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MELDUNG/126: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 21.05.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Hamburger Tropeninstitut besiegelt Zusammenarbeit mit Universität von Antananarivo, Madagaskar
→  Neues Bronchoskopieverfahren verbessert die Lungenkrebsdiagnostik
→  Zusammenfassende Studie bietet abgesicherte Erkenntnisse für effizientes Krankenhausmanagement

Raute

Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin - 19.05.2010

Internationale Forschungsprojekte

Hamburg, 19. Mai 2010 - Im Beisein der Vizepräsidentin für internationale Beziehungen von der Universität Antananarivo, Prof. Dr. Monique Ramanamihantatsoarana, wurde am 10. Mai 2010 im Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI) ein Vertrag über eine wissenschaftliche Zusammenarbeit unterzeichnet.

In den kommenden Jahren wollen beide Institutionen gemeinsame Forschungsprojekte durchführen und die Ausbildung sowie den Austausch von Studenten und Wissenschaftlern fördern. Projekte zum Malariarisiko bei Schwangeren und zur Verbreitung des Dengue-Fiebers haben bereits begonnen. Zudem plant die Gruppe um Projektleiter Prof. Jürgen May eine großangelegte Studie zu einem Impfstoff gegen Typhus.

Das Ziel ist eine langfristige Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern aus Madagaskar und die Errichtung einer Infrastruktur vor Ort. "In Madagaskar sind viele Tropenkrankheiten weit verbreitet. Dem Land fehlen aber bisher die Möglichkeiten, diese Erkrankungen genauer zu untersuchen und zu bekämpfen", erklärt BNI-Vorstandsmitglied Prof. Bernhard Fleischer.

Bereits 1997 gelang es, eine vertraglich gesicherte Zusammenarbeit mit der Universität von Kumasi in Ghana zu etablieren. Mit Unterstützung der Volkswagen-Stiftung errichtete das BNI eine Forschungsplattform, das Kumasi Centre for Collaborative Research, das Wissenschaftlern weltweit für Forschungsprojekte zur Verfügung steht.

Über das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin

Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI) ist Deutschlands größte Einrichtung für Forschung, Versorgung und Lehre auf dem Gebiet tropentypischer Erkrankungen und neu auftretender Infektionskrankheiten.

Gegenstand der Forschung sind Klinik, Epidemiologie und Krankheitsbekämpfung sowie die Biologie der Krankheitserreger, ihrer Reservoirtiere und Überträger. Den aktuellen Schwerpunkt bilden Malaria, hämorrhagische Fieberviren, Tuberkulose und Gewebewürmer. Für den Umgang mit hochpathogenen Erregern wie Lassa- und Ebola-Viren verfügt das Institut über Laboratorien der höchsten biologischen Sicherheitsstufe (BSL4). Als herausragende wissenschaftliche Leistungen des Instituts in jüngster Vergangenheit gelten die Identifizierung des SARS-Coronavirus und die Entdeckung eines bisher unbekannten Entwicklungsstadiums der Malaria-Erreger im Menschen.

Versorgungsleistungen des Instituts umfassen die spezielle Labordiagnostik tropentypischer und anderer seltener Erkrankungen, eine enge Zusammenarbeit mit der Bundeswehr sowie Beratung für Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Öffentlichkeit, die wesentlich zur gesamtstaatlichen Bedeutung des Instituts beitragen. Das Institut dient als nationales Referenzzentrum für den Nachweis aller tropischen Infektionserreger, Referenzlabor für SARS und Kooperationszentrum der Weltgesundheitsorganisation für hämorrhagische Fieberviren.

Die Lehrtätigkeit umfasst einen dreimonatigen, ganztägigen Kursus über alle Aspekte der Tropenmedizin für Ärzte sowie ein Fortbildungsprogramm für Doktoranden des Instituts und eine Reihe von Weiterbildungsangeboten zu Themen der Reisemedizin und der internationalen Gesundheit.

In Zusammenarbeit mit dem ghanaischen Gesundheitsministerium und der Universität von Kumasi betreibt das Institut seit über zehn Jahren ein modernes Forschungs- und Ausbildungszentrum in Ghana, das auch externen Arbeitsgruppen zur Verfügung steht.

Als Mitglied der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (WGL) wird das Institut als Forschungsinstitut mit überregionaler Bedeutung gemeinsam durch den Bund, die Freie und Hansestadt Hamburg und die übrigen Bundesländer finanziert.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1059

Quelle: Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Dr. Eleonara Setiadi, 19.05.2010

Raute

Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt am Main - 20. Mai 2010

Neues Bronchoskopieverfahren am Uniklinikum verbessert die Lungenkrebsdiagnostik

Die minimalinvasive Technik ermöglicht einen schonenden Blick in bisher unsichtbare Strukturen

Das Klinikum der J.W. Goethe-Universität verfügt seit einiger Zeit über ein neues Ultraschallgerät für die Lungenkrebsdiagnostik. Die Entwicklung des endobronchialen Ultraschalls (EBUS) ist einer der bedeutendsten Fortschritte der letzten Jahre auf diesem Gebiet. An der Spitze des Bronchoskopes ist zusätzlich zur üblichen Optik ein Ultraschallkopf eingebaut. Dieser ermöglicht nicht nur einen genauen Blick in die Atemwege sondern auch eine sonographische Darstellung der Bronchialwand und der umgebenden Strukturen. Vergrößerte Lymphknoten oder andere verdächtige Veränderungen am Bronchialsystem oder an der Luftröhre werden durch den Ultraschall dargestellt, und Proben für die Diagnostik können gezielt und unter Sicht gewonnen werden.

