Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FAKTEN

MELDUNG/387: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 21.07.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Neue Klinische Forschergruppe aus Dresden
      untersucht Rolle der Nebenniere bei Stress-Erkrankungen
→  Gentherapie bei Herzmuskelschwäche
      Heidelberger Kardiologen veröffentlichen Studie im Großtiermodell


*


Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden - 20.07.2011

Neue Klinische Forschergruppe aus Dresden untersucht Rolle der Nebenniere bei Stress-Erkrankungen

Stress bekommt in der modernen Gesellschaft eine immer größere Bedeutung. Denn der menschliche Körper reagiert auf Stress mit Stoffwechselerkrankungen, Herzkreislaufstörungen, Neuro- und Immunerkrankungen. Eine Klinische Forschergruppe unter Leitung von Prof. Stefan Bornstein, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik III am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, geht nun der Bedeutung der Nebenniere als zentralem Stressorgan auf den Grund. Die Nebennieren produzieren die Stoffe, die grundlegend an den Reaktionen von Stoffwechsel, Herzkreislauf-, Nerven- und Immunsystem beteiligt sind.

"Wenn der Mensch unter Stress steht, schüttet der Organismus die von der Nebenniere produzierten Hormone und Nervenbotenstoffe Adrenalin, Noradrenalin sowie Cortisol aus, um beispielsweise Gefahrensituationen oder besondere geistige oder emotionale Situationen zu meistern", so der Dresdner Endokrinologe und Stressforscher Prof. Bornstein, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik III am Uniklinikum Carl Gustav Carus. Doch dieser situationsbedingte Abwehrmechanismus kann dauerhafte Folgen für den Organismus haben. Denn die stressregulierenden Hormone und Nervenbotenstoffe sind von entscheidender Bedeutung für Kohlenhydrathaushalt, Fettstoffwechsel und Proteinumsatz. Geraten die verschiedenen Stoffe durch Stress aus dem Gleichgewicht, sind oft chronische und Volkskrankheiten die Folge. "Auch ein Nebennierentumor kann Ursache für eine Dysregulation des Stresssystems sein", so Professor Bornstein.

Welche Bedeutung der Stressforschung zukommt, zeigt die Bewilligung einer Klinischen Forschergruppe mit dem Titel "Microenvironment of the Adrenal in Health and Disease", die gerade - unter der Leitung von Prof. Bornstein - in Dresden gestartet ist. Gefördert wird sie mit rund 3,2 Millionen Euro durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Denn Stresserkrankungen drohen sich heute zu einer neuen Epidemie zu entwickeln: Diabetes, Übergewicht, Herzkreislauferkrankungen, Neuro- und Immunreaktionen können die Antworten des Körpers auf Druck und Anspannung des heutigen Alltags sein.

Die Klinische Forschergruppe von Prof. Bornstein gliedert sich in insgesamt neun Projekte. Ziel des Gesamtprojekts ist, ein grundlegendes Verständnis für die Funktion der Nebenniere zu entwickeln. Dazu gehört die Erforschung bislang noch nicht bekannter molekularer Mechanismen zwischen dem Gewebe der Nebennieren und den umgebenden Zellen. Prof. Bornstein: "Wir erwarten hier neue Erkenntnisse und damit neue Therapieansätze bei der Bekämpfung von Stresserkrankungen." Der Begriff Stress wurde übrigens erstmals 1936 vom österreichisch-kanadischen Mediziner Hans Selye (1907-1982) geprägt, um die verschiedenen Reaktionen des Körpers zur Bewältigung von Anforderungen und Belastungen zu benennen.

Mit den Klinischen Forschergruppen fördert die DFG Forschungsverbünde in der krankheits- und patientenorientierten klinischen Forschung sowie die dauerhafte Einrichtung wissenschaftlicher Arbeitsgruppen in klinischen Einrichtungen. Herausragende Wissenschaftler werden hierdurch in ihrer Zusammenarbeit an einer besonderen Forschungsaufgabe unterstützt, wenn zu erwarten ist, dass die Zusammenarbeit zu Ergebnissen führt, die mit Einzelförderungen nicht erreicht werden können. Die Förderung von Klinischen Forschergruppen soll unter anderem auch dazu beitragen, die klinische Forschung durch die Schaffung und Stärkung forschungsorientierter Strukturen in den Universitätskliniken zu verbessern und die leistungsorientierte Verteilung der Ressourcen zu unterstützen.

