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MELDUNG/352: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 30.05.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Uniklinik Düsseldorf eröffnet Palliativstation
→  Damit Patienten die theoretisch beste Behandlung auch wirklich bekommen
→  Molekularer Mechanismus der selektiven Autophagie entschlüsselt
→  Deutsche Röntgengesellschaft kauft Geburtshaus ihres Namensgebers


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Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf - 27.05.2011

Uniklinik Düsseldorf eröffnet Palliativstation

Zum 1. Juni eröffnet das Universitätsklinikum Düsseldorf eine Palliativstation mit acht Betten für schwerstkranke oder sterbende Patientinnen und Patienten.

Prof. Dr. Wolfgang H.-M. Raab, Ärztlicher Direktor des Klinikums, sieht in der Palliativtherapie eine Notwendigkeit: "Wir erleben viele Patienten mit sehr ernsten Erkrankungen. In manchen Fällen gibt es trotz aller ärztlichen Kunst leider keine Heilungsmöglichkeit. Aber das Universitätsklinikum Düsseldorf verfügt über ausgebildete Palliativmediziner, die diesen Patienten helfen können, die Last ihrer Symptome zu lindern und so ihre letzte Lebensphase in Würde zu verbringen." Der Bau der Station wurde mit rd. drei Millionen Euro aus Mitteln des Konjunkturpakets II des Bundes finanziert.


Bereits im März 2010 hatte das Universitätsklinikum das Interdisziplinäre Zentrum für Palliativmedizin (IZP) gegründet, dessen Konsildienst im vergangenen Jahr rd. 200 Patienten auf den Bettenstationen in unterschiedlichen Kliniken begleiten konnte. "Dabei nehmen wir die körperlichen Beschwerden ebenso wahr wie die Bedürfnisse auf der psychischen, sozialen und spirtuellen Ebene", sagt Dr. Andrea Schmitz, Leiterin der Palliativstation.

Mit der Einrichtung der Station fügt das Universitätsklinikum Düsseldorf ein weiteres Element zur palliativen Versorgung fortschreitend und unheilbar erkrankter Patienten hinzu. Während des stationären Aufenthalts werden auf der einen Seite die belastenden Krankheitssymptome wie Schmerzen, Übelkeit oder Luftnot zurückdrängt und andererseits versucht, die psychische Stabilität beim Patienten - und oft auch seinen Angehörigen - zu fördern, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. "Ein Hospiz", erklärt Dr. Andrea Schmitz, "ist die Station aber nicht. Wir streben an, unsere Patienten mit der Unterstützung durch unsere Therapie nach Hause zu entlassen."

Die neue Station - Düsseldorfs größte Palliativstation - steht für Patientinnen und Patienten aus allen Kliniken des Universitätsklinikums und aus dem Einzugsgebiet zur Verfügung. Neben den Ärzten betreut ein besonders für die palliative Versorgung ausgebildetes Team aus Pflegekräften, einer Psychotherapeutin, einer Physiotherapeutin, einer Kunsttherapeutin und einer Sozialarbeiterin die Patienten. Die Station bietet sie in einem Wohnzimmer und weiteren Gemeinschaftsräumen genügend Platz für therapeutische Angebote und Begegnung.

Kontakt:
Dr. Andrea Schmitz
Leiterin Interdisziplinäre Palliativstation
Universitätsklinikum Düsseldorf
Tel.: 0211 / 81-08694

Quelle: Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Rolf Willhardt, 27.05.2011


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Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München - 27.05.2011

Damit Patienten die theoretisch beste Behandlung auch wirklich bekommen

Psychiatrie am Klinikum rechts der Isar erhält Förderung für zwei Forschungsprojekte zur Patientenorientierung

Chronisch kranke Menschen erhalten nur dann eine optimale Behandlung, wenn sich diese an ihren Bedürfnissen orientiert und die Betroffenen aktiv beteiligt werden. Daher haben das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), die Deutsche Rentenversicherung, die Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenkassen und der Verband der privaten Krankenversicherung gemeinsam einen Förderschwerpunkt für die versorgungsnahe Forschung mit dem Schwerpunkt "Chronische Krankheiten und Patientenorientierung" eingerichtet. In der aktuellen zweiten Runde des Förderschwerpunkts wurden knapp 300 Antragsskizzen eingereicht, davon wurden 35 Projekte zur Förderung ausgewählt. Unter den geförderten Projekten sind gleich zwei Studien aus der Arbeitsgruppe Versorgungsforschung und Patientenorientierung um PD Dr. Johannes Hamann, Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum rechts der Isar. Die beiden Projekte werden mit insgesamt rund 550.000 Euro unterstützt.

