Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FAKTEN

MELDUNG/134: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 07.06.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Forschungsprojekt für eine zielgenaue Behandlung beweglicher Tumore
→  Gesundheit global
      Neu eingerichtete Arbeitsstelle Medizinethnologie an der Freien Universität Berlin

Raute

Universitätsmedizin Mannheim - 03.06.2010

Innovationspreis der DEGRO für Forscherteam der UMM

Ausgezeichnetes Forschungsprojekt für eine zielgenaue Behandlung beweglicher Tumore

Ein Forscherteam um Dr. sc. hum. Hansjörg Wertz hat ein neues Verfahren zur bildgestützten Strahlentherapie entwickelt, mit dem im Körper bewegliche Tumore - beispielsweise Lungentumore während des Atmens - zielgenauer behandelt werden können. Das junge Forscherteam setzt sich aus Medizinern, Medizinphysikern, Informatikern und Experten im Bereich der Bildverarbeitung zusammen. Dr. Wertz selbst ist Medizinphysik-Experte an der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie der Universitätsmedizin Mannheim (UMM).

Das erfolgreiche Forschungsprojekt ist mit dem Innovationspreis der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) ausgezeichnet worden. Der mit 2.000 Euro dotierte Preis wird Dr. Wertz und seinem Team am 3. Juni 2010 bei der Jahrestagung der DEGRO in Magdeburg verliehen.

Die Koppelung von Computertomograph (CT) für die Bildgebung und Linearbeschleuniger für die Strahlentherapie ermöglicht es, direkt vor einer Strahlenbehandlung die Lage eines Tumors genau zu ermitteln. Auf dieser Basis kann heute die Bestrahlung exakt dreidimensional geplant werden. Erschwert wird diese sehr zielgenaue Planung jedoch, wenn Tumore nicht fest im Körper fixiert sind, sondern sich um einige Millimeter bewegen, etwa durch die Atmung oder den Herzschlag des Patienten. Um beispielsweise einen Patienten mit einem Lungentumor exakt strahlentherapeutisch behandeln zu können, muss dieser während der Bildgebung und der Strahlentherapie den Atem anhalten. Eine langsame Bildgebung ist hier der limitierende Faktor.

Fast alle Patienten, die an Lungentumoren leiden, können ihren Atem wenigstens 15 Sekunden anhalten. Das Mannheimer Forscherteam setzte sich daher das Ziel, ein Verfahren zu entwickeln, das eine Bildgebung am Linearbeschleuniger in diesem Zeitrahmen ermöglicht, damit auch Patienten mit atembeweglichen Tumoren vor der Strahlenbehandlung exakt positioniert werden können. Dafür verwendeten sie den simultanen Einsatz von niederenergetischer kV-(Kilovolt) und hochenergetischer MV-(Photonen-)Strahlung. Um mit dieser Methode eine gute Bildqualität zu erzielen, musste sowohl eine spezielle Softwarelösung als auch eine externe Synchronisationshardware entwickelt werden, damit Artefakte vermieden werden und eine Synchronisation hergestellt wird.

Die Zusammenarbeit der verschiedenen Disziplinen hat zum Ziel geführt: Tatsächlich ist es den Wissenschaftlern gelungen, gemeinsam ein Verfahren zu entwickeln, das die Basis für eine ultraschnelle Volumenbildgebung an Linearbeschleunigern bildet. Mit der neu entwickelten Technik ist es weltweit erstmals möglich, bei gleichzeitiger, kontinuierlicher kV- und MV-Bild-Akquisition Artefakt-freie Projektionen zu erhalten, die für eine schnelle und qualitativ hochwertige Bildgebung zwingend sind.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution400

Quelle: Universitätsmedizin Mannheim, Dr. Eva Maria Wellnitz, 03.06.2010

Raute

Freie Universität Berlin - 04.06.2010

Gesundheit global - Neu eingerichtete Arbeitsstelle Medizinethnologie an der Freien Universität Berlin

