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MELDUNG/562: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 20.06.12 (idw)


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Universität Leipzig - 19.06.2012

Weltspitze der Zytometriker trifft sich in Leipzig

In Leipzig findet vom 23. bis 27. Juni 2012 der Weltkongress CYTO 2012 der International Society for the Advancement of Cytometry (ISAC) statt. Bei der Veranstaltung der Zell-Wissenschaftler auf der Neuen Messe werden rund 1500 Experten aus der ganzen Welt zu Vorträgen, Workshops und Fortbildungsveranstaltungen erwartet.

Zytometriker beschäftigen sich interdisziplinär mit Körperzellen. Sie versuchen ein Maximum an Information aus einzelnen Zellen herauszulesen und so bessere Diagnostika und Therapien zur individuellen Behandlung von Krankheiten zu entwickeln. Dafür arbeiten Naturwissenschaftler, Mathematiker und Mediziner eng zusammen. Erstmals in der mehr als 30-jährigen Geschichte findet der Weltkongress der Fachgesellschaft für Zytometrie in Deutschland statt. "Die Tatsache, dass Leipzig unter allen europäischen Konkurrenten den Zuschlag erhielt, belegt die herausragende wissenschaftliche Position Leipzigs in der Zytometrie und in der Regenerativmedizin", sagt Professor Attila Tarnok von der Abteilung Kinderkardiologie am Herzzentrum Leipzig und gleichzeitig Kongressleiter für Europa.

In der Messestadt beschäftigen sich unter anderem das Translationszentrum für regenerative Medizin und das Fraunhofer-Institut mit Fragestellungen rund um die menschliche Zelle. "Es macht uns natürlich sehr stolz und ehrt uns, denn damit wird auch die Wichtigkeit des Forschungsstandortes betont", erklärt Tarnok.

Die Zytometrie geht davon aus, dass jede Zelle des Körpers die gesamte Information über den aktuellen Gesundheitszustand eines Menschen, sein Risiko für Erkrankungen und sein Ansprechen auf Therapien beinhaltet, gewissermaßen seinen Barcode. Um die richtigen Informationen herauslesen zu können, wurden verschiedene Verfahren entwickelt. So können beispielsweise im Zytometer, einer Art Mikroskop, mit Farbstoffen bis zu 20 verschiedene Merkmale einer Zelle sichtbar gemacht werden. Seit einigen Jahren kommen auch Massenspektrometer zu Einsatz, die durch den Einsatz seltener Erden als Marker-Stoffe wesentlich präziser arbeiten und mit einer Messung sehr viele Informationen auf einmal liefern.

Durch eine derartige Untersuchung der Zellen erhoffen sich die Wissenschaftler Aufschluss über den Verlauf bestimmter Krankheiten wie Rheuma, Krebs oder Aids. Gleichzeitig sollen so neue Heilungsmöglichkeiten gefunden werden, indem sich bereits durch die Zelluntersuchung sagen lässt, ob ein Patient auf eine bestimmte Therapie überhaupt anspricht oder auch, warum manche Menschen zwar den HI-Virus in sich tragen, Aids aber nie bei ihnen ausbricht. Daraus leiten die Zytometriker neue Erkenntnisse ab, beispielsweise wie das Immunsystem so verändert werden kann, dass der Virus zerstört wird.

Vorteil der zytometrischen Verfahren ist, dass sie schonend für die Patienten sind und gleichzeitig mit sehr wenig Material auskommen. "Besonders für Kinder ist es sehr gut, wenn statt einer Untersuchung von Gewebematerial eine Blutprobe reicht, um alle wichtigen Informationen zu bekommen", erklärt Professor Tarnok.

Beim Weltkongress CYTO 2012 werden die regenerative Medizin und die Stammzelltherapie einen Schwerpunkt bilden. Zu diesen Themen werden renommierte Wissenschaftler in Leipzig erwartet, so etwa Professor Hans-Dieter Volk aus Berlin, der über neueste Fortschritte in der Zelltherapie spricht sowie Ian Fraser vom Nationale Institute of Health aus den USA, der sich mit Zell- und Genomuntersuchungen von Immunzellen beschäftigt.

Professor Christoph Cremer wird über ebenfalls über seine Forschungen sprechen. Der Physiker hat in den vergangenen Jahren Grundlegendes über die Struktur des Erbgutes in der Zelle herausgefunden und selbst ein Verfahrungen zur Untersuchung von Chromosomen entwickelt, dass den Nachweis ermöglicht, dass das Erbgut in der Zelle nach einem bestimmten Plan verteilt ist.

"Die CYTO 2012 bietet eine exzellente Möglichkeit, nicht nur neueste Forschungsergebnisse sowie innovative Produkte und Anwendungslösungen auf dem Gebiet der zellulären Analytik und Diagnostik vorzustellen, sondern insbesondere auch neue, überregionale und internationale Kooperationen zwischen Forschungseinrichtungen und Unternehmen der Branche zu stimulieren", betont Roland Göhde, Vorstandsvorsitzender von biosaxony e.V., Biotechnologie/Life Sciences-Cluster des Freistaates Sachsen. Ein wesentliches Ziel des biosaxony e.V. ist die gebündelte Vorstellung der Innovationskraft und Expertise der sächsischen Branchenvertreter in Richtung des internationalen Fachpublikums.