Die flexible Bronchoskopie ist schon seit Jahren bei der Diagnostik von Lungenerkrankungen eine schonende, treffsichere Methode - und das, ohne den Betroffenen Narkosemittel verabreichen zu müssen. Allerdings konnte man durch die herkömmliche Spiegelung der Atemwege bisher nur die innere Oberfläche der Schleimhaut in den Bronchien sehen, nicht aber wie es darunter aussieht. Um die Diagnose zu sichern, ist dabei häufig eine Probengewinnung aus den tieferen Schichten der Bronchialwand oder des umgebenden Gewebes erforderlich. Da im Brustkorb aber das Herz und die großen Gefäße liegen, kann es riskant sein, "blind" Proben zu gewinnen. Für eine Entnahme von Gewebeproben war deshalb im Bereich des Mediastinums (Mittelfellraum) bisher eine endoskopische Operation mit Gewebeentnahmen unumgänglich, um eine genaue Beurteilung treffen zu können.

Prof. Dr. T.O.F. Wagner, Leiter des Schwerpunktes Pneumologie und Allergologie des Uniklinikums Frankfurt, erklärt: "Mit diesem neuen Verfahren sind wir am Uniklinikum in der Lage, mit kleinstmöglicher Belastung, teilweise ambulant, die Diagnostik zu vervollständigen und so die Patienten schneller beraten und behandeln zu können. Für die weitere Vorgehensweise, beispielsweise die Frage, ob ein Tumor operiert werden kann, müssen wir wissen, ob Lymphknoten befallen sind und wie es unter der Schleimhaut aussieht." Der Spezialist für Pneumologie ergänzt: "Nur wenn alle Diagnosemöglichkeiten zur Verfügung stehen, kann man sich im Sinne des Patienten für den besten Weg zum Ziel entscheiden und natürlich auch die Behandlungsmethode gemeinsam auswählen".

Das Lungenkarzinom ist beim Mann der am häufigsten zum Tod führende Krebs, bei Frauen nimmt diese Krebsart als Todesursache zu. Jährlich sterben in Deutschland mehr als 40.000 Menschen an Lungenkrebs, Tendenz steigend. Auch wenn noch die Mehrzahl der Patienten nicht geheilt werden kann, sind durch frühzeitige Diagnose und stadiengerechte Therapie heute für alle Betroffenen eine Verbesserung der Lebensqualität und häufig eine Erhöhung der Lebenserwartung möglich.

Weitere Informationen
finden Sie unter
http://www.kgu.de

Für weitere Informationen:

Prof. Dr. T.O.F. Wagner
Medizinische Klinik I
Leiter des Schwerpunktes Pneumologie und Allergologie
Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main
E-Mail: t.wagner@em.uni-frankfurt.de

Ricarda Wessinghage
Recht/Öffentlichkeitsarbeit/Presse
Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main
E-Mail: ricarda.wessinghage@kgu.de
Internet: www.kgu.de

Über das Klinikum der J.W. Goethe-Universität
Das Klinikum der J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main, gegründet im Jahr 1914, zählt zu den führenden Hochschulkliniken Deutschlands. Es bietet seinen Patientinnen und Patienten eine bestmögliche medizinische Versorgung in 24 Fachkliniken. Der enge Bezug zur Wissenschaft - Klinikum und Fachbereich Medizin betreiben zusammen 24 Forschungsinstitute - sichert den Patientinnen und Patienten eine zeitnahe Umsetzung neuer Erkenntnisse in die therapeutische Praxis. 1.250 Betten stehen zur Verfügung. Zahlreiche Institute widmen sich medizinisch-wissenschaftlichen Spezialleistungen. Jährlich werden 46.000 stationäre und 170.000 ambulante Patienten betreut. Besondere interdisziplinäre Kompetenz besitzt das Universitätsklinikum unter anderem auf den Gebieten der Neurowissenschaften, Onkologie und kardiovaskulären Medizin. Auch als Standort für Organ- und Knochenmarktransplantationen, Dialyse sowie der Herzchirurgie nimmt es besondere Aufgaben der überregionalen medizinischen Versorgung wahr. 3.900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich rund um die Uhr um die Patientinnen und Patienten.

