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Hochschule Fresenius - 24.04.2012

"Von den Leiden der jungen Gesundheitsökonomen"

In seiner Antrittsvorlesung an der Hochschule Fresenius fordert Professor Dr. Thomas Kolb weitere Reformen im Gesundheitswesen

Idstein. Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst hat Dr. rer. pol. Thomas Kolb zum Professor an der Hochschule Fresenius berufen. Bei seiner Antrittsrede zeigte er auf, wie schwierig und umfassend die Herausforderungen der Gesundheitsökonomie sind. Gleichzeitig forderte er, dass stärker in Prävention investiert und sektorenübergreifende Versorgungskonzepte etabliert werden.

Wie wichtig die qualifizierte akademische Ausbildung im Bereich Gesundheitsökonomie ist, zeigte Kolb in seiner Antrittsrede mit dem Thema "Von den Leiden der jungen Gesundheitsökonomen" auf. Krankenhäuser, Praxen, Pflege- und Rehabilitationseinrichtungen stehen vor der zunehmend schwierigen Herausforderung, Qualität und Wirtschaftlichkeit ihrer Dienstleistungen in Einklang zu bringen. Vor allem die Verschiebung der Altersstruktur hin zu einem deutlich größeren Anteil an älteren Menschen innerhalb der Gesellschaft, aber auch die Veränderung der Familienstruktur von der Großfamilie zu einem immer größer werdenden Anteil an Single-Haushalten, verschärft diese Ausgangssituation, so Kolb. Der Wandel des Gesundheitsbewusstseins, medizinisch-technische Fortschritte sowie rechtliche und politische Änderungen sind weitere Rahmenbedingungen, die sich in einem ständigen Veränderungsprozess befinden.

"Wenn wir älter werden, werden wir auch kranker" - zwar gibt es zu der modelltheoretischen These, die von einer überproportionalen Steigerung der Gesundheitskosten mit zunehmendem Altern der Bevölkerung ausgeht, auch eine Gegenthese, die sogenannte Komprimierungsthese. Diese geht davon aus, dass eine Verlängerung des durchschnittlichen Lebensalters zum Hinausschieben der "kranken" Jahre und damit der Pflegebedürftigkeit führt. Viel spannender, so Kolb, sei jedoch die Frage: "Was müssen wir beachten, wenn Menschen älter werden?"

Der Anstieg der Pflegebedürftigen von 2,01 Millionen in 1999 auf 2,34 Millionen in 2009, die wachsende Zahl der Demenzkranken und die damit verbundenen steigenden Kosten seien dabei wichtige Faktoren, die berücksichtigt werden müssten. Hinzu kommen der kontinuierliche Rückgang der Krankenhaus-Bettendichte, die rückläufige Arztdichte pro Einwohner und die Zunahme von Keimen (Methicillin-resistente Staphylococcus aureus).

Um diesen Herausforderungen zu begegnen und die finanzielle Zukunft im Gesundheitswesen zu sichern, müssten neue Lösungsansätze gefunden werden. Einnahmen erhöhen und Ausgaben senken - diese Strategie greife zu kurz, so Kolb: "Das Geld ist da. Wir müssen es nur anders verteilen." Zwar halte auch er eine moderate Erhöhung der Krankenkassenbeiträge für unausweichlich. Gleichzeitig sei es jedoch wichtig, die einzelnen Fachdisziplinen und Sektoren wie Hausärzte, Fachärzte, Krankenhäuser usw. besser zu vernetzen und so Kosten einzusparen. Um die Qualität der Patientenversorgung zu verbessern, sollte gleichzeitig stärker in Präventionsmaßnahmen investiert werden.

"Es geht um lebende Menschen, um den Nächsten und nicht nur um die Ökonomie", schloss Kolb seine Antrittsrede und erntete dafür im voll besetzten Hörsaal großen Applaus. Als Studiendekan und Programmverantwortlicher des Bachelor-Studiengangs "Gesundheit & Management für Gesundheitsberufe" sei ihm daran gelegen, den Studierenden auch dies mit auf ihren beruflichen Lebensweg zu geben.


Zur Person
Prof. Dr. Thomas Kolb, Jahrgang 1966, studierte Wirtschaftswissenschaften an der FH Mainz und promovierte an der Fachhochschule/Universität Osnabrück. Krankenhausfinanzierung, Gesundheitspolitik und Verbandsarbeit waren die Schwerpunkte seiner Tätigkeit bei der Hessischen Krankenhausgesellschaft e.V. von 1994 bis 2003. Von 2003 bis 2008 arbeitete er im SCIVIAS Krankenhaus St. Josef in Rüdesheim am Rhein. Im Anschluss daran am Klinikum der Goethe-Universität in Frankfurt (2008 bis 2010). Seit Oktober 2010 ist Prof. Dr. Thomas Kolb Dozent der Hochschule Fresenius in Idstein, wo er gleichzeitig als Studiendekan und Programmverantwortlicher tätig ist. In der Zeit von 1996 bis 2010 war er als Lehrbeauftragter im Health-Care-Management-Programm der European Business School Education tätig und ist seit 1998 Dozent am Deutschen Krankenhausinstitut (DKI). 2011 veröffentlichte Kolb das Lehrbuch "Grundlagen der Krankenhausfinanzierung". Seit 2005 ist er Kommentator und Herausgeber eines Grundlagenwerks "Ambulante Abrechnung". Am 16. April 2012‍ ‍wurde Dr. Thomas Kolb an der Hochschule Fresenius in Idstein zum Professor ernannt.


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.hs-fresenius.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution258

Quelle: Hochschule Fresenius, Antonie Binder, 24.04.2012

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
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E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. April 2012