Die Arbeitsgruppe beschäftigt sich seit vielen Jahren mit einem der wichtigsten Hindernisse beim Erreichen optimaler Behandlungsergebnisse, dem sogenannten Efficacy-Effectiveness Gap. Mit diesem Begriff bezeichnet man die Tatsache, dass die für ein bestimmtes medizinisches Problem wirksamste Behandlung in der Realität oft nicht durchgeführt wird. Die nach dem derzeitigen Wissensstand eigentlich möglichen Behandlungsergebnisse werden so in der Routineversorgung oft nicht erreicht. Diese Defizite beim Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Versorgungspraxis können sowohl von den Behandlern (Ärzte und andere Berufsgruppen) als auch von den Patienten verursacht werden. Die Folge sind nicht nur unnötiges Leiden auf Seiten der Patienten, sondern auch unnötige Kosten infolge vermeidbarer Komplikationen, längerer Liegedauer, höherer Wiederaufnahmerate, etc.

Im Rahmen der nun vom BMBF geförderten beiden Studien untersuchen Dr. Hamann und seine Mitarbeiter Faktoren, die das Entscheidungsverhalten von Patienten und Ärzten beeinflussen und somit auch Auswirkungen auf die sogenannte Adhärenz, die Umsetzung der Therapieempfehlung durch den Patienten, haben. Während in der ersten Studie ein Messinstrument entwickelt und psychometrisch getestet werden soll, das die Bereitschaft psychiatrischer Patienten abbildet, sich aktiv an therapeutischen Entscheidungen zu beteiligen, wird in der zweiten Untersuchung geprüft, ob ein Kommunikationstraining für Patienten mit schizophrenen Erkrankungen positive Effekte auf die Langzeitbehandlungsergebnisse der Patienten hat. Hierbei sind die Wissenschaftler zuversichtlich, dass sich die in einer Pilotstudie nachgewiesenen Effekte auch in der nunmehr als Multicenter-Studie angelegten Untersuchung belegen lassen. Dies hieße, dass Patienten, die das Kommunikationstraining erhalten, nicht nur ihre Anliegen gegenüber den behandelnden Psychiatern aktiver vertreten, sondern auch bessere Behandlungsergebnisse erreichen können.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution860

Quelle: Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, Tanja Schmidhofer, 27.05.2011


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Goethe-Universität Frankfurt am Main - 27.05.2011

Darmzellen besitzen Abwehrmechanismus gegen Bakterien

Molekularer Mechanismus der selektiven Autophagie entschlüsselt

FRANKFURT. Salmonellen sind im Tierreich weit verbreitet. Dass wir nicht häufiger an schweren Magen-Darminfektionen erkranken, verdanken wir einem körpereigenen Abwehrmechanismus, der eindringende Bakterien verdaut. Daher wird ein gesunder Mensch in der Regel auch erst krank, wenn er mehr als 100.000 Bakterien über kontaminierte Nahrungsmittel wie Eier oder Fleisch aufgenommen hat. Wie die Körperzellen Salmonellen erkennen und unschädlich machen, hat jetzt eine internationale Forschergruppe unter Leitung von Prof. Ivan Dikic an der Goethe-Universität herausgefunden. Das Verständnis dieses Vorgangs auf der molekularen Ebene ist entscheidend, um neue Angriffspunkte für die Behandlung zu finden. Denn vor allem in den tropischen und subtropischen Ländern, wo verschiedene Subspezies der Salmonellen weit verbreitet sind, nimmt die Resistenz gegen Antibiotika rasch zu. Unter den Opfern sind vor allem Kinder.

