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MELDUNG/471: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 07.12.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Das Institut für Neuroanatomie der Medizinischen Hochschule Hannover leitet internationales
      Projekt zur Entwicklung künstlicher Nerven
→  Millionenschwere Förderung für das Innovationszentrum für Computerassistierte Chirurgie (ICCAS)
      zur Entwicklung computergestützter Assistenzsysteme im Operationssaal in Leipzig
→  Josten wird Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie


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Medizinische Hochschule Hannover - 05.12.2011

MHH-Institut für Neuroanatomie leitet internationales Projekt zur Entwicklung künstlicher Nerven

Die Europäische Union (EU) fördert die Entwicklung künstlicher Nerventransplantate mit fast sechs Millionen Euro / Medizinische Hochschule Hannover (MHH) erhält von der EU insgesamt 2,5 Millionen Euro

Die Europäische Union (EU) fördert das von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) koordinierte Projekt BIOHYBRID ("Biohybrid templates for peripheral nerve regeneration"). Ziel des Vorhabens ist es, künstliche Nerventransplantate zu entwickeln, die in der Klinik dringend benötigt werden. Die Gesamtfördersumme beläuft sich auf 5,9 Millionen Euro. Die Direktorin des MHH-Instituts für Neuroanatomie, Professorin Dr. Claudia Grothe, koordiniert das Projekt, an dem sich sieben akademische Partnerinstitutionen sowie drei biotechnologische Firmen aus Europa beteiligen. Für die Koordination und eigene Forschungsarbeiten erhält die MHH davon eine Million Euro. Darüber hinaus bekam die MHH jetzt weitere 1,5 Millionen Euro von der EU für Beteiligungen an anderen Forschungsprojekten.

Die von den Wissenschaftlern im Projekt BIOHYBRID entwickelten künstlichen Nerventransplantate sollen körpereigenes Nervengewebe nach schweren traumatischen Gliedmaßenverletzungen ergänzen oder sogar ersetzen. Das Team des MHH-Institutes für Neuroanatomie beteiligt sich unter der Leitung von Professorin Grothe und Privatdozentin Dr. Kirsten Haastert-Talini mit in vitro- und in vivo-Studien: Für die chirurgisch vernähbare Hülle und das Gerüst des Nerventransplantates entwickeln die Projektpartner Biomaterialien auf Basis von Chitosan. Dieser natürlich abbaubare und biologisch hoch verträgliche Stoff stammt vom Chitin ab, das zum Beispiel aus Krabbengehäusen gewonnen werden kann. Für die innere drei-dimensionale Ausgestaltung des bioartifiziellen Nervens testen die Wissenschaftler verschiedene Hydrogele. Die Zellen sollen von peripheren Nerven (Schwann-Zellen) oder mesenchymalen Stamm-Zellen stammen, die eventuell auch gentechnisch verändert werden sollen.
Weitere Informationen erhalten Sie von
Professorin Dr. Claudia Grothe
grothe.claudia@mh-hannover.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution121

Quelle: Medizinische Hochschule Hannover, Stefan Zorn, 05.12.2011


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Universität Leipzig - 05.12.2011

Millionenschwere Förderung für ICCAS

Das Innovationszentrum für Computerassistierte Chirurgie (ICCAS), die Einrichtung an der Leipziger Medizinischen Fakultät zur Entwicklung computergestützter Assistenzsysteme im Operationssaal, erhält einen neuen, zukunftsweisenden Baustein. Der Prototyp für einen neuartigen Konzept-OP wird mit 2,3 Mio. Euro vom BMBF gefördert. Am Nikolaustag werden das Raumkonzept sowie die bauliche Basis für Geräteanbindungen eingeweiht. Darüber hinaus ist eine weitere Nachwuchsgruppe am Start, die über 5 Jahre verteilt 3,5 Mio. Euro Fördergelder erhält.

