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MELDUNG/594: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 30.08.12 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→  Überregionaler Forschungsverbund zu Stresserfahrungen im Kindesalter
→  Fit für die OP: Trainingspläne für Chirurgen
→  Auch kurzfristiges Rauchen fördert Diabetes-Vorstadien



Universität Leipzig - 29.08.2012

Überregionaler Forschungsverbund zu Stresserfahrungen im Kindesalter

Am 3. September 2012 fällt an der Universität Leipzig der Startschuss zu einer in Deutschland einzigartigen Zusammenarbeit unterschiedlicher Fachdisziplinen, um die Folgen stressreicher Lebenserfahrung in der Kindheit zu erforschen. Das zunächst auf drei Jahre angelegte Projekt wird mit 2,5 Millionen Euro aus Bundesmitteln gefördert.

Unter der Leitung von Professor Kai von Klitzing, Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters, hat die Medizinische Fakultät den Grundstein für eine fachübergreifende Zusammenarbeit gelegt. Die Jugendämter in Leipzig und München sind aktiver Teil des Forschungsverbundes und werden Daten beisteuern. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt das Verbundprojekt mit rund 2,5 Mio. Euro. Die Förderung geht zurück auf die Initiative des runden Tischs "sexueller Kindesmissbrauch in Abhängigkeits- und Machtverhältnissen", der von der Bundesregierung im Jahr 2010 eingerichtet wurde. In der Beratungsphase wurde unter anderem beschlossen, deutsche Forschungsverbünde zu Verhaltensstörungen im Zusammenhang mit Gewalt, Vernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch in Kindheit und Jugend in einem Wettbewerb auszuschreiben. Der in Leipzig initiierte Verbund "Stresserfahrungen im Kindesalter und ihre Folgen für die seelische Gesundheit", dem auch Wissenschaftler von der TU Dresden, aus dem Max-Planck-Institut für Psychiatrie angehören, wurde von einem internationalen Wissenschaftlergremium positiv bewertet und erhielt deshalb den Zuschlag.

Zu stressreichen Erfahrungen zählen unter anderem körperliche und seelische Misshandlungen sowie Vernachlässigung. Rückblickend werden Sie im weiteren Leben häufig als Auslöser für Angst- oder Depressionserkrankungen angeführt. Dass es sich tatsächlich um typische Verlaufsmuster von der negativen Lebenserfahrung hin zur psychischen Erkrankung handelt, dazu gibt es in der Forschung bislang nur wenige gesicherte Zahlen. Auch die Frage, warum manche Menschen nach der Misere erkranken und manche nicht und welche Schutzmechanismen zum tragen kommen, ist noch völlig offen. Das Leipziger Projekt will diesen Zustand ändern. Ziel ist es, die psychosozialen und biologischen Mechanismen, die solche Erfahrungen nach sich ziehen, genauer zu verstehen und in der Folge auch verbesserte Ansatzpunkte für die Behandlung betroffener Kinder abzuleiten. Besonders an dem Forschungsverbund ist außerdem, dass in ihm hochkarätige Grundlagenforscher und anwendungsorientierte Mediziner sowie Sozialarbeiter zusammenarbeiten.

Am Montag, den 3. 9. 2012 findet in Leipzig das erste Verbundtreffen zum Auftakt der Forschungsaktivitäten statt. Teilnehmer werden unter anderem sein: das Leipziger Team um Prof. von Klitzing, außerdem Dr. Marcus Ising, Leiter der Abteilung Molekularpsychologie des Max Planck Instituts für Psychiatrie München, Mitarbeiter der Abteilung Biopsychologie der TU Dresden um den bekannten Stressforscher Prof. Clemens Kirschbaum sowie die Leiter der Jugendämter München und Leipzig, Maria Kurz-Adam und Siegfried Haller.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. med. Kai von Klitzing
E-Mail: kai.vonklitzing@uniklinik-leipzig.de
kjp.uniklinikum-leipzig.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution232

Quelle: Universität Leipzig, Susann Huster, 29.08.2012

Raute

Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig, M.A. - 29.08.2012

Fit für die OP - Trainingspläne für Chirurgen

Beginn eines deutsch-spanischen Kooperationsprojekts zur Weiterbildung in der Chirurgie - Gesamtvolumen: 1 Mio. €

