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MELDUNG/294: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 18.02.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Startschuss zum Bau der Protonentherapie ist gefallen
→  Biomedizinisches Technologiezentrum an der Medizinischen Fakultät
      der Universität Münster gegründet

Raute

Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden - 17.02.2011

Startschuss zum Bau der Protonentherapie ist gefallen

Die Vorstände des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden, Prof. Michael Albrecht und Wilfried Winzer, haben mit der Zahlung der ersten Rate den Startschuss für den Bau der ersten ostdeutschen Protonentherapieanlage gegeben. Nach europaweiter Ausschreibung des Projekts beauftragten sie die Ion Beam Applications S.A. (IBA) aus dem belgischen Louvain-la-Neuve, die Anlage zu bauen und bis Ende 2013 auf dem Klinikumsgelände zu installieren. Die ersten Krebspatienten sollen Anfang 2014 mit dem innovativen wie schonenden Verfahren behandelt werden.

Das Besondere des Projekts: Neben der Krankenversorgung steht die Anlage den Forschern des "Zentrums für Innovationskompetenz für Medizinische Strahlenforschung in der Onkologie - OncoRay" zur Verfügung. Zu Forschungszwecken entsteht parallel zu dem auf Magnetfeldern beruhenden Teilchenbeschleuniger ein zweiter, der die Protonen mittels Laserstrahlen auf Höchstgeschwindigkeit bringt. Damit wird in Dresden die weltweit erste Anlage dieser Art gebaut. Sie sichert der Dresdner Hochschulmedizin einen Innovationsvorsprung bei der Strahlentherapie von Krebspatienten.

"Wir freuen uns, dass wir für das Projekt den weltweit führenden Hersteller von Protonentherapieanlagen gewinnen konnten", sagt Prof. Michael Albrecht. Weltweit sind bereits elf Anlagen der IBA in Betrieb, sieben weitere befinden sich in unterschiedlichen Realisierungsphasen. "Diese große Erfahrung der IBA ist eine gute Basis dafür, die Anlage so schnell wie möglich in Betrieb nehmen zu können", sagt Wilfried Winzer. Die Planungen gehen davon aus, die ersten Krebspatienten Anfang 2014 zu behandeln. Zur Protonentherapie wird eine technische Ausstattung benötigt, die hochkomplex und schwergewichtig zugleich ist: Allein das die Protonen beschleunigende Zyklotron wiegt 200 Tonnen. Um mit diesen Teilchen den Körper optimal bestrahlen zu können, gehört zu der Anlage eine sogenannte Gantry. Die Stahlkonstruktion wird einen Durchmesser von zehn Metern haben und rund 200 Tonnen wiegen. Sie sorgt dafür, dass sich der Protonenstrahl aus jedem Winkel auf den Patienten richten lässt. "Wir sind stolz darauf, den Zuschlag für das Projekt bekommen zu haben - auch deshalb, weil wir mit den Dresdner Wissenschaftlern die Entwicklung eines gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsprogramms planen, um die Technologie der Protonentherapie weiter voranzutreiben," sagt Pierre Mottet, CEO der IBA. Die neue Protonentherapieanlage wird den Referenzstrahl für den in Dresden neu entwickelten Laser-Protonenbeschleuniger liefern. Die deutschen und belgischen Experten erwarten sich von der neuen Technologie eine Reduzierung des technischen und damit auch finanziellen Aufwands. Damit könnte die neue Anlage dazu beitragen, dass die Protonentherapie künftig mehr Menschen zur Verfügung steht.

Dresden und Heidelberg bauen nationales Forschungszentrum auf

Die neue Protonentherapieanlage ist zentrales Element des OncoRay-Forschungsvorhabens, das wiederum am "National Center for Radiation Research in Oncology Dresden/Heidelberg" beteiligt ist. Dieses Nationale Zentrum gehört zu den wenigen Spitzenforschungsprojekten, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung ausgewählt hat, um drängende Fragestellungen in der Medizin auf weltweit höchstem wissenschaftlichem Niveau zu klären. "Auf dem Campus der Dresdner Hochschulmedizin werden Wissenschaftler und Ärzte den Einsatz von Protonen in der Krebstherapie patientennah und jenseits kommerzieller Zwänge weiterentwickeln", erklärt Prof. Albrecht. Vorteil dieser ersten Protonentherapieanlage Ostdeutschlands ist, dass Patienten frühzeitig von weiteren Innovationen dieser noch neuen Therapieform profitieren werden. Das ist ein wesentlicher Grund für das Universitätsklinikum, sich an der Millioneninvestition zu beteiligen. Um innovative Ergebnisse in der onkologischen Strahlenforschung zu erzielen, ist ein hohes Maß an interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Medizinern, Physikern und Biologen notwendig. Dies gewährleistet der 2005 erfolgte Zusammenschluss von Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Medizinischer Fakultät der TU Dresden sowie dem Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf. Durch die Gründung des Nationalen Zentrums im vergangenen Jahr arbeiten die Dresdner Forscher nun auch eng mit dem Heidelberger Institut für Radioonkologie (HIRO) zusammen, das die Strahlentherapieforschung am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), dem Universitätsklinikum Heidelberg, dem Heidelberger Ionenstrahltherapiezentrum HIT am Universitätsklinikum Heidelberg, sowie dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) vereinigt. Seit Oktober 2010 arbeiten die Forscher beider Standorte ebenfalls im Deutschen Konsortium für translationale Krebsforschung (DKTK) zusammen.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.uniklinikum-dresden.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1564