Als Ergebnis der jüngsten Forschungen stellt ICCAS ein völlig neuartiges Raumkonzept vor, das für 2 Millionen Euro nach modernsten, chirurgischen Bedürfnissen entwickelt wurde. Es dient als Basis für anstehende Anbindungen chirurgischer Operationstechnik. Im OP-Raum der Zukunft sind beispielsweise Lichtquellen so installiert, dass Schattenwurf vermieden wird. Gerätewagen auf Schienen können nach Bedarf ferngesteuert werden. Über einen von der Decke herabhängenden Versorgungsarm kann der Operateur nicht nur wesentliche Geräte zentral steuern, sondern ihm und dem Operationsteam werden auch mehr Bewegungsfreiheit und ein ergonomisches Arbeitsumfeld geboten. Zukünftiges Ziel ist es, das Raumkonzept als OP-Standard-Architektur einzuführen. Da beim andauernden Abgleich von notwendigen Arbeitsabläufen im OP mit den individuellen Patientendaten dem Operateur sehr viele, sich stetig ändernde Informationen zufließen gilt es, ihm sämtliche Daten übersichtlich und in verlässlich aufeinander abgestimmter Form zur Verfügung zu stellen, ohne ihn dabei optisch zu überfordern.

Nachwuchsgruppen

Das Raumkonzept ist ein Ergebnis der Forschungsarbeiten der ersten Förderphase, bei denen der Chirurg mit seinen Bedürfnissen im Zentrum der wissenschaftlichen Untersuchungen steht. Minutiös wurden alle Arbeitsabläufe im Operationssaal erfasst, jeder einzelne Handgriff, jeder Instrumenteneinsatz und jede Interaktion zwischen Mensch und Maschine. Die gewonnenen Daten tragen dazu bei, Arbeitsabläufe im OP zu optimieren und sicherer zu machen. In den Nachwuchsgruppen, die sich aus Ingenieuren und Informatikern zusammensetzen, werden auf dieser Grundlage neuartige Geräte, Software und ganze Assistenzsysteme entwickelt. Anfang 2011 wurde die zweite Förderphase von ICCAS eingeläutet, in der die bisherige Forschungsarbeit konsequent fortgesetzt werden soll. wobei ein besonderer Schwerpunkt auf der klinischen Umsetzung von Konzepten liegt.
Dieser Aufgabe stellt sich seit dem Frühjahr die Nachwuchsgruppe "Modellbasierte Automation und Integration im OP-Saal". Ziel der Arbeitsgruppe unter Leitung von Dr. Thomas Neumuth ist das sinnvolle Zusammenführen und Darstellen sämtlicher OP-relevanten Informationen über den operativen Eingriff und den betreffenden Patienten. Außerdem soll die technologische Unterstützung für den Operateur weiter ausgebaut werden. Die Informationssysteme sollen Operationen überwachen, dem Chirurgen den aktuellen Stand wiedergeben und, wenn nötig, situationsabhängig in den Operationsverlauf eingreifen können. Weiterhin wird die Entwicklung eines Prototyps zur Systemüberwachung verschiedener Operationssäle von einem Kontrollraum aus, ähnlich einem Flughafen-Tower, angestrebt.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.iccas.de

Hintergrund
ICCAS ist 2005 an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig mit zwei Nachwuchsforschungsgruppen gestartet, in denen fachübergreifend an der Entwicklung computergestützter Assistenzsysteme im Operationssaal zusammengearbeitet wird. Um neue Unterstützungssysteme zu entwickeln, werden Arbeitsabläufe und Prozesse im OP analysiert. Des Weiteren werden grundlegende Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der Informationstechnologie im OP evaluiert und Prototypen von "intelligenten" Assistenzsystemen entwickelt. ICCAS ist heute ein international wettbewerbsfähiges wissenschaftliches Zentrum und strebt mit seinen Konzepten für den digitalen OP neue Maßstäbe für die Sicherheit von Chirurgen und Patienten an.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution232

Quelle: Universität Leipzig, Dr. Manuela Rutsatz, 05.12.2011


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Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. - 06.12.2011

Josten wird Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie

BERLIN, 06.12.2011: Am 1. Januar wird der Unfallchirurg Prof. Dr. med. Christoph Josten (57) neuer Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU). Er vertritt damit die Interessen von 4500 Unfallchirurgen. Zugleich übernimmt er die Vizepräsidentschaft der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU). Wie die DGU mitteilt, dauert die Amtszeit ein Jahr.