Leipzig, August 2012 - An der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) startet am 1. September 2012 ein neues Forschungsprojekt: Die Leipziger Forscher vom HTWK-Forschungszentrum entwickeln zusammen mit ihren spanischen Partnern ein neuartiges Studienmodul für chirurgische Trainer. Das Ziel ist, die Ausbildung von Chirurgen zu verbessern und letztlich die Sicherheit von Patienten bei OP-Situationen zu erhöhen. Die HTWK Leipzig wird von 2012 bis Ende 2014 mit 800.000 € aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. Das Projekt wird gemeinsam mit dem chirurgischen Trainingszentrum Centro de Cirugía de Mínima Invasión Jesús Usón (JUMISC) in Cáceres/Spanien durchgeführt, das zusätzlich 200.000 € Eigenmittel einbringt - in Form von Personal und Infrastruktur (z.B. High-Tech-Operationsräume).

Die acht Mitarbeiter des internationalen Forschungsteams - Psychologen, Informatiker und Wirtschaftswissenschaftler von der HTWK Leipzig sowie Mediziner und Ingenieure vom JUMISC - entwickeln Trainingspläne für angehende Ärzte sowie für die Weiterbildung erfahrener Chirurgen. Anhand dieser Pläne können Ärzte später besonders herausfordernde Situationen mit neuester Medizintechnik üben - allerdings nicht an echten Patienten, sondern an realistischen chirurgischen Modellen. Am Forschungszentrum der HTWK Leipzig arbeiten die Wissenschaftler seit einiger Zeit erfolgreich an der Entwicklung und Erprobung chirurgischer Modelle. Sie kooperieren dazu u.a. mit der Universitätsmedizin Leipzig, dem IRDC Leipzig (International Reference and Development Centre for Surgical Technology) und anderen.

Neu ist, dass der Blick bei der Weiter- und Fortbildung angehender Ärzte und erfahrener Chirurgen sich nicht auf die chirurgisch-medizinische Seite beschränkt, sondern auch pädagogisch-didaktische Fähigkeiten für den OP und eine technologische Kompetenz im Umgang mit den High-Tech-Systemen im OP vermittelt werden sollen. Professor Werner Korb, wissenschaftlicher Leiter des Projekts, erklärt: "Die Handhabung der immer komplexer und schwieriger werdenden Medizintechnik steht mit im Fokus, also die Mensch-Maschine-Interaktion. An der Schaltstelle zwischen Mensch und Technik sowie bei der Kommunikation des OP-Teams untereinander passieren die meisten Fehler." In Deutschland sterben - nach unterschiedlichen Statistiken - pro Jahr zwischen 17.000 und 83.000 Personen in Krankenhäusern an Behandlungsfehlern.

Der spanische Partner, das chirurgische Trainingszentrum JUMISC, bietet seit vielen Jahren hochwertige Trainings in verschiedenen chirurgischen Disziplinen (Laparoskopie, Mikrochirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie) an. Die Forscher werden am JUMISC Befragungen durchführen und die Trainingspläne erproben. "Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit dem JUMISC, denn so fließen die Sichtweisen verschiedener chirurgischer Schulen mit ein - nicht nur national, sondern auch international", so Professor Korb.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. sc. hum. Werner Korb
E-Mail: korb (at) istt.htwk-leipzig.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.htwk-leipzig.de/de/hochschule/aktuelles/nachrichten/nachrichten-details/detail/fit-fuer-die-op-trainingsplaene-fuer-chirurgen/

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:

http://idw-online.de/de/image180015
OP-Training im JUMISC

http://idw-online.de/de/image180016
Das Forschungszentrum der HTWK Leipzig ist "Ausgewählter Ort 2012" des Wettbewerbs "Deutschland - Land der Ideen"

Hintergrund:

Das Forschungsvorhaben mit dem Namen "iTOM" ("Testing of innovative training concepts for the operative medicine") fügt sich in das Lehr- und Forschungsprofil "GESUNDHEIT erhalten - Life Sciences & Engineering" an der HTWK Leipzig ein. In Leipzig existiert ein großes Forschungspotential auf dem Gebiet der Bio- und Medizinwissenschaften, gebildet durch die Universität Leipzig, das Universitätsklinikum Leipzig, das Fraunhofer Institut für Zelltherapie und Immunologie, das Max-Planck-Institut für Neuro- und Kognitionswissenschaften, das Umweltforschungszentrum Leipzig, das International Reference and Development Centre for Surgical Technology und andere. In diesem Umfeld bringt die HTWK Leipzig ihre ingenieurwissenschaftlichen Kompetenzen ein und leistet auf primär technisch orientierten Gebieten eigenständige, hochwertige Beiträge.

