das Leibniz-Institut für Neurobiologie (LIN) hat drei neue Forschergruppen eingerichtet. Junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollen dadurch die Möglichkeit bekommen, sich speziellen Fragen in der Hirnforschung zu widmen und innovative Arbeitsrichtungen zu etablieren.

"Besonders stolz sind wir, dass wir hochkarätige junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit diesem Angebot sowohl nach Magdeburg holen als auch hier halten konnten. Wir fördern mittlerweile sieben Forschergruppen und sichern damit nicht nur unseren eigenen Nachwuchs sondern schaffen auch neue Arbeitsplätze", fasst Prof. Dr. Eckart Gundelfinger, wissenschaftlicher Direktor des Leibniz-Institutes für Neurobiologie zusammen.


* Die neuen Gruppen im Einzelnen:

• Wie wirkt sich ein traumatisches Erlebnis auf unser späteres Verhalten aus? Diese Frage stellt sich die neue Forschergruppe "Molekulare Systembiologie des Lernens" am LIN. Leiterin der Forschergruppe ist Frau Dr. Ayse Yarali aus der Türkei, die nach ihrem Studium in Ankara und Tübingen, in Würzburg promovierte und am Max-Planck-Institut für Neurobiologie in Martinsried geforscht hat. Ihre Arbeit zeigt, dass ein traumatisches Erlebnis zwei Arten von Gedächtnis hinterlässt: Dinge, die vor dem Trauma passieren, werden als "Schlecht" gelernt und danach gemieden. Dinge, die nach dem Trauma passieren, im Moment der Erleichterung, werden dagegen als etwas "Gutes" gelernt und später aufgesucht. Die neue Forschergruppe will nun die Erbfaktoren aufklären, die diese beiden Arten von Gedächtnis im Gleichgewicht halten, und zwar am Beispiel der Taufliege Drosophila. Diese Insekten teilen einen Großteil der Erbinformation mit dem Menschen, einschließlich Gene, die an der Gedächtnisbildung beteiligt sind. Im nächsten Schritt kann dann überprüft werden, ob die entdeckten Erbfaktoren auch im Zusammenhang mit menschlichen Traumata eine Rolle spielen. Somit können, so die Hoffnung, posttraumatischen Erkrankungen besser verstanden und behandelt werden.

• Die Forschergruppe "Präsynaptische Plastizität", unter der Leitung von Dr. Anna Fejtova, einer tschechischen Neurobiologin, die in Zürich promovierte, beschäftigt sich mit der neuronalen Plastizität, also der Fähigkeit des Gehirns sich zu verändern. Dabei werden die Funktionen der Nervenzellen je nach Bedarf erhalten, angepasst oder verstärkt. Vor allem durch Lernprozess, aber auch nach Schädigungen verändert sich das Gehirn, Hirnareale vernetzen sich, Synapsen bauen sich um. Genau dort setzt die Arbeit dieser Forschergruppe an. Hier geht es vor allem um die molekulare Ebene der Signalweiterleitung in den Synapsen, speziell der Presynapse, also der signalgebenden Nervenzelle. Die Ergebnisse könnten beispielsweise helfen Depressionen oder Demenzerkrankungen besser zu verstehen und möglicherweise auch den Weg zu ebnen, um perspektivisch zielgerichtete Arzneimittel zu entwickeln.

• Die dritte Forschergruppe "Neurophysiologie von Lernen und Gedächtnis" um den argentinischen Neurobiologen Dr. Diego Moncada aus Buenos Aires geht der spannenden Frage nach, wie das Langzeitgedächtnis funktioniert. Hierbei geht es darum, warum einige Ereignisse in unserem Leben für immer abgespeichert werden und andere wiederum nicht. Darüberhinaus geht es auch um die Frage, welche Areale des Gehirns dabei zusammenwirken und wie aktive Gedächtnisspuren in den Hirn-Netzwerken "markiert" werden. Die Forschung dieser Gruppe wird wichtige Grundlagen für das Verständnis von Lernstörungen im Jugend- und Erwachsenenalter liefern und kann dazu beitragen, aus neurobiologischer Sicht optimale Bedingungen für langfristige Lernerfolge zu gestalten.


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.lin-magdeburg.de/de/organisation/presse/index.jsp


Das Leibniz-Institut für Neurobiologie zählt zu den international führenden Hirnforschungszentren. Seine Mission besteht im Studium der Mechanismen von Lernen und Gedächtnis sowie deren krankhafter Störungen auf allen Ebenen der Hirnorganisation. Forschungsfelder sind die Verarbeitung von akustischen Informationen und Sprache, die Langzeit-Veränderung stimulierter Nervenzellen durch neuronale Erregungsmuster sowie die Mechanismen der Bildung und Aktivierung von Synapsen.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution178

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Leibniz-Institut für Neurobiologie, Anika Zachert, 26.02.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Februar 2013