Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FAKTEN

MELDUNG/642: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 14.12.12 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→ Neuer Schwerpunkt in Medizinischer Chemie - Über vier Millionen Euro für Forschungsverbund
→ Aorten-Aneurysma - Weltweit erste Behandlung einer Zwölfjährigen mit neuentwickeltem Stent
→ FH JOANNEUM erforscht Erfolgskriterien für Gesundheits- und Wellnessdestinationen



Universität Regensburg - 13.12.2012

Neuer Schwerpunkt in Medizinischer Chemie

Über vier Millionen Euro für Forschungsverbund

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat die Einrichtung eines neuen Forschungsverbundes bewilligt. Das Graduiertenkolleg GRK 1910 "Medizinische Chemie selektiver GPCR-Liganden" wird von der Universität Regensburg (Sprecher: Prof. Dr. Armin Buschauer) und von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (Sprecher: Prof. Dr. Peter Gmeiner) getragen. Die DFG fördert das Graduiertenkolleg in den kommenden viereinhalb Jahren mit über vier Millionen Euro.

Im Zentrum des Graduiertenkollegs stehen sogenannte G-Protein-gekoppelte Rezeptoren (GPCRs). Dabei handelt es sich um eine große Familie von Proteinen, die als gemeinsames Merkmal sieben - die Zellmembran durchspannende - Abschnitte aufweisen. Ihre Aufgabe besteht darin, unterschiedliche äußere Signale ins Zellinnere weiterzuleiten. Im menschlichen Körper spielen sie einerseits für die Gewinnung von Sinneseindrücken wie Geruch und Geschmack, andererseits als Andockstellen für Neurotransmitter und Hormone bei der Kommunikation zwischen Zellen und ihrer Umgebung eine wichtige Rolle. Sie sind an einer Vielzahl lebenswichtiger Prozesse im Körper beteiligt. Fehlfunktionen können schwere Krankheiten auslösen. Etwa 30 % der derzeit zugelassenen Arzneistoffe wirken über ihre Bindung an GPCRs.

Die Arbeit im Rahmen des neuen Forschungsverbundes zielt auf die Entwicklung neuer selektiver Wirkstoffe und molekularer Werkzeuge zur Untersuchung von GPCRs auf verschiedenen Ebenen ab. Die Aufklärung der molekularen Mechanismen, die über die Selektivität der Bindung an GPCRs und die Aktivierung oder Hemmung bestimmter Signalwege entscheiden, ist ein wichtiger Beitrag der Grundlagenforschung zur Entwicklung von Arzneistoffen - beispielsweise zur Therapie chronisch entzündlicher, kardiovaskulärer oder neurologischer Erkran¬kun¬gen. Das Forschungsprogramm des Graduiertenkollegs ist deshalb stark interdiszipli¬när ausgerichtet.

Die Bedeutung G-Protein-gekoppelter Rezeptoren wurde mit der Verleihung des Nobelpreises für Chemie an die US-Amerikaner Robert Joseph Lefkowitz und Brian Kent Kobilka unterstrichen.

Mit der Einrichtung von Graduiertenkollegs fördert die DFG vor allen Dingen die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Im Mittelpunkt steht die Qualifizierung von Doktorandinnen und Doktoranden im Rahmen eines thematisch ausgerichteten Forschungsprogramms sowie eines strukturierten Qualifizierungskonzepts. Diese Forschungsverbünde werden für maximal neun Jahre finanziert.

Weiterführende Informationen
zum Thema "Graduiertenkollegs":
http://www.dfg.de/foerderung/programme/koordinierte_programme/graduiertenkollegs/

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/de/image190225
Abbildung eines Histamin-H4-Rezeptors; einer der GPCRs, die im neuen Graduiertenkolleg untersucht werden.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution87

Quelle: Universität Regensburg, Alexander Schlaak, 13.12.2012

Raute

Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum / Herz- und Diabeteszentrum NRW Bad Oeynhausen - 13.12.2012

Ausweitung der Hauptschlagader (Aorten-Aneurysma).
Weltpremiere in der Kinderkardiologie Bad Oeynhausen

Als weltweit erstes Kind ist die 12-jährige Laura M. im Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, mit einem neuentwickelten Stent behandelt worden. Die Schülerin litt an einer lebensbedrohlichen Ausweitung der Hauptschlagader (Aorten-Aneurysma). Den Einsatz des noch seltenen Stents verdankt Laura dem Leiter des Kinderherzkatheterlabors, Privatdozent Dr. Nikolaus Haas, der nach einem besonders schonenden Verfahren suchte, das eine dauerhafte Heilung verspricht.