Mit der Bewilligung dieser Klinischen Forschergruppe sowie einer weiteren an der Medizinischen Klinik und Poliklinik III angesiedelten DFG-Forschergruppe verdoppelt sich die Zahl der von Wissenschaftlern der TU Dresden sowie des Universitätsklinikums koordinierten DFG-Forschergruppen beziehungsweise Klinischen Forschergruppen. Prof. Hans Müller-Steinhagen, Rektor der Technischen Universität Dresden: "Drittmittel sind einerseits eine wichtige Voraussetzung für hochwertige Forschung und zugleich Anerkennung der Forschungskompetenz. Die nun von der DFG bewilligten Mittel für die Universitätsmedizin setzen auch ein Signal vor dem Hintergrund der Exzellenzbewerbung der TU Dresden."

Kontakt
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
Medizinische Klinik und Poliklinik III
Direktor: Prof. Dr. med. Stefan R. Bornstein
E-Mail: stefan.bornstein@uniklinkum-dresden.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.mk3.uniklinikum-dresden.de
http://www.uniklinikum-dresden.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution1564

Quelle: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Holger Ostermeyer, 20.07.2011


*


Universitätsklinikum Heidelberg - 20.07.2011

Protein S100A1 macht den Herzmuskel wieder stark

- Wirksamkeit von Gentherapie bei Herzmuskelschwäche erwiesen
- Heidelberger Kardiologen veröffentlichen Studie im Großtiermodell

Die chronische Herzmuskelschwäche kann künftig möglicherweise mit Hilfe der Gentherapie erfolgreich behandelt werden. Ein Forscherteam aus Heidelberg und Philadelphia unter Federführung von Professor Dr. Patrick Most von der Heidelberger Universitätsklinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Hugo Katus) berichtet in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Science Translational" über eine erfolgreiche Studie am Großtiermodell, bei der das Protein S100A1 mit Hilfe eines Virus als Genfähre in den geschwächten Herzmuskel eingebracht wurde und der Herzmuskel sich darauf wieder vollständig erholte. "Auf der Basis dieser positiven Ergebnisse planen wir nun eine klinische Studie, bei der die Sicherheit der Therapie am Menschen getestet wird", erklären die beiden Hauptautoren der Studie, Professor Dr. Patrick Most und Dr. Sven Pleger.

Die chronische Herzmuskelschwäche ist eine der häufigsten Todesursachen. Bislang steht keine Therapie zur Verfügung, die den Verlauf der Erkrankung stoppen oder gar umkehren könnte. Das Protein S100A1 ist ein Treibstoff, der die Pumpleistung des Herzens erhöht: Es kontrolliert den Einstrom von Kalzium in den Herzmuskel, erhöht dadurch nicht nur die Schlagkraft des Herzens, sondern stabilisiert auch die Erregbarkeit des Herzens und passt die Energieproduktion an eine gesteigerte Herzleistung an.

Frühere Studien von Professor Most und Dr. Pleger haben bereits den Nachweis erbracht, dass der erkrankte Herzmuskel einen Mangel an S100A1 aufweist, der für den fortschreitenden Verlust der Herzkraft, die erhöhte Anfälligkeit für Rhythmusstörungen sowie den Energiemangel im erkrankten Herzmuskel verantwortlich ist.

Deutliche Erholung nach drei Monaten

In der aktuellen Studie an Schweinen wurde S100A1 mit Hilfe eines Virus als Genfähre direkt in die Blutbahn des Herzmuskels eingebracht. Auf diese Weise gelangt die genetische Information für S100A1 in den erkrankten Herzmuskel und wird dort aktiviert. Nach drei Monaten konnte bei den behandelten im Vergleich zu unbehandelten Tieren eine deutliche Erholung der Herzfunktion und eine Umkehr des Krankheitsprozesses festgestellt werden. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese Wirkung anhält.

"Bevor die therapeutische Gentherapie erstmals an Patienten eingesetzt werden kann, müssen weitere Sicherheitsprüfungen vorgenommen werden", erklärt Professor Most. Mit dem Eintritt in erste klinische Sicherheitsstudien kann auf der Basis dieser Studie in ca. 2 Jahren gerechnet werden.

Weitere Informationen:
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Dr-med-P-Most.8031.0.html

Literatur:
Patrick Most, Sven T. Pleger, Hugo A. Katus et.al.:
Cardiac AAV1-S100A1 Gene Therapy Rescues Post-Ischemic Heart Failure in a Preclinical Large Animal Model.
www.ScienceTranslationalMedicine.org, 20 July 2011, Vol 3, Issue 92

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 10.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 Departments, Kliniken und Fachabteilungen mit ca. 2.000 Betten werden jährlich rund 550.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.600 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.
www.klinikum.uni-heidelberg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution665

Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg, Dr. Annette Tuffs, 20.07.2011


*


Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Juli 2011