Am Forschungszentrum der HTWK Leipzig (Gründung 2010) forschen interdisziplinäre Teams aus Ingenieuren und Sozialwissenschaftlern an Themen rund um Gesundheit und Krankheit. Die Wissenschaftler im Forschungszentrum arbeiten dabei mit anderen Institutionen aus dem Standortcluster Medizintechnik zusammen, etwa dem Innovation Center Computer Assisted Surgery (ICCAS) der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig sowie dem International Reference and Development Centre for Surgical Technology (IRDC). Das Forschungszentrum der HTWK Leipzig ist "Ausgewählter Ort 2012" des Wettbewerbs "Deutschland - Land der Ideen" (Preisverleihung am 27. September 2012).

Professor Werner Korb ist Inhaber der Professur mit dem Forschungs- und Lehrgebiet "Simulation und Ergonomie in der operativen Medizin". Schwerpunkt der in dieser fachlichen Ausrichtung weltweit einmaligen Professur ist die Entwicklung zukünftiger Trainingsmöglichkeiten für Chirurgen und OP-Personal. Die Professur wird von 2011 bis 2016 von der Leipziger Stiftung für Innovation und Technologietransfer gefördert.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution289

Quelle: Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig , Stephan Thomas M.A., 29.08.2012

Raute

Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V. - 28.08.2012

Auch kurzfristiges Rauchen fördert Diabetes-Vorstadien

Auch Menschen, die nur kurze Zeit rauchen, haben bereits ein deutlich höheres Risiko für Diabetes-Vorstufen (Prädiabetes) als Nichtraucher. Bereits fünf bis zehn Packungs-Jahre (pack years = Anzahl der Raucherjahre multipliziert mit der Zahl der täglich konsumierten Zigarettenpackungen) führten in der untersuchten Gruppe von jungen und gesunden Erwachsenen zwischen 25 und 40 Jahren bei Rauchern zu einem mehr als doppelt so hohen Risiko, Prädiabetes zu haben. "Eine mögliche Ursache für den Zusammenhang zwischen dem aktiven Rauchen und Prädiabetes ist die deutlich tiefere Insulinsensitivität bei aktiven Rauchern", so Stefanie Aeschbacher vom Team der GAPP-Studie (Schaan, Liechtenstein) auf dem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in München. Vom 25. bis 29. August treffen Herzspezialisten aus aller Welt zum international größten Kongress in der Herzmedizin zusammen.

Prädiabetes wurde als HbA1c-Wert zwischen 5,7 und 6,4 definiert. Insulinresistenz ist eine Vorstufe von Diabetes Typ 2, die Blutzuckerwerte sind leicht erhöht und es zeigen sich stark erhöhte Insulinwerte. Von 587 Studienteilnehmern hatten 231 (27 Prozent) einen Prädiabetes. In der Gruppe der Prädiabetiker waren 29 Prozent aktive Raucher, in der Gruppe der Patienten mit Blutzuckerwerten im Normalbereich waren nur 19 Prozent aktive Raucher.

Der aktive Zigarettenkonsum ist unter anderem für beinahe 80 Prozent der frühen kardiovaskulären Krankheiten und deren Sterblichkeit verantwortlich. "Bezüglich des Einflusses des aktiven Rauchens auf die Vorstufe des Diabetes - gerade bei jungen und gesunden Personen - gibt es, wenn überhaupt, nur sehr wenige Studien", so Aeschbacher. "Die Zusammenhänge der vorliegenden Studie zeigen außerdem die Wichtigkeit und Dringlichkeit der frühzeitigen Prävention von Rauchen in der Gesellschaft."

Quelle:
ESC Abstract P4969: Aeschbacher et al.
Current smoking in young and healthy adults.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.escardio.org

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution737

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V., Christiane Limberg, 28.08.2012

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. August 2012