In seinem Präsidentenjahr ist es eine seiner Aufgaben, zusammen mit den orthopädischen Partnern, die wissenschaftliche Gestaltung des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) zu übernehmen. Der Kongress, der einer der größten Fachkongresse weltweit ist, steht 2012 unter dem Motto "Qualität, Ethik und Effizienz".
Zentrale Themen des DKOU 2012 sind die Technisierung der operativen Medizin einerseits und die finanziellen Rahmenbedingungen andererseits.
Unfallchirurgen und Orthopäden stehen hier vor der Aufgabe, Angemessenheit, Qualität und Sicherheit in der Versorgung unter zunehmendem Kostendruck zu sichern und ihrer ethischen Verantwortung gegenüber Patienten, Kollegen und Mitarbeitern gerecht zu werden.

Insbesondere ethische Fragen wie zum Beispiel

- "Sind Ethik und Ökonomie vereinbar?"

- "Wie weit geht die Rationalisierung und müssen wir uns auf eine Rationierung in unfallchirurgisch-orthopädischer Behandlung einstellen?"

- "Sind Innovation und unser Solidarsystem noch vereinbar?"

wird Josten auf dem Jahreskongress thematisieren und mit Experten diskutieren.

Als eines der speziellen Fachthemen wird Josten die Erkrankungen und Frakturen im Alter aufgreifen, da sie eine immer größere Bedeutung im Versorgungsalltag erlangen und eine enorme soziale und ökonomische Bedeutung aufweisen. Ein wichtiges berufspolitisches Thema wird unter der Überschrift "Karriere nach dem Berufsleben" abgehandelt. Der bekannte Ärztemangel sowie auch die zunehmende Alterung der Ärzteschaft bieten vielen Chirurgen selbst nach Beendigung ihres "aktiven Berufslebens" zahlreiche Optionen und interessante Perspektiven der Weiterbeschäftigung. Die Erfahrung erfolgreicher Chefs und Oberärzte ist mehr denn je gefragt und auch notwendig. Dieser Themenkomplex soll mit seinen verschiedenen Facetten beleuchtet werden.

Ein zentrales Projekt in Jostens Präsidentenjahr wird die Projektentwicklung im Rahmen der "Decade of action for road safety", eine Initiative der Weltgesundheitsorganisation im Auftrag der Vereinten Nationen. Ziel des Projektes ist es, die Zahl der über 3000 täglich weltweit bei Verkehrsunfällen getöteten Menschen zu senken. In Zusammenarbeit mit Politik, Verkehrs- und Patientenverbänden, Rettungssystemen und insbesondere unter Einbeziehung des TraumaNetzwerk DGU© sollen hier effektive Maßnahmen und Vorschläge erarbeitet werden.

Josten ist seit 1997 Direktor der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie im Zentrum für Chirurgie der Universität Leipzig. Er wird bei seiner Arbeit vom DGU-Vorstand unterstützt, der sich für 2012 wie folgt konstituiert:

1. Vizepräsident:
Prof. Dr. med. Tim Pohlemann
Direktor und Lehrstuhlinhaber der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie
Universitätsklinikum des Saarlandes

2. Vizepräsident:
Prof. Dr. Reinhard Hoffmann
Ärztlicher Direktor der BG Unfallklinik Frankfurt/M.

3. Vizepräsident:
Prof. Dr. Bertil Bouillon
Direktor der Klinik für Unfallchirurgie/Orthopädie
Kliniken der Stadt Köln
Klinikum Köln-Merheim

Generalsekretär:
Prof. Dr. Hartmut Siebert
c/o DGU-Geschäftsstelle

Schatzmeister:
Prof. Dr. Joachim Windolf
Direktor der Klinik für Unfall- und Handchirurgie
Universitätsklinikum Düsseldorf

Schriftführer:
Prof. Dr. Andreas Seekamp
Direktor der Klinik für Unfallchirurgie
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Campus Kiel

Weitere Informationen unter:
www.dgu-online.de

Terminhinweis:
23.-26.10.2012
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) in Berlin

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution1089

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V., Susanne Herda, 06.12.2011


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Dezember 2011