Eine Infektion mit Salmonellen beginnt damit, dass die Bakterien in die Epithelzellen der Darmschleimhaut eindringen. Damit sie sich dort nicht weiter vermehren, werden spezielle Zell-Organellen, die Autophagosomen, aktiviert. Sie umschließen die Eindringlinge und verschmelzen anschließend mit anderen Organellen, den Lysosomen. Diese enthalten spezielle Verdauungsenzyme. So werden die Bakterien in ihre Bestandteile zerlegt. Aber wie erkennen die Autophagosomen die Salmonellen? Diesen Mechanismus hat die Forschergruppe um Prof. Ivan Dikic am Institut für Biochemie II entschlüsselt.

Wie die Forscher in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Science" berichten, werden die Salmonellen zunächst mit dem Molekül Ubiquitin als "Abfallstoffe" markiert. Damit die Autophagosomen aktiv werden können, müssen die markierten Bakterien an das Molekül LC3 an der Membran der Autophagosomen binden. Eine Schlüsselrolle spielt dabei das Protein Optineurin. Es verknüpft die markierten Salmonellen mit dem LC3 der Autophagosomen und löst somit eine selektive Autophagie aus.

Optineurin wird allerdings nur dann als Bindeglied aktiv, wenn es zuvor durch ein Enzym chemisch modifiziert wurde (es wird durch die Protein Kinase TBK1 phosphoryliert). "Wir vermuten, dass die Phosphorylierung als ein regulierender Schalter für die selektive Autophagie wirkt. Der gleiche Mechanismus könnte auch von Bedeutung sein, wenn an Stelle von Bakterien Protein-Aggregate oder beschädigte Mitochondrien abgebaut werden sollen", erläutert Prof. Ivan Dikic die Bedeutung des Ergebnisses. So sind gestörte Autophagie-Prozesse unter anderem an der Entstehung von Krebs und neurodegenerativen Erkrankungen beteiligt.

Für die Infektiologie sind diese Ergebnisse vor allem deshalb von Bedeutung, weil die Zahl der Magen-Darm-Erkrankungen durch enterische Salmonellen in Deutschland seit Mitte der 1980er Jahren stark zugenommen hat. Waren es 1985 noch circa 30.000 Fälle, zählten die Gesundheitsämter 2005 schon circa 52.000 Fälle. Weltweit erkranken derzeit jährlich 94 Millionen Menschen an akuter Gastroenteritis, von denen 155.000 sterben. Von Typhus, der ebenfalls von Salmonellen ausgelöst wird, sind jährlich 16 Millionen Menschen weltweit betroffen; 200.000 sterben daran (insbesondere Kinder). Aufgrund einer rasch zunehmenden Resistenz der Bakterien gegen Antibiotika sind die therapeutischen Möglichkeiten begrenzt. So ist das früher eingesetzte Breitbandantibiotikum Chloramphenicol heute unwirksam und auch gegen heute oft verwendete Fluoroquinolon-Antibiotika werden die Bakterien zunehmend resistent. "Neue Behandlungswege für Infektionskrankheiten müssen dringend gefunden werden. Ein besseres Verständnis der körpereigenen Abwehrmechanismen durch Autophagie könnte dabei helfen", so Koautor Prof. Dirk Bumann vom Biozentrum der Universität Basel.

Informationen:
Prof. Ivan Dikic
Institut für Biochemie II, Campus Niederrad
ivan.dikic@biochem2.de.

Philipp Wild et al:
Phosphorylation of the Autophagy Receptor Optineurin restricts Salmonella growth
Science 26th May 2011
advanced online publication (Science DOI: 10.1126/science.1205405)

Herausgeber:
Der Präsident der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/de/image143380
Schema einer Salmonellen-Infektion und ihrer Abwehr durch Autophagie. Die entscheidenden zellulären Signale sind Ubiquitin, welches die Salmonellen als "Abfallstoffe" markiert, und das Enzym Optineurin. Es fungiert als Autophagie-Rezeptor und ermöglicht den Abbau der Salmonellen im Lysosom.