Im HDZ-Zentrum für angeborene Herzfehler unter der Leitung von Prof. Dr. Deniz Kececioglu und Dr. Eugen Sandica werden alle eingewiesenen Fälle von einem Ärzteteam begutachtet. Als Alternative zu einer belastenden Operation am offenen Herzen entschied man sich, einen Stent in die Aorta einzubringen - mit Hilfe eines Herzkatheters. "In der Regel erholen sich die Patienten nach einem weniger zeitaufwendigen, invasiven Verfahren ohne Einsatz der Herz-Lungen-Maschine schneller", sagt Prof. Kececioglu.

In Lauras Fall waren herkömmliche Stents aufgrund ihrer Größe und unzureichenden Flexibilität jedoch wenig geeignet. In Frage kam eine neue Entwicklung des sogenannten Multilayer-Stents. Der belgische Hersteller Cardiatis sagte eine einmalige Sonderanfertigung in passender Größe für die Schülerin zu, die innerhalb von sechs Wochen zur Verfügung stand. Der Multilayer-Stent wird auf eine spezielle Art aus einer Legierung von Chrom, Cobalt, Nickel und Molybdän gewebt und verspricht eine hohe Stabilität.

Ende November setzte Dr. Haas das spezialangefertigte Stentmodell erfolgreich ein. Bereits am dritten Tag durfte Laura das HDZ NRW verlassen. Mit der Gewissheit für sie und ihre Eltern, dass ihr Aorta-Problem nun wohl endgültig beseitigt ist. Nach einer Schonzeit von einem halben Jahr darf Laura auch wieder mit ihrer Mannschaft Handball spielen.

Der schnelle Heilungsprozess hängt mit den Eigenschaften des Stents zusammen. Er besteht aus einer zweilagigen Schicht in einer gitterähnlichen Flechtstruktur, die die Strömungsgeschwindigkeit in dem Aneurysma reduziert und damit den Druck aus der blasenförmigen Aussackung nimmt. "In absehbarer Zeit wird sich das Aneurysma voraussichtlich vollständig zurückbilden", verspricht Dr. Haas.

Laura ist weltweit das erste Kind, dem ein derartiger Stent eingesetzt wurde. "Die Situation ergab sich, weil wir für jeden Patienten die individuell bestmögliche Behandlungsstrategie erreichen wollen", betont Prof. Kececioglu. "Dabei suchen wir medizinische Lösungen, die für unsere oft sehr jungen Patienten so schonend wie möglich sind." Lauras Eltern wissen das zu würdigen. "Wir sind sehr dankbar für den beispiellosen Einsatz der Herzspezialisten in Bad Oeynhausen", sagt Vater Thomas M.

Weitere Informationen:
Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen
Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Anna Reiss (Ltg.)
Georgstr. 11
32545 Bad Oeynhausen
E-Mail: info@hdz-nrw.de
www.hdz-nrw.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1268

Quelle: Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum - Herz- und Diabeteszentrum NRW Bad Oeynhausen, Anna Reiss, 13.12.2012

Raute

Fachhochschule Joanneum - 13.12.2012

FH JOANNEUM erforscht Erfolgskriterien für Gesundheits- und Wellnessdestinationen

Macht eine Therme allein schon eine Gesundheitsdestination aus? Oder ein Wald und viel frische Luft? In einem EU-Projekt erforscht der Studiengang "Gesundheitsmanagement im Tourismus" an der FH JOANNEUM in Bad Gleichenberg gemeinsam mit Projektpartnern aus fünf europäischen Ländern, welche Kriterien für eine Wellness- und Gesundheitsregion wirklich ausschlaggebend sind.