Wie werden Menschen in Tansania behandelt, die mit HIV/AIDS leben? Was bedeutet Kranksein in Deutschland für sogenannte illegale Einwanderer? Mit Fragen wie diesen beschäftigt sich die Medizinethnologie. Am Institut für Ethnologie der Freien Universität ist nun eine Arbeitsstelle eingerichtet worden, die ihre Forschungsarbeiten in der Langen Nacht der Wissenschaften am morgigen Sonnabend erstmals einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. Eine spezielle, global ausgerichtete Arbeitsstelle dieser Art innerhalb eines ethnologischen Instituts ist bislang einzigartig an deutschen Hochschulen.

Die Mitarbeiter der Arbeitsstelle Medizinethnologie untersuchen mit ihrem fachspezifischen Blick weltweit Phänomene, die mit Krankheit, Gesundheit und Heilung verknüpft sind. Sie erforschen beispielsweise, warum bestimmte Präventionsmaßnahmen zu HIV/AIDS in afrikanischen Gesellschaften nicht greifen. Die Forschungsergebnisse können wichtige Empfehlungen für Entscheidungsträger in Politik, Gesellschaft und Gesundheitssystemen der Untersuchungsregionen darstellen.

"Die Stärke der Ethnologie ist, dass sie mit ihren Methoden detaillierte Einblicke in andere Lebenswelten ermöglicht und diese erklären kann", sagt Professor Hansjörg Dilger, der die Arbeitsstelle leitet. Diese steht für Grundlagenforschung, praxisbezogene Forschungsschwerpunkte sowie die Entwicklung von theoretischen Zugängen und Zusammenhängen. Regional konzentrieren sich die Forschungen bisher auf Afrika und Asien. Thematische Schwerpunkte sind neben dem Umgang mit globalen Epidemien wie HIV/AIDS der Zusammenhang von Migration und Gesundheit sowie die Entwicklung von staatsübergreifenden Märkten für Heilpflanzen und Medikamente.

Die Einrichtung soll Anlaufstelle und Plattform für Nachwuchswissenschaftler, externe Fachleute sein und für eine breite Öffentlichkeit. Geplant sind Veranstaltungen und Projekte, die internationale Netzwerke schaffen. "Wir wünschen uns fachübergreifende Projekte innerhalb der Universität und themenspezifische Kooperationen mit externen Institutionen", sagt Dilger. Dabei denkt er an Institutionen der Entwicklungszusammenarbeit und an politische Entscheidungsträger in den Forschungsregionen.

Während die klassische Ethnologie oder Völkerkunde vor allem "traditionelle" außereuropäische Kulturen untersuchte, beschäftigt sich die moderne Ethnologie verstärkt mit aktuellen kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Zusammenhängen in einem globalen Kontext. In den USA und Großbritannien zählt die sogenannte "Medical Anthropology" zu den stärksten Forschungsrichtungen innerhalb der Sozial- und Kulturanthropologie. Im deutschsprachigen Raum hat sich die Medizinethnologie erst in den vergangenen Jahren als eigenständige Subdisziplin des Faches etabliert.

Weitere Informationen finden Sie unter
- http://www.fu-berlin.de/langenacht/2010/programm/kulturen/ethnologie
   Die Arbeitsstelle Medizinethnologie in der Langen Nacht der Wissenschaften am 5. Juni
- http://www.fu-berlin.de/campusleben/forschen/2010/100604_medizinethnologie
   Artikel zur Arbeitsstelle im Online-Magazin campus.leben
- http://www.polsoz.fu-berlin.de/ethnologie/arbeitsstellen/medical_anthropology
   Die Arbeitsstelle Medizinethnologie am Institut für Ethnologie der Freien Universität Berlin

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution9

Quelle: Freie Universität Berlin, Nicole Körkel, 04.06.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Juni 2010