Die Goethe-Universität
ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 von Frankfurter Bürgern gegründet, ist sie heute eine der zehn drittmittelstärksten und größten Universitäten Deutschlands. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Parallel dazu erhält die Universität auch baulich ein neues Gesicht. Rund um das historische Poelzig-Ensemble im Frankfurter Westend entsteht ein neuer Campus, der ästhetische und funktionale Maßstäbe setzt. Die "Science City" auf dem Riedberg vereint die naturwissenschaftlichen Fachbereiche in unmittelbarer Nachbarschaft zu zwei Max-Planck-Instituten. Mit über 55 Stiftungs- und Stiftungsgastprofessuren nimmt die Goethe-Universität laut Stifterverband eine Führungsrolle ein.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution131

Quelle: Goethe-Universität Frankfurt am Main, Dr. Anne Hardy, 27.05.2011


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Deutsche Röntgengesellschaft e.V. - 27.05.2011

Deutsche Röntgengesellschaft kauft Geburtshaus ihres Namensgebers

Berlin, Remscheid, 27. Mai 2011. Die Deutsche Röntgengesellschaft e.V. hat das Geburtshaus ihres Namensgebers, Wilhelm Conrad Röntgen, erworben. Das Haus in der Altstadt des Remscheider Stadtteiles Lennep war der Fachgesellschaft zu einem symbolischen Preis von einem Euro angeboten worden.

Anlässlich der Schlüsselübergabe durch die Oberbürgermeisterin der Stadt Remscheid, Frau Beate Wilding, erklärte der Präsident der Deutschen Röntgengesellschaft, Prof. Dr. med. Gerhard Adam (Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf): "Der Erwerb des Hauses ist eine Herzensangelegenheit. Wir drücken damit unsere Verbundenheit mit dem großen Forscher Wilhelm Conrad Röntgens aus. Seine Entdeckung hat die Medizin und Naturwissenschaften revolutioniert.

Die Deutsche Röntgengesellschaft wird in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz und dem Deutschen Röntgen-Museum das Geburtshaus sanieren und neu gestalten. Prof. em. Dr. med. Ulrich Mödder, (Universitätsklinikum Düsseldorf), 1. Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Deutschen Röntgen-Museums: "Wir wollen dieses Haus zu einer Begegnungstätte für Forscher aus aller Welt machen und freuen uns, in Zusammenarbeit mit dem Röntgen-Museum Remscheid ein Konzept zur Nutzung des Hauses zu entwickeln."

Wilhelm Conrad Röntgen kam am 27.März 1845 in Lennep (heute Remscheid) zur Welt. Drei Jahre nach Röntgens Geburt verließ die Familie die Stadt, um sich im niederländischen Appeldoorn niederzulassen. Röntgen studierte in der Schweiz Physik, nach Stationen in Straßburg und Gießen wurde er 1888 an der Universität Würzburg zum Professor für Experimentalphysik ernannt. Hier entdeckte er 1895 die von ihm so genannten X-Strahlen, die entgegen der ausdrücklichen Verfügung des Entdeckers "Röntgenstrahlen" genannt wurden. 1901 erhielt Röntgen den Physik-Nobelpreis, Röntgen war damit der erste Träger des Nobelpreises. Ab 1900 lehrte Röntgen an der Universität München, wo er 10. Februar 1923 verstarb.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.drg.de

Die Deutsche Röntgengesellschaft, Gesellschaft für medizinische Bildgebung e.V. (DRG)
wurde 1905 in Berlin gegründet. Sie ist eine der ältesten medizinischen Fachgesellschaften. Die DRG widmet sich der Förderung der Radiologie in allen Bereichen der medizinischen Anwendung und der Grundlagenforschung. Aktuell zählt die DRG 6.500 Mitglieder, vorrangig Radiologen und Medizinphysiker. Die DRG ist Ausrichterin des Deutschen Röntgenkongresses, des größten deutschsprachigen Fachkongresses der bildgebenden Medizin.
Der 92. Deutsche Röntgenkongress findet in diesem Jahr vom 1. bis 4. Juni in Hamburg statt.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution449

Quelle: Deutsche Röntgengesellschaft e.V., Pressesprecher Florian Schneider, 27.05.2011


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Mai 2011