Quelle: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Holger Ostermeyer, 17.02.2011

Raute

Westfälische Wilhelms-Universität Münster - 17.02.2011

Biomedizinisches Technologiezentrum an der Medizinischen Fakultät der Universität Münster gegründet

Die Medizinische Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster hat ein "Biomedizinisches Technologiezentrum" gegründet, das als Mittler zwischen Wissenschaft und Wirtschaft fungiert. "Auf der einen Seite gibt es kleinere und mittlere Unternehmen, die ihr nanoanalytisches Know-how für die Medizin nutzbar machen möchten, auf der anderen Seite die klinischen Forscher, die mithilfe der Nanobiotechnologie neue diagnostische Methoden und therapeutische Konzepte für ihre Patienten entwickeln wollen. Wir bilden eine Art Scharnier zwischen beiden Bereichen", erklärt Biochemiker Dr. Jürgen Schnekenburger, Leiter des neuen Zentrums.

Hervorgegangen ist die neue Einrichtung aus einer forschenden Arbeitsgruppe an der Medizinischen Klinik B des Universitätsklinikums Münster. Als zentrale Betriebseinheit ist das zehnköpfige Team nun direkt dem Dekanat unterstellt - dies spiegelt die wachsende Bedeutung des Themas Nanoanalytik auch für die Medizin wider. Das Spektrum möglicher Anwendungen ist weit gespannt. "Erst kürzlich hatten wir Besuch von Mitarbeitern einer japanischen Forschungsorganisation. Sie wollten wissen, mit welchen Technologien sie ihre Nanoprodukte auf Toxizität prüfen können", berichtet Schnekenburger. In einem anderen Projekt für einen Kosmetikhersteller gehe es darum, den Effekt neuer Wirkstoffe auf die Elastizität und Alterung von Hautzellen zu testen. "Zellbiologie ist unsere Kernkompetenz. Hinzu kommt, dass wir uns mit den Technologien auskennen, die Ingenieure und Physiker ursprünglich für andere Anwendungen und Märkte entwickelt haben. Wir bringen beides zusammen."

Die Aussichten für eine künftig noch erfolgreichere Zusammenarbeit sind gut, denn in Kürze wird mit dem Bau des vor einem Jahr von der Landesregierung bewilligten Nano-Bioanalytik-Zentrums begonnen. Der Neubau soll in etwa zwei Jahren bezugfertig sein. Dann wird das Biomedizinische Technologiezentrum, dessen Labors sich momentan im Bereich des Altklinikums befinden, dort seine Arbeit Seite an Seite mit innovativen kleinen und mittleren Unternehmen fortsetzen. "Diese werden beispielsweise profitieren, indem wir ihnen den Zugang zu spezifisch aufbereitetem Probenmaterial erleichtern. In der Medizin müssen hohe Qualitätsstandards eingehalten werden, die die Firmen bei der eigenen Präparation von Zellen oft nicht erreichen", so der Leiter des neuen Zentrums. Neben solchen Service-Dienstleistungen wird der zweite Schwerpunkt die Beratung sein. Jürgen Schnekenburger betont: "Wir werden den Firmen dabei helfen, Anwendungsfelder für Technologien in der Medizin zu identifizieren und Hürden, die es beim Einsatz der Techniken in der Medizin gibt, zu meistern." Daneben wird das Biomedizinische Technologiezentrum weiter in der Grundlagenforschung tätig sein.

Das Interesse der klinisch tätigen Ärzte und Wissenschaftler an der Nanobiotechnologie liegt besonders im Bereich der regenerativen Medizin. Die Forscher versuchen herauszubekommen, welchen Mechanismen die Differenzierung von Stammzellen zu spezialisierten Zellen, beispielsweise Leberzellen, unterliegt. Dieses Wissen kann zukünftig helfen, transplantierbare Zellen zu erzeugen. Auch für eine gezieltere Behandlung von Krebserkrankungen bieten sich durch die Nanobiotechnologie neue Perspektiven.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://campus.uni-muenster.de/mfm.html
Medizinische Fakultät der Universität Münster

Redaktion:
Dr. Thomas Bauer
E-Mail: thbauer@uni-muenster.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution72

Quelle: Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Dr. Christina Heimken, 17.02.2011


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Februar 2011