Weitere Informationen über das Klinikum der J.W. Goethe-Universität finden Sie unter
http://www.kgu.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution798

Quelle: Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt a.M., Johannes Eisenberg, 20.05.2010

Raute

Technische Universität Dresden - 20.05.2010

Zusammenfassende Studie bietet abgesicherte Erkenntnisse für effizientes Krankenhausmanagement

Klinische Pfade im Krankenhaus sichern die Behandlungsqualität und sind effektiv

Eine vom Lehrstuhl Public Health (Univ.-Prof. Dr. Joachim Kugler) der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus in Zusammenarbeit mit der Monash University in Melbourne, Australien und der Erasmusuniversität Rotterdam durchgeführte Studie weist erstmals empirisch nach, dass klinische Pfade (clinical pathways) tatsächlich die Behandlungsqualität sichern, die Verweildauer verkürzen und Kosten reduzieren können. Die Wissenschaftler wollten wissen, wie effektiv standardisierte Abläufe in der Therapie und Pflege von stationär behandelten Patienten sind. Die Grundlage für die jetzt vorliegenden Zahlen bildet die Analyse von 3.214 Studien aus aller Welt, die sich mit den Effekten klinischer Behandlungspfade beschäftigten. Damit legen die Forscher die weltweit erste Cochrane Übersichtsarbeit und Meta-Studie zu diesem Thema vor.

Bislang wurde die Wirksamkeit standardisierter Behandlungen weltweit sehr kontrovers diskutiert. Andererseits nutzen vor allem in den USA bereits heute rund 80 Prozent der Krankenhäuser klinische Behandlungspfade. Auch in Deutschland etablieren zunehmend mehr Krankenhäuser dieses Managementinstrument, um die Behandlungsqualität zu sichern und wirtschaftlicher arbeiten zu können. Das internationale Forscherteam wies nun nach, dass Klinische Pfade mit einer deutlich niedrigeren Komplikationsrate im Krankenhaus (Wundinfektionen, Blutungen und Pneumonie) und einer besseren Dokumentation assoziiert sind. Dies lässt sich anhand der statistischen Zusammenfassung auch gut beziffern. So kommt es bereits bei 17 mit Hilfe dieser Pfadstrategie behandelten Patienten zu einem unerwünschten Ereignis (Komplikation) weniger. Nach standardisierten Abläufen behandelte Patienten konnten das Krankenhaus auch häufig früher verlassen als diejenigen, die nicht nach einem solchen System betreut wurden.

Der durch die Pfade effizientere Betrieb kann für die Krankenhäuser auch einen finanziellen Effekt haben. Die Patienten, die nach einem Behandlungspfad therapiert werden, kosten das Krankenhaus pro Fall je nach Ausgangssituation mehrere hundert bis mehrere tausend US-Dollar weniger: "Mit den vorliegenden Analyseergebnissen können wir die Wirksamkeit klinischer Behandlungspfade in Krankenhäusern nachweisen", sagt Dr. Thomas Rotter, der vor kurzem als Projektleiter über das Thema erfolgreich an der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus promoviert hat. "Uns ist damit ein wegweisender Schritt hin zu einem effizienten Krankenhausmanagement gelungen." Das systematische Review untersuchte nicht nur die ökonomischen Effekte der standardisierten Behandlung, sondern vor allem Studienendpunkte wie die Behandlungsqualität, Wiedereinweisung ins Krankenhaus und die Sterblichkeit.

Für die Studie schloss sich im Jahr 2006 ein internationales Forscherteam zusammen. Beteiligt sind Wissenschaftler des Lehrstuhls Public Health der TU Dresden, der Erasmusuniversität Rotterdam sowie der Monash University aus dem australischen Melbourne. Unterstützung erhalten die Wissenschaftler von der Cochrane Collaboration, einem weltumspannenden Netzwerk, das sich mit evidenzbasierter Medizin beschäftigt. Die Ergebnisse der Meta-Studie zu den Behandlungspfaden wurden jetzt in der Cochrane Library veröffentlicht und auf internationalen Konferenzen in Belgien und Großbritannien vorgestellt. Im Mittelpunkt des zweiten Projektteils stehen nun das Schließen von Forschungslücken und die Arbeit an einem neuen Cochrane Projekt über Klinische Pfade im ambulanten Sektor.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.mrw.interscience.wiley.com/cochrane/clsysrev/articles/CD006632/frame.html

Die komplette Studie ist einsehbar unter:
http://www.mrw.interscience.wiley.com/cochrane/clsysrev/articles/CD006632/frame.html

Das Internationale Pfadprojekt wurde u.a. von der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) und durch ein personenbezogenes hAustauschprogramm zwischen dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und der Group of Eight (Go8) Universitäten in Australien gefördert (www.daad.de/ppp).

Kontakt:
Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus
Gesundheitswissenschaften/Public Health Dresden
http://www.gesundheitswissenschaften-dresden.de/
Dr. rer. medic. Thomas Rotter (Dipl. Kfm., MPH)
E-Mail: thomas.rotter@health-con.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution143

Quelle: Technische Universität Dresden, Konrad Kästner, 20.05.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Mai 2010