Welche Kriterien und Qualitätsmaßstäbe eine Gesundheitsdestination auszeichnen und wie sich eine Region gezielt in diese Richtung entwickeln kann, erforscht das EU-Projekt "WelDest", das im Oktober 2012 von sechs europäischen Hochschulen gestartet wurde. Unter der Leitung der Turku University of Applied Sciences in Finnland sind die University of Pannonia (Ungarn), das University College Birmingham, das Institute of Hospitality Management in Prag, die Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (Deutschland) sowie die FH JOANNEUM an dem zweijährigen Erasmus-Projekt beteiligt. "Wir erarbeiten ein elektronisches Handbuch, das Tourismusverantwortlichen und regionalen Verantwortungsträgern einen fundierten Leitfaden bietet, wie sie ihre Region zu einer Gesundheitsdestination im ganzheitlichen Sinn entwickeln können", erklärt Daniel Binder, Projektkoordinator am Studiengang "Gesundheitsmanagement im Tourismus" an der FH JOANNEUM in Bad Gleichenberg. Der Lehrende Kai Illing ist als Experte für Gesundheitswirtschaft und Spa Management am Projekt beteiligt und ergänzt: "Damit soll es künftig leichter sein, die Potenziale der eigenen Region einzuschätzen und sich als führende Gesundheitsregion zu entwickeln." Als Fachmann für gesundheitstouristische Destinationsentwicklung greift Illing auf einen großen Erfahrungsschatz zurück und ergänzt, dass "dieses Thema besonders für Österreich von großer Bedeutung ist, verfügt es doch über die notwendigen Ressourcen und den Willen, nicht nur Betriebe, sondern auch Destinationen im Sinne von Wellness und Gesundheit zu entwickeln".

Abschlussdiskussion auf der ITB in Berlin

Dazu arbeitet das Projektteam mit verschiedenen Partner-Regionen in den sechs teilnehmenden Ländern zusammen und bindet diese aktiv in das Forschungsprojekt ein. So werden beispielsweise der Status Quo, die bisherigen Erfahrungen, aber auch die Bedürfnisse in den Regionen erhoben. In Fokusgruppen können die jeweiligen Tourismus-Verantwortlichen wichtige Beiträge zur den Methoden der gesundheitsorientierten Destinationsentwicklung geben. Erste Station des internationalen Projektteams war dabei im Oktober die österreichische Partner-Region Attergau, Besuche und Erhebungen in den fünf anderen Ländern werden folgen. Auch mit Wirtschaftspartnern aus dem Bereich Gesundheit und Wellness arbeitet das Projektteam zusammen. "Die Ergebnisse dieser Erhebungs- und Recherchephase werden wir auf der Internationalen Tourismusmesse ITB in Berlin im März 2014 vorstellen und im Rahmen eines Open Space Workshops mit den Projektpartnern sowie allen Interessierten diskutieren", erklärt Daniel Binder. Bis Oktober 2014 wird dann das Handbuch finalisiert.

Welche Kriterien und Maßstäbe es schließlich sein werden, die eine echte Gesundheitsdestination ausmachen, ist natürlich noch nicht vorherzusagen. Aber: "Insgesamt ist uns ein ganzheitlicher Ansatz wichtig, um das Bewusstsein dafür zu stärken, dass nicht einzelne Faktoren darüber entscheiden, ob eine Region das Potential zur Gesundheitsdestination hat, sondern immer das Zusammenspiel vieler Kriterien: Dazu können die Luftgüte oder die Infrastruktur genauso zählen wie beispielsweise der Zusammenhalt in einer Region", gibt Binder einen Ausblick.

Aktuelle Informationen
zum EU-Projekt "WelDest" finden Sie im Projektblog unter
weldest.blogspot.co.at

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.weldest.blogspot.co.at
"WelDest"-Projektblog

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/de/image190237
Erste Station für ein Treffen des internationalen Projektteams war die österreichische Partner-Region Attergau

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1147

Quelle: Fachhochschule Joanneum, Kathrin Podbrecnik, 13.12.2012

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Dezember 2012