Die Ausrichtung in Leipzig bedeutet einen großen Erfolg für den Hightech-Standort Sachsen und seine Akteure, zumal die Zytometrie als immer wichtiger werdende Querschnittstechnologie für eine breite Palette von verschiedensten Anwendungsbereichen insbesondere in Gesundheit und Medizin, aber auch in Umweltforschung, Pflanzen- und Tierzüchtung sowie der Pharma-, Lebensmittel- und weiteren Industrien eine entscheidende Rolle spielt.

Für die Austragung des diesjährigen 27. internationalen Kongresses der ISAC in Leipzig hat das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst eine erhebliche finanzielle Unterstützung gewährt.

Ines Christ

Weitere Informationen:
PD Dr. Attila Tarnok
E-Mail: tarnok@medizin.uni-leipzig.de
www.herzzentrum-leipzig.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution232

Quelle: Universität Leipzig, Susann Huster, 19.06.2012

Raute

Friedrich-Schiller-Universität Jena - 19.06.2012

Unsichtbarkeit sorgt für Unsicherheit

Workshop zum Thema Nanopartikel in der Medizin am 26./27. Juni an der Universität Jena

Dinge, die man nicht sieht, die aber da sind, strahlen eine Gefahr aus. Das ist wohl der Grund dafür, dass der Nanotechnologie große Zweifel entgegengebracht werden - auch im Bereich der Medizin. Seit anderthalb Jahren forschen Wissenschaftler an der Friedrich-Schiller-Universität Jena im Projekt NanoMed daran, eventuelle Gefahren zu erkennen und vorzubeugen, indem sie Nanopartikel genauestens untersuchen und katalogisieren. Sie suchen insbesondere für verschiedene Anwendungen im Bereich der bildgebenden Diagnostik, wie Computertomographie (CT) oder Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT), die geeignetsten Nanopartikel.

Nachdem das Projekt nun den Meilenstein erreicht hat und sich damit als effektiv und förderwürdig erwiesen hat, erwarten die Mitglieder am 26. und 27. Juni in den Rosensälen der Universität Jena (Fürstengraben 27) etwa 100 Experten aus dem In- und Ausland zum Workshop "Safety of Nanoscale Materials in Medicine". Während der Veranstaltung wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Jena den Stand der Forschung diskutieren und sich neue Anregungen für zukünftige Aufgaben holen.

"Wir wollen zum Beispiel die Oberfläche von Nanopartikeln so beschreiben, dass sie sich kontrollieren und einfach reproduzieren lässt", sagt Prof. Dr. Dagmar Fischer vom Institut für Pharmazie der Universität Jena. Dazu müsse man aber u. a. wissen, was sich auf den Partikeln anlagert, sobald sie sich im Inneren des Körpers befinden. Prof. Dr. Roland Stauber von der Uni Mainz wird darüber während des Workshops sprechen. Wichtige Hinweise für den Einsatz von Nanopartikeln als Kontrastmittel liefert der Vortrag von Dr. Annette Kraegeloh vom Leibniz-Institut für Neue Materialien in Saarbrücken.

Neben wissenschaftlicher Forschung nimmt auch die Öffentlichkeitsarbeit einen großen Teil der Arbeit im NanoMed-Projekt ein. "Bei uns melden sich immer wieder Bürgerinnen und Bürger, die Fragen zum Thema Nanomaterialien haben", berichtet Dagmar Fischer. "Das Spektrum reicht dabei von komplizierten medizinischen Problemen bis zu einfachen Alltagsfragen - etwa ob man Nanoteilchen einatme, wenn man seine Schuhe mit Pflegemitteln einsprühe oder ob sich in Schokoladenüberzug eben solche befänden." Deshalb wolle man innerhalb des Forschungsprojekts auch viel dafür tun, die Bevölkerung über den Einsatz von Nanopartikeln im medizinischen Bereich aufzuklären. "Aufgrund der Unsichtbarkeit der Teilchen herrscht eine große Unsicherheit, der wir entgegenwirken wollen", sagt die Nano-Expertin der Uni Jena. Anreize für diese Aufklärungsarbeit liefert DaNa, die Datenbank für Nanomaterialien im Internet (www.nanopartikel.info), in der auch die Erkenntnisse der Jenaer Forscher gesammelt und veröffentlicht werden sollen. Dr. Dana Kühnel vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig berichtet während des Workshops von Aktivitäten, Möglichkeiten und Erfahrungen mit der Datenbank.

Weitere Informationen zum Programm sind zu finden unter:
www.nanomed.uni-jena.de/

Kontakt:
Prof. Dr. Dagmar Fischer
Institut für Pharmazie der Universität Jena
Otto-Schott-Straße 41, 07745 Jena
E-Mail: dagmar.fischer[at]uni-jena.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.nanomed.uni-jena.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution23

Quelle: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Sebastian Hollstein, 19.06.2